Kawasaki-Teamchef: «Tom Sykes ist die beste Wahl»
Tom Sykes: Was sagt Kawasaki Japan zu seiner geplanten Rückkehr?
2018 brachte das Team Puccetti Kawasaki mit Toprak Razgatlioglu ein außergewöhnliches Talent in die Superbike-WM, mit dem inzwischen 25-Jährigen feierte es die größten Erfolge (2 Siege, 15 Podestplätze) in dieser Klasse.
Dessen Nachfolger Xavi Fores und Lucas Mahias kamen aus verschiedenen Gründen nicht einmal annähernd an diese Leistungen heran.
Für 2023 will Teamchef Manuel Puccetti kein Risiko eingehen, deshalb redet er seit Monaten mit Ex-Weltmeister Tom Sykes über dessen Rückkehr in die Weltmeisterschaft.
Der 37-Jährige startet dieses Jahr auf Ducati in der Britischen Meisterschaft, wurde dort bislang aber nicht glücklich. Nach 21 Rennen liegt Sykes auf dem enttäuschenden 15. Gesamtrang, nicht mal auf seiner Paradestrecke Donington Park kam er über Platz 7 hinaus. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass das Team von Paul Bird nicht auf die Wünsche von Sykes eingeht und es insgesamt an Unterstützung mangle. Auch Teamkollege Joshua Brookes, 2020 auf Ducati noch Meister, liegt nur auf dem zwölften Gesamtrang.
Puccetti kam mit der Verpflichtung von Sykes in den vergangenen Wochen nicht voran, weil während der sechswöchigen Sommerpause Entscheidungsträger im Urlaub waren. Freitagabend setzte sich der Italiener im Fahrerlager von Magny-Cours mit Steve Guttridge zusammen, dem obersten Rennsportmanager von Kawasaki in Europa.
«Wir müssen es nächstes Jahr sofort in die Top-6 schaffen», formulierte Puccetti im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com seine Ziele. «Dafür brauche ich einen erfahrenen Piloten. Tom Sykes ist für mich ein großer Name. In ein oder zwei Jahren können wir vielleicht die mittlere Hubraumkategorie verlassen und zwei Superbikes an den Start bringen. Dann wäre es gut, einen ehemaligen Champion wie ihn zu haben und ihm einen jungen Fahrer an die Seite zu stellen. Ich entscheide meine Fahrer zusammen mit Kawasaki, sie unterstützen mich sehr, wie ein Satelliten-Team.»
Sykes feierte mit dem japanischen Hersteller seine größten Erfolge: Er schloss die Weltmeisterschaft zwischen 2012 und 2017 immer in den Top-3 ab und eroberte während seiner Karriere 34 Siege. Mit seinem Titelgewinn 2013 beendete er für die Grünen eine 20-jährige Durststrecke und hat bei Kawasaki immer noch viele Freunde und Unterstützer.
«Kawasaki Europa redet jetzt mit Kawasaki Japan, um herauszufinden, ob die Verpflichtung von Tom gut für alle ist», erklärte Puccetti. «Manchmal hat Kawasaki Japan andere Ansichten. Für mich ist Tom die beste Wahl. In die Top-3 schaffen wir es mit ihm nicht, das wäre ein Traum. Aber in die Top-5 oder Top-6. Und in der Superpole wird er immer gute Arbeit leisten. Und bei Regenrennen könnten wir sogar gewinnen. Sykes wäre die beste Lösung, mit ihm könnten wir uns wieder ein gutes Image erarbeiten.»
Für Puccetti steht fest: Sollte der Deal mit Sykes nicht zustande kommen, wird er auf einen anderen Fahrer mit Superbike-Erfahrung zurückgreifen, mehrere Piloten aus der BSB haben bei ihm angefragt. «In Donington ging es bei uns zu wie beim Arbeitsamt, so viele klopften an meine Türe», schmunzelte der Teamchef.
Moto2-Pilot Marcel Schrötter und Supersport-Weltmeister Domi Aegerter schließt Puccetti für seinen Superbike-Platz aus.