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Ein-Motorrad-Regel: Nutzlose Pseudo-Sparmaßnahme

Von Ivo Schützbach
Wintertests 2023: Nicht nur Scott Redding hatte zwei Bikes zur Verfügung

Wintertests 2023: Nicht nur Scott Redding hatte zwei Bikes zur Verfügung

Seit 2019 sehen wir in der Superbike-WM drei Läufe pro Rennwochenende. Aufgrund des eng gesteckten Zeitplans verlangen regelmäßig Fahrer und Teams, die Ein-Motorrad-Regel endlich abzuschaffen.

Für die Saison 2012 wurde aus Kostengründen die Ein-Motorrad-Regel eingeführt. Jeder Fahrer darf seither nur noch ein Bike in der Box stehen haben, aus einem Rolling-Chassis und Ersatzteilen kann im Bedarfsfall nach einem Crash ein neues aufgebaut werden.

Die Regel ist gut gemeint, letztlich aber ein Witz.

Offensichtlich wird das bei privaten Tests, wenn fast jeder mit zwei Maschinen anrückt. So sind direkte Vergleiche möglich und es spart viel Zeit, weil die Mechaniker ein Bike umbauen können, während der Pilot mit dem anderen fährt.

An den Rennwochenenden hat jedes Team für seinen Fahrer ein zweites Motorrad hinten in der Box stehen und womöglich ein drittes im Lkw. Die Regel spart also nicht einen Euro, sondern sorgt nur dafür, dass die Mechaniker extremen Stress haben, stürzt ihr Fahrer. Dann bleibt kaum Zeit, die Maschine für das nächste Training oder Rennen vorzubereiten. Im Extremfall ist das Training für den gestürzten Fahrer beendet und er verliert dadurch wichtige Zeit für die Abstimmungsarbeit. Vor 2012 eilte er einfach zurück an die Box und schwang sich aufs Ersatzmotorrad.

«Bei Regenrennen wechseln wir seither die Räder. Es wäre viel sicherer, auf das Ersatzmotorrad umzusteigen», kritisiert Ex-Weltmeister Tom Sykes. «Jeder hat ein Ersatzmotorrad dabei. In der MotoGP-WM haben sie auch zwei Bikes.»

WM-Vermarkter Dorna sieht in der Ein-Motorrad-Regel kein Sicherheitsrisiko. Tatsächlich ist es so, dass bis heute kaum ein Fahrer auf ein Rennen verzichten musste, weil er nach einem Sturz kein Motorrad mehr hatte. Oder dass ein Fahrer stürzte, weil die Mechaniker in der Hektik gemurkst haben.

Seit 2014 wurde der Zeitplan immer weiter verdichtet, seit 2019 sehen wir drei Superbike-Läufe pro Rennwochenende. Zusätzlich zu den normalen Rennen am Samstag- und Sonntagnachmittag gibt es seither das Sprintrennen am Sonntagvormittag.

«Stürzt ein Fahrer im Sprintrennen, kann das wegen der kurzen Pause zum nächsten Rennen das Aus bedeuten», mahnt Marcel Duinker, Crew-Chief von Kawasaki-Werksfahrer Alex Lowes. «So oder so hat jedes Team ein Ersatzmotorrad dabei. Ich habe nie verstanden, warum der Promoter das so haben wollte. Es wird Zeit, das zu überdenken und zum Zwei-Motorrad-Format zurückzukehren. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendein Team darüber eine andere Meinung hat.»


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