Álvaro Bautista (38) privat: So tickt der Ducati-Star
SPEEDWEEK-Mitarbeiter Manuel Pecino und Alvaro Bautista
Es war auf einem Vormittag gegen zehn Uhr, als SPEEDWEEK-Mitarbeiter Manuel Pecino auf der Autocross-Piste von Talavera de la Reina auf Álvaro Bautista wartete – der 38-Jährige ist hier aufgewachsen und lebt in der Kleinstadt mit rund 80.000 Einwohnern mit seiner Familie. Der Spanier kam in einem Transporter und mit seinem Vater zum verabredeten Interview, im Laderaum ein Supermotard.
Während Vater Mario mit Pylonen einen Parcours absteckte, bereitete sich der Ducati-Star auf die Trainingseinheit vor; es war bereits ziemlich heiß. «Dreimal 25 Minuten in beide Fahrtrichtungen – damit sich die Reifen gleichmäßig abfahren», erklärt Bautista. «Im Sport ist es keine gute Idee zu denken, dass man alles getan hat. Man muss weiterarbeiten. Je mehr man gewinnt, desto mehr muss man weiter trainieren und sich auf das konzentrieren, was man tut. Man baut schnell Selbstvertrauen auf, aber dann passieren schneller Fehler.»
Siege hat der 38-Jährige in diesem Jahr bereits reichlich eingefahren. 17 von 21 Rennen hat der Weltmeister gewonnen. «Wenn man eine so lange Siegesserie hat wie ich in diesem Jahr, kann man leicht den Fokus verlieren. Weil man ja scheinbar alles unter Kontrolle hat und das Ding locker gewinnt oder glaubt, dass man mit weniger Aufwand es ebenso schafft», sagte der Ducati-Pilot. «Ich arbeite aber jeden Tag weiter, so wie ich es immer getan habe. Es ist keine Anstrengung für mich, ich trainiere gerne. Ich tue es nicht aus Zwang, es ist mein Lebensstil.»
Während einer Trainingseinheit erzählte Mario, dass sein Sohn während der Saison einmal in der Woche auf dem Motorrad trainiert. «Im Sommer machen wir am Wochenende ein Training, so wie gerade jetzt, und manchmal fahren wir unter der Woche Supermotard; ich wechsle mich damit ab», präzisierte Álvaro. «Im Winter machen wir zwei Tage in der Woche Motocross, um Kraft und Ausdauer zu trainieren. Beim Flat Track oder Supermotard arbeiten wir mehr an der Technik.»
Am 4. Mai hatte Bautista seinen Vertrag mit Ducati bis 2024 verlängert. Vorausgegangen war eine wochenlange Hängepartie, in der mit seinem Rücktritt spekuliert wurde. Wie ist die Entscheidung zustande gekommen? «Ich bin schon seit vielen Jahren dabei! Seit 2003 fahre ich in Weltmeisterschaften … Ich habe vor allem wegen der Familie darüber nachgedacht. Ich habe bereits zwei Mädchen, die dreieinhalb und zweieinhalb Jahre alt sind», sagte der 49-fache Superbike-Sieger. «Aber als ich meiner Frau davon erzählte, sagte sie.... ‹Du bist verrückt! Du gewinnst mehr denn je! Zieh dein Ding durch und mach Dir keine Sorgen. Deine Familie wird immer hier sein›. Meine Familie hatte es viel klarer gesehen als ich.»