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FIM blockiert Dorna und schützt BMW – Toprak freut es

Von Ivo Schützbach
BMW ist nur dank Toprak Razgatlioglu überragend

BMW ist nur dank Toprak Razgatlioglu überragend

Superbike-WM-Leader Toprak Razgatlioglu hat 13 Rennen in Folge gewonnen. Die Gegner und Promoter Dorna haben die gleiche Meinung: Bei den technischen Zugeständnissen für BMW wurde übers Ziel hinausgeschossen.

Seit 2018 gibt es in der seriennahen Weltmeisterschaft eine komplexe Balance-Regel, die über die Jahre immer weiter verfeinert und dadurch komplizierter und unübersichtlicher wurde. Für Außenstehende ist längst nicht mehr nachvollziehbar, was der Algorithmus wie berechnet und was sich daraus an Vor- oder Nachteilen für die Hersteller ableitet. 2025 erfolgt der nächste Schritt, dann soll die erlaubte Spritdurchflussmenge als erste Stellschraube dienen, um zu erfolgreiche Hersteller einzubremsen.

Noch ist das nur über die erlaubte Maximaldrehzahl möglich. Hat ein Hersteller wegen anhaltender Erfolglosigkeit Concession- oder Super-Concession-Teile erhalten, das sind Änderungen am Motor und Chassis, die laut normalem Reglement nicht erlaubt sind, dann werden seine Leistungen alle zwei Events bewertet. So soll verhindert werden, dass sich ein Werk einen zu großen Vorteil erarbeitet. Aktuell betrifft das BMW, Honda und Kawasaki.

Gut für Razgatlioglu: In diese Bewertung fließen die Ergebnisse der zwei besten Fahrer jedes Herstellers ein. Weil aber nur Toprak auf der M1000RR herausragend ist, sorgen die Resultate des jeweils zweitbesten Piloten dafür, dass BMW im Schnitt nicht so gut dasteht. Deshalb lässt sich das normale Balance-Reglement derzeit nicht anwenden, um BMW einzubremsen.

Den Regelbuchschreibern war bewusst, dass eine solche Situation eintreten kann. Sie realisierten auch, dass der Algorithmus zur Auswertung der Leistungsfähigkeit der Motorräder die Wirklichkeit nie perfekt abbilden wird. Deshalb wurde der «Gott-Paragraf» unter Punkt 2.4.2.1. Absatz l ins Reglement eingearbeitet. Dieser erlaubt es der Superbike-Kommission, bestehend aus Vertretern der Dorna, FIM und der Hersteller, jederzeit in die Balance-Regel einzugreifen, wenn sie es für angebracht halten.

Razgatlioglu hat jetzt 13 Rennen in Folge gewonnen, das gelang keinem anderen Fahrer in der Geschichte der Superbike-WM. In Portimao riss der Zweiradkünstler aus der Türkei die Rekorde von Jonathan Rea und Alvaro Bautista mit jeweils elf Siegen in Folge nieder.

Die Dorna sieht ihre Felle davonschwimmen, weil die Show unter so einer Dominanz leidet und Langeweile aufkommt: Dann pilgern weniger Fans an die Rennstrecken, die TV-Einschaltquoten sinken und die anderen Hersteller sind verärgert.

Denn bei BMW ist es nicht wie bei Ducati, dass sie ein überragendes (und deutlich teureres) Serienmotorrad gebaut haben: Der deutsche Hersteller profitiert seit Jahren von technischen Zugeständnissen und fährt jetzt vorneweg – das prangern die Mitbewerber an.

Seit Juli wird deshalb darüber diskutiert, ob der Gott-Paragraf zur Anwendung kommen soll. In wochenlangen Gesprächen zwischen der Dorna und allen Herstellern kam es schließlich vor dem siebten Event in Portimao zu einer Einigung, dass die Maximaldrehzahl der BMW um 500/min reduziert wird. Doch die FIM legte innerhalb der Superbike-Kommission ihr Veto ein und alles blieb beim Alten.

Seit 2012 kümmert sich die spanische Firma Dorna Sports S.A. neben der MotoGP- auch um die Superbike-WM. Die Rechte wurden bis inklusive 2036 gekauft, die FIM kassiert pro Jahr mutmaßlich acht Millionen US-Dollar dafür. Damit ist die Dorna der mit großem Abstand wichtigste Geldgeber des Weltverbands. Dennoch verfolgt FIM-Präsident Jorge Viegas seit Jahren seine eigene Agenda und mischt sich zunehmend in die Belange der Dorna und Hersteller ein.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es zum großen Krach kommt, wie wir ihn bereits in der Motocross-WM erlebt haben und auch in der Formel 1. Dort haben die Rechteinhaber und Hersteller den Funktionären des Weltverbands ihren Platz an der Seitenlinie unmissverständlich zugewiesen.

«BMW bekommt seit Jahren Zugeständnisse, jetzt haben sie einen neuen Fahrer, der die Messlatte höher gelegt hat», erklärte ein Insider gegenüber SPEEDWEEK.com, der ungenannt bleiben möchte. «Das ganze Balance-System fußt darauf, zum Wohle des Sports zu sein. Es kann nicht sein, dass dem einen Hersteller (Ducati – der Autor) die Maximaldrehzahl reduziert wird und am Ende einer gewinnt, der nur wegen der Zugeständnisse so gut ist. Es ist sehr bedenklich, wenn sich die FIM derart einmischt, weil es dort offensichtlich am technischen Verständnis fehlt. Die FIM hat nichts zum Erfolg dieser Meisterschaft beigetragen, sie sonnen sich in dem, was andere erarbeitet haben.»


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