MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

MotoGP ab 2027 wird für Superbikes zur Komplikation

Von Ivo Schützbach
Die Motorräder in der MotoGP- und Superbike-WM wurden in den vergangenen zehn Jahren so schnell, dass heute kaum noch eine Rennstrecke die Sicherheitswünsche erfüllt. Das zieht viel nach sich.

Die MotoGP-WM stellt die Spitze der Motorsport-Pyramide auf zwei Rädern dar, in Mugello und Doha werden Höchstgeschwindigkeiten von über 360 km/h erzielt. Die Motorräder in der MotoGP- und Superbike-WM wurden in den vergangenen zehn Jahren so schnell, dass heute kaum noch eine Rennstrecke die Sicherheitswünsche erfüllt – die Kiesbetten wurden zu klein.

Da sich Sturzräume nicht beliebig erweitern lassen, haben sich die Hersteller, Promoter Dorna und der Weltverband FIM auf eine Verlangsamung verständigt. Dafür wird in der MotoGP ab 2027 der Hubraum auf 850 ccm gesenkt, die Aerodynamik eingedämmt und diverse Hilfen wie das höhenverstellbare Fahrwerk werden verboten. Die Rundenzeiten sollen so um bis zu zwei Sekunden erhöht werden. Wird die Topkategorie langsamer, müssen die getunten Serienmaschinen nachziehen.

Bislang wurden die Superbikes über die erlaubte Maximaldrehzahl eingebremst, was gleichzeitig als Balanceinstrument dient, ab 2025 wird das über die erlaubte Spritdurchflussmenge geschehen.

Da MotoGP und SBK von der spanischen Agentur Dorna vermarktet werden, lassen sich diese beiden Meisterschaften relativ einfach aufeinander abstimmen. Deutlich komplizierter wird es, wenn nationale Serien mit ins Spiel kommen.

Schon heute ist es so, dass die Ducati Panigale V4R in der Superbike-WM noch nie ihr technisches Potenzial ausschöpfen konnte, sie ist seit der Einführung 2019 über die erlaubte Maximaldrehzahl gedrosselt.

Selbst Experten fragen sich: Wenn MotoGP und SBK die Rundenzeiten um plus/minus zwei Sekunden verlangsamen, kann es dann passieren, dass ein Superbike in einer nationalen Meisterschaft plötzlich schneller ist?

«Ich habe die Rundenzeiten von MotoGP und Superbike in den vergangenen 20 Jahren verglichen», erklärte SBK Executive Director Gregorio Lavilla SPEEDWEEK.com. «In den nationalen Meisterschaften fahren sie 1,5 bis 2 sec langsamer als wir. Wenn wir um diesen Zeitfaktor langsamer werden, müssen wir uns überlegen, was dort passiert. Verlangsamen sie dann auch? Wir sind die Referenz-Meisterschaft mit Serienmaschinen.»

«Hinzu kommt», so Lavilla: «In Jerez sind die Supersport-Maschinen 2,4 sec langsamer als die Superbikes, im Schnitt über alle Strecken sind es 3 sec. Motorräder, die vergleichsweise nichts kosten und 140 PS haben. Das hebt hervor, wie wichtig die Reifen sind – sie sind ein Schlüsselelement. Es ist auch vorstellbar, dass der Gesetzgeber in der Zukunft Grenzen setzt, was die Motorleistung betrifft. Wir wissen es nicht, müssen uns dann aber anpassen.»

Die einfachste Lösung, um Rundenzeiten zu verlangsamen, wäre mit anderen Reifen. Doch das widerspricht dem Grundgedanken von Firmen wie Pirelli und Michelin, die den Motorsport als Entwicklungsplattform nutzen und viel Geld in die MotoGP- und SBK-WM investieren.

Mittelfristig muss auch an dieser Stelle ein Umdenken stattfinden.


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