Andrea Iannones Verhandlungen: Nur ein großer Bluff?
Andrea Iannone
Bis zum 31. Juli hatte Andrea Iannone die Möglichkeit, eine Option mit seinem jetzigen Team Go Eleven Ducati zu ziehen, diese hätte ihm den Platz in der Superbike-WM 2025 garantiert.
Der 35-Jährige ließ sie verstreichen und brachte sich stattdessen selbst bei Yamaha ins Spiel. In Portimao gab es ein unverbindliches Gespräch zwischen Iannone und Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli, doch bis zu den Rennen in Frankreich am vergangenen Wochenende bekam der GP-Veteran kein Angebot.
Dosoli wiederholte in Magny-Cours seine frühere Aussage, dass er mit den jetzigen Piloten Remy Gardner und Domi Aegerter in der Satelliten-Truppe GRT weitermachen wolle.
Gleichzeitig ist dem gewieften Manager aber auch bewusst, dass Iannone in Italien über enorme Popularität verfügt, die über Rennsportkreise weit hinausgeht. Entsprechend attraktiv ist der 13-fache GP-Sieger (1 MotoGP) für Sponsoren, allen voran für die italienischen Firmen Pata (Knabberzeug) und Prometeon (Lkw-Reifen). Deshalb gab es am Circuit de Nevers zwei weitere Treffen zwischen Dosoli und Iannone.
Iannone verwunderte in Magny-Cours mit den Aussagen, dass für ihn die «wichtigste Entscheidung seiner Karriere» anstehe und er Weltmeister werden wolle. Doch mit der schwachbrüstigen R1 ist derzeit nichts zu gewinnen; und in einem Ducati-Privatteam wird er nicht Champion.
Viele Ducati-Insider sind überzeugt: Iannone inszeniert eine riesige Show. In seinem jetzigen Team Go Eleven hat er eine schnelle Panigale V4R. Ein besseres Paket bekommt er nirgends, denn sämtliche Plätze in den Werksteams sind für 2025 besetzt.
Iannone genießt bei Ducati den Rückhalt von Geschäftsführer Claudio Domenicali und Rennchef Gigi Dall’Igna. Ansonsten hält sich die Beliebtheit des Italieners mit dem vielsagenden Spitznamen «The Maniac» (der Wahnsinnige) in Grenzen.
Die weit verbreitete These: Iannone will das Yamaha-Angebot nur, damit er den Ducati-Bossen etwas unter die Nase halten kann, um so seine Forderungen nach oben zu schrauben und seine Situation verbessern zu können.
Andreas Argument, dass er kein Geld mehr mitbringen, sondern stattdessen welches verdienen will, ist legitim. Die Aussage deckt sich aber nicht mit den Tatsachen. Nicht Iannone bezahlt für seinen Platz bei Go Eleven aus eigener Tasche, sondern mehrere Firmen hatten sich dazu entschlossen, ihm nach vierjähriger Dopingsperre das Comeback auf WM-Niveau zu ermöglichen.
Bei Go Eleven ist zu hören, dass Iannone bei ihnen mit Bonuszahlungen deutlich mehr Geld verdienen könne, als das bei Yamaha der Fall wäre. Und die Erfolgsaussichten mit einer Ducati sind wesentlich höher.
Iannone ist der verkeilte Dominostein, der das Fallen aller anderen derzeit blockiert. Sobald feststeht, ob der Haudegen 2025 für Go Eleven Ducati oder GRT Yamaha fährt, wird sich die sportliche Zukunft vieler anderer Fahrer klären.
Dass Iannone trotz schwankender Ergebnisse und WM-Rang 8 immer noch zu den Protagonisten gehört, belegt die Tatsache, dass sowohl Go Eleven als auch Yamaha auf seine Entscheidung warten, anstatt ihre Planungen ohne ihn voranzutreiben.