MotoGP: Marc Marquez über seinen Fehler

Knall bei BMW: Marc Bongers aus SBK-WM abgezogen

Von Ivo Schützbach
In den vergangenen Monaten wurde Marc Bongers als früherer BMW Motorsport Direktor immer mehr aufs Abstellgleis befördert, obwohl er mit Toprak die Superbike-WM 2024 gewann. Jetzt folgt der nächste Akt des Dramas.

Nicht einmal mehr eine Woche bis zum Saisonstart der Superbike-WM in Australien, da verblüfft uns BMW mit einer strategischen Neuausrichtung im Top-Management, die nicht jeder vorbehaltlos nachvollziehen kann.

Marc Bongers, 2024 bereits vom Motorsport-Direktor zum Sportdirektor arrangiert, wurde aus der Superbike- und Endurance-WM abgezogen und soll sich auf seinem neuen Posten um zukünftige Sportprojekte von BMW kümmern.

Dieser Schritt verwundert, denn als zum 1. Juni 2024 Sven Blusch die Rolle des Motorsport-Direktors übernahm, sagte Markus Flasch, seit 1. November 2023 Leiter von BMW Motorrad, gegenüber SPEEDWEEK.com: «Marc Bongers wird und wurde nicht getauscht, er sitzt sehr fest im Sattel. Er macht einen super Job in der WSBK. Was wir tun, ist das Team verstärken, mit jemandem, der sich um die strategische Arbeit außerhalb der WSBK kümmert. Wir haben ihn nicht degradiert. Wir überlegen uns, ob wir unser Thema Motorsport bei Motorrad größer machen. Das ist nicht nur GP, das können auch andere Formate sein, wo wir uns eventuell engagieren werden. Dass das auszusortieren etwas ist, das man nicht nebenbei macht, wenn man versucht Weltmeister in der WSBK zu werden, leuchtet ein.»

Jetzt soll Blusch als Motorsport-Direktor die Visionen Bongers überlassen und stattdessen seine bisherigen Management-Aufgaben in der Superbike- und Endurance-WM übernehmen. Das ergibt nicht für jeden Sinn.

«Sven Blusch ist ein Vollprofi im Motorsport, der hat von DTM über WEC alles gesehen und Valentino Rossi ins GT3-Cockpit bekommen», hielt Flasch im Mai 2024 fest. «Und er hat das Junior-Team entwickelt. Er ist jemand, der Motorsport durch und durch versteht. Die Strategie und das Business dahinter und das Netzwerk.»

Doch er kommt aus dem Automobilbereich. Reicht ein halbes Jahr im SBK-Paddock, um die Zusammenhänge so zu durchblicken, wie das bei Bongers nach über 15 Jahren der Fall ist? Anderen gelang es: Beispielsweise der frühere BMW-Rennchef Bernhard Gobmeier kam auch aus der Automobilsparte, oder der heutige Aprilia-Rennchef in der MotoGP, Massimo Rivola. Er war zuvor in der Formel 1.

Bongers bekam 2018 vom damaligen BMW-Geschäftsführer Dr. Markus Schramm den Auftrag, für 2019 wieder ein Werksteam aufzubauen. Der Niederländer war es, der im Mai 2023 Toprak Razgatlioglu überzeugen konnte, bei den Weiß-Blauen anzudocken. Dass sie 2024 gemeinsam und in überragender Weise die Superbike-WM gewannen, markiert den größten sportlichen Erfolg in der inzwischen 102-jährigen Firmengeschichte der Bayerischen Motoren Werke. Das darf sich auch Marc Bongers auf die Fahne schreiben.

Einige empfinden es deshalb als sehr herabwürdigend, dass er nun auf diese Weise aus dem Projekt entfernt wurde.

Doch Bongers hat auch Fehler gemacht. Zweimal brachte er BMW in eine Situation, dass ein Fahrer zu viel unter Vertrag stand und anschließend ausbezahlt werden musste – erst Loris Baz und dann Scott Redding. Bei diesen Entscheidungen hatte er jedoch die Rückendeckung von Dr. Schramm, das waren also keine Alleingänge, die nur ihm angelastet werden können.

Bongers hat sich über die Jahre den Respekt vieler Leute im SBK-Fahrerlager erarbeitet: Von den Fahrern über die Teams, in der Herstellervereinigung MSMA, bei Promoter Dorna und dem Weltverband FIM. Dass er nicht nur Freunde hat, trifft auf jeden Spitzenmanager zu.

Respekt muss man sich verdienen, er kommt nicht über Nacht. Und ihm gehen zahlreiche richtige Entscheidungen voraus.

Dass Bongers bei BMW zunehmend aufs Abstellgleis befördert wird, zeichnete sich seit Längerem ab. Erst kam er in den Presseaussendungen nicht mehr zu Wort, dann fehlte er bei der Präsentation der Werksteams Mitte Januar in Berlin.

Wie gut Blusch als Sportmanager in der Motorradwelt ist, muss er erst noch unter Beweis stellen. Mit ROKiT-Teammanager Shaun Muir und Technikchef Chris Gonschor hat er zwei erfahrene und kompetente Leute an seiner Seite. Er ist gut beraten, auf sie zu hören.

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