Superbike-WM: Toprak erwachte in einem Albtraum

Ur-Idee der Rahmen-Regel: Keine kollabierenden Bikes

Von Ivo Schützbach
Das technische Reglement der Superbike-WM erlaubt Änderungen am Chassis, diese sind für einen Hersteller wie BMW aber nicht zielführend. Technikchef Chris Gonschor erklärt, weshalb das so ist.

Über den Winter wurden die technischen Regeln für die Superbike-WM angepasst, wie es jedes Jahr gemacht wird. Neu ist, dass ein Hersteller, der sein Chassis aufgrund von Zugeständnissen (Concessions) ändern durfte, dieses nicht mehr verwenden darf, sobald er ein neues Homologationsmodell bringt.

Das ist bei BMW der Fall, Toprak Razgatlioglu und Michael van der Mark müssen dieses Jahr also mit dem Originalchassis der neuen M1000RR fahren. Der für 2024 entwickelte Spezialrahmen bleibt in der Kiste.

Es war schon immer so, dass Änderungen am Standardchassis vorgenommen werden durften, allerdings nur durch Versteifungen. Ein «weicheres» Chassis, also mit geringerer Verwindungssteifigkeit, wie es BMW einsetzte, gibt es nur durch den Erhalt von Super-Concession-Teilen.

Eine Praxis, die BMWs Technischer Direktor Chris Gonschor nicht mehr für zeitgemäß hält. «Das ist eine sehr historische Regelauslegung, das sprechen wir seit Jahren an», betonte der Bochumer im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Zeit, aus der diese Regel stammt, ist 20 oder 30 Jahre her. Damals wollte man verhindern, dass im Fahrerlager Rahmen manipuliert werden, im Sinne von reduziert, also Material und damit Steifigkeit rausgenommen. Dann kollabiert das Fahrzeug, weil nicht jedes simuliert und auf Betriebsfestigkeit abgesichert wurde. Jetzt sind wir aber im Jahr 2025 angekommen und jeder Hersteller weiß genau, was er an die Strecke bringt, auch wenn er Bauteile schwächt. Und dass das immer noch sicher ist, ohne Wenn und Aber. Der Parameter, dass man nur hinzufügen darf, macht keinen Sinn. Rahmen heutzutage noch zu versteifen, mit der Basis, mit der Stockmotorräder rumfahren, ist bei fast keinem Hersteller mehr eine Notwendigkeit. In der Regel hat man ein sehr stabiles, verifiziertes Serienfahrzeug, das für alle Belastungen im Zwei-Mann-Betrieb, inklusive Rennstrecke, ausgelegt ist. Die Variante, dass man ein zu weiches Chassis in der Serie hat, ist quasi nicht gegeben.»

Ein Stück weit wurde BMW vom neuen Reglement überrumpelt, weil es nicht durch die Gremien hindurch beschlossen, sondern durch den «Gott-Paragraphen» der Dorna durchgesetzt wurde. Doch selbst bei ordnungsgemäßem Regelbeschluss oder längerer Vorlaufzeit hätte BMW nicht schnell genug darauf reagieren können, den 2024er-Spezialrahmen in das Serienmodell zu bringen.

«Zwei Jahre sind die Mindestterminpläne, die man für ein Facelift einhalten muss, das sieht man ja auch an unserem Produktportfolio», schilderte Gonschor. «Innerhalb der zwei Jahre hat man einen gewissen Karenzraum von vielleicht einem halben Jahr, wo man eine Ad-hoc-Entscheidung einbringen kann. Aber spätestens eineinhalb Jahre vor Markteinführung ist das Paket so weit beschrieben, damit man auch alle gesetzlichen Absicherungsschleifen zur Homologation des Serienmotorrads erreichen kann, dass man nicht ein Jahr vor Markteinführung entscheiden kann, dass man gerne etwas anderes im nächsten Modell hätte.»

Damit ist klar: Der BMW-Rahmen von 2024, der gewisse positive Aspekte mit sich bringt, wird nicht vor 2027 im Serienmodell verbaut sein.

«Bei Einführung der Super-Concessions hat man in den Regeln definiert, dass man diese ins Folgejahr mit übernehmen kann, auch bei einer Modellüberarbeitung, solange sich das Bauteil im Serienfahrzeug nicht grundlegend ändert», erklärte der BMW-Technikchef. «Wenn es sich grundlegend ändert, dann ist es natürlich ein neues Blatt. Wenn das Bauteil das gleiche bleibt, dann hast du auch das gleiche Problem wie vorher. Also macht es Sinn, dass man das übernimmt, weil man nicht so schnell in Serie reagieren kann, wie eine Rennsaison zu Ende ist.»

Dorna Executive Director Gregorio Lavilla rechtfertigt die Regeländerung damit, dass der entsprechende Paragraph nicht korrekt ausformuliert gewesen sei und für Motorräder gedacht ist, die nicht wettbewerbsfähig sind: «Deshalb haben wir jetzt die gleiche Regel, aber nur unter der Voraussetzung, dass der Hersteller weiterhin Anspruch auf Super-Concessions hat. BMW gewann 19 Rennen, 13 davon in Folge, sie wurden Weltmeister. Wären sie mit dem gleichen Modell weitergefahren, hätten wir die Balance feinjustieren müssen, weil sie nicht wunschgemäß funktionierte. Aber BMW entschied sich für ein neues Modell und es war nicht vorgesehen, dass sie damit die Super-Concessions benützen dürfen.»


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