Silverstone, 1.Lauf: Chaos-König Loris Baz
Loris Baz ist der Mann für schwierige Bedingungen
Kühle 16 Grad Celsius und eine trügerische trockene Piste fanden die Piloten auf ihrer Warm-up-Lap zum ersten Lauf der Superbike-WM vor. Dann schlag das wechselhafte Wetter in Silverstone wieder zu: Noch in der ersten Runde fielen die ersten Tropfen, es folgten Stürze von David Johnson (AUS/Kawasaki), Norino Brignola (I/BMW), Maxime Berger (F/Ducati) und Jakub Smrz (CZ/Ducati). Das Rennen wurde abgebrochen und nach 40 Minuten Pause neu gestartet - ohne Johnson und Brignola, beide mussten im Medical-Center behandelt werden.
Wie so häufig an diesem Wochenende blieb es bei einem kurzen Schauer. Beim Neustart war die Piste nicht nass, nicht trocken. Dennoch wurde ein «Wet Race» ausgerufen - ein gefährliches Lotteriespiel für die Piloten. Ein fairer Wettbewerb unter diesen Bedingungen kaum möglich.
Sylvain Guintoli (F/Ducati) erwischte einen guten Start, doch Carlos Checa (E/Ducati) riss nach ein paar Kurven die Führung an sich. Bei den schwierigen Bedingungen witterte aber auch Loris Baz (F/Kawasaki) seine Chance und schnappte sich Platz 1 - aus der ersten Runde kam aber sein Teamkollege Tom Sykes (GB) als Führender. Max Biaggi (I/Aprilia) legte einen Blitzstart hin und kam als Fünfter aus der ersten Runde. Marco Melandri (I/BMW) nur als 11. Jonathan Rea (GB/Honda) kam in der ersten Runde von der Piste ab und hetzte dem Feld mit schnellen Rundenzeit hinterher.
Nach 5 von 18 Runden war das Feld noch dicht beieinander: Die Top-5 (Checa, Haslam, Baz, Camier, Biaggi) lagen innerhalb einer Sekunde, Marco Melandri auf Platz 8 hatte nur 1,8 sec Rückstand.
Dann schlug die Stunde des Weltmeisters: Checa erhöhte die Pace und machte sich mit schnellen Rundenzeiten aus dem Staub. Innerhalb weniger Runden hatte der Althea-Pilot zwei Sekunden herausgefahren. Dann tröpfelte es nach 9 von 18 Runden wieder, und der Regen wurde immer mehr!
Unbeeindruckt baute Checa seinen Vorsprung aber weiter aus, bis er sich nach einem kleinen Fehler wegen der immer nasser werdenden Piste wieder inmitten der grossen Kampfgruppe wieder fand! Dort wechselten die Positionen ständig, die Kräfteverhältnisse ebenfalls. Plötzlich fiel Max Biaggi auf Platz 9 zurück, gleichzeitig spülte es seinen WM-Widersacher Marco Melandri auf Position 5 nach vorne. Aber das alles waren Momentaufnahmen.
Am Ende eines chaotischen Rennen nutzten die Aussenseiter ihre Chance: Superbike-WM Rookie Loris Baz holt mit erst 19 Jahren seinen ersten Sieg, als Zweiter kommt Michel Fabrizio (I/BMW) ins Ziel. Kurios der nachfolgende Zieleinlauf: Auf der Ziellinie kommt Ayrton Badovini (I/BMW) zu Sturz und rutscht mit seinem Motorrad auf Platz 3. Direkt hinter dem BMW-Pilot stürzt auch Jonathan Rea und holt Platz 4.
Auch Leon Camier (GB/Suzuki) und Max Biaggi stürzten: Der Brite auf dem Weg zu einem Top-Ergebniss, der Aprilia-Pilot in der letzten Runde auf Platz 5 liegend – vor Melandri!
Pech hatte auch der zweite Crescent-Pilot John Hopkins (USA/Suzuki), der frühzeitig mit einem technischem Defekt ausschied.
Jakub Smrz (CZ/Ducati) nutzte seine Pole-Position wie schon in Salt Lake City nicht sehr viel. Der Tscheche kam als Letzter aus der ersten Runde und sah auch als Letzter das karierte Tuch. Der Reifenpoker ging nicht auf: Nur der Effenbert-Pilot und Sylvain Guintoli gingen mit Regenreifen ins Rennen.
Das Ergebnis des ersten Superbike-WM-Laufs in Silverstone ist unterVorbehalt. Aprilia hat Protest gegen BMW-Werksfahrer Marco Melandrieingelegt, weil dessen Crew länger als erlaubt am Motorrad gearbeitethaben soll. Das Reglement besagt, dass 3 min vor Start nichts mehrgeändert werden darf. Die Rennleitung tagt.