Kalender 2013: Brünn vor dem Aus?
Fans auf den Naturtribünen in Brünn
Der Kalender der Superbike-WM 2013 ist noch nicht in trockenen Tüchern, bislang gibt es nur den von der FIM am 6. Oktober 2012 veröffentlichten vorläufigen Stand. Dort war der Termin am 9. Juni in Portimao vertraglich noch nicht bestätigt, beim darauf folgenden Rennen am 23. Juni war noch nicht einmal ein Austragungsort genannt.
Aufgrund der finanziellen Risiken wird 2013 aber kein Rennen auf der attraktiven portugiesischen Rennstrecke stattfinden, die Dorna wird stattdessen ein Rennen in Argentinien umsetzen. Speedweek-Leser wissen das bereits seit Anfang Dezember. Der Fall Brünn ist um einiges komplexer, mitunter sogar haarsträubend.
Roman Jecminek, Präsident des ACR (Autoclub Tschechische Republik) und Leiter des tschechischen Motorradverbands, liegt seit Monaten im Clinch mit dem Verband CAMS, den Karel Abraham als neuen tschechischen Motorradverband gegründet hat. Er ist damit aber bei der FIM abgeblitzt, die weiter die Föderation von Jecminek anerkennt.
Nun verfügte Jecminek bis 2009 über die Rechte zur Austragung der Superbike-WM in Tschechien. Zur Ausübung dieses Vertrags war das Automotodrom in Brünn nötig – und dieses befindet sich ausgerechnet in der Gewalt von Abraham senior. Um diesen lästigen Kontrahenten zu ärgern hat Roman Jecminek im Dezember sogar Lukas Pesek mit einem stattlichen Sponsorendeal des ACR einen Vertrag für die MotoGP-WM bei Iodaracing (auf Suter-BMW) besorgt. So könnte er Landsmann Karel Abraham junior in der Königsklasse auf der Claiming-Rule-Aprilia ein bisschen die Show stehlen. Ein Kindergarten.
Bis 2009 wurde der Superbike-WM-Lauf von Jecmineks Sohn veranstaltet, er benützte dazu eine Firma mit Sitz auf Zypern. Es sollen an Abraham senior nie alle vereinbarten Gebühren bezahlt worden sein, heisst es. Das nahm Abraham in Kauf, denn Jecminek gehören Teile der Infrastruktur in Brünn – zum Beispiel der Start/Ziel-Turm und die Boxenanlage. Roman Jecminek wird vorgeworfen, er habe wenig Interesse am Motorradsport. Dafür war er Vorstandsvorsitzender des heimischen Internet-Wettbüros Sazka, wo er monatlich 240.000 Euro Gehalt bezogen haben soll. Diese Quelle ist versiegt. Inzwischen existiert die Firma nicht mehr; der ehemalige Chef sitzt hinter Schloss und Riegel.
Nach 2009 hat Abraham senior die Rechte für die Superbike-WM für drei Jahre (2010 bis 2012) selbst übernommen. Für 2013 hat Abraham noch keinen neuen Vertrag mit der Dorna unterschrieben. Denn Max Biaggi (er hat in Brünn total elf Siege eingefahren und gilt als Publikumsliebling) hat aufgehört, Jakub Smrz ist in die Britische Superbike-Meisterschaft umgestiegen. So fehlt es an Lokalhelden, es werden starke Zuschauereinbussen befürchtet - 2012 erschienen noch 60.000 Besucher. Abraham weigert sich bisher, die von der Dorna geforderten 6 Millionen Kronen (rund 240.000 Euro) als Veranstaltungsgebühr zu bezahlen. Er weiss: Mit der Superbike-WM wird er keinen Gewinn erwirtschaften.
Diese Situation gefährdet jetzt den Superbike-WM-Lauf in Brünn, zum Leidwesen der Fans. «Bisher steht nicht fest, ob wir 2013 mit der Superbike-WM in Brünn auftreten werden», bestätigte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta gegenüber speedweek.com.