Bimota-Homologation: Die Bikes muss es nicht geben!
Christian Iddon (2) und Ayrton Badovini fahren für das Bimota-Werksteam
Die Homologations-Vorschriften für die Superbike-WM bieten einem Hersteller zwei Möglichkeiten, um an dem Championat teilzunehmen. Er präsentiert zum Zeitpunkt der vorläufigen Homologation 125 Motorräder und ist ab dann dabei. Des Weiteren müssen im ersten Jahr insgesamt 250 Stück, innerhalb von zwei Jahren 1000 Stück gebaut werden. Erst dann erhält ein Motorrad die tatsächliche Homologation.
Die zweite Möglichkeit: Ein Hersteller hat zum Zeitpunkt der Erstteilnahme an der WM keine 125 Motorräder fertig, dann darf er trotzdem mitfahren, erhält aber keine WM-Punkte. Ab dem ersten Rennen hat der Hersteller vier Monate Zeit, um die geforderte Menge Motorräder zu bauen. Das weitere Homologations-Prozedere verhält sich wie oben beschrieben.
Ein Schwachpunkt im Reglement: Die 125 Motorräder muss es nicht physisch geben. «Wir prüfen, ob alle für ein Motorrad notwendigen Teile vorhanden sind, auch die Bestellungen», erklärte Dorna-Manager Gregorio Lavilla.
Einzige Voraussetzung: Das Bike muss für Kunden käuflich sein. Dieser Fall ist auch gegeben, wenn ein Kunde einen Kaufvertrag unterschreibt und das Motorrad erst in sechs Monaten erhält. So war es auch, als 2009 BMW in die Superbike-WM einstieg. Der Kunde konnte damals eine S1000RR im Laden kaufen, obwohl das Bike noch gar nicht dastand.
WM-Vermarkter Dorna hat mehrfach unterstrichen, dass Bimota aus der WM fliegt, wenn bis zum 13. August keine 125 Motorräder vorhanden sind – zumindest in Teilen oder auf dem Papier. SPEEDWEEK.com führte ein Exklusivinterview mit Bimota-Manager Andrea Bertelegni.
Andrea, wie weit seid ihr mit der Produktion?
Es läuft gut. Was die Chassis anbetrifft, sind wir für die ersten 100 Bikes fast fertig. BMW wird die Motoren rechtzeitig liefern, wir liegen im Plan.
Wie viele Motoren habt ihr für dieses Jahr bestellt?
Wir müssen 250 Motorräder bauen, unser Ziel sind aber 300 Bikes. Bis Ende 2015 müssen wir ja 1000 bauen. Wichtig ist, dass wir die ersten 125 so schnell wie möglich bauen, damit wir endlich WM-Punkte bekommen.
Die Deadline ist Mitte August, euer ursprüngliches Ziel war, die 125 Motorräder vor den Rennen in Laguna Seca am vergangenen Wochenende fertigzustellen. Wieso hat das nicht geklappt?
Bimota ist ein sehr kleiner Hersteller, wir sind nur 20 Leute. Wir haben auch nicht viel Platz. Wir haben ein logistisches Problem, Motorräder zu produzieren und zu verkaufen. Wir können nicht 125 Motorräder in der Fabrik bauen und dann Rennen fahren. Im Lager haben wir nicht mehr Platz als für 40 Bikes, dann ist alles voll. Wir bauen ein Motorrad, dann kommt es in den Container und wird verschickt.
Eure Motorräder sind Handarbeit. Wie lange braucht ihr, um eines zu bauen?
In einer fantastischen Welt, wenn ein Mechaniker alle Bauteile zur Verfügung hat, braucht er zwischen 10 und 14 Stunden. Ungefähr zwei Tage. Bei Bimota kümmert sich ein Mechaniker um ein Motorrad, von der ersten bis zur letzten Schraube. Wir arbeiten mit Arbeitsinseln, nicht am Fließband.
Und wie viele solche Arbeitsinseln habt ihr?
Sechs standard, maximal zehn. Das ergibt drei Motorräder pro Tag. Wir arbeiten aber nicht nur an der BB3, sondern auch an allen anderen Bimota-Bikes. Immer, wenn wir bei der BB3 auf Motoren warten, bauen wir andere Motorräder.
Wenn ihr dieses Jahr 300 Stück der BB3 baut, dann müsst ihr nächstes Jahr 700 bauen. Da habt ihr euch viel vorgenommen.
Wir arbeiten daran und stellen einiges in der Fabrik um.
Ist es aus Marketingsicht ein Problem, dass ihr bislang keine WM-Punkte bekommt?
Wir wussten das bevor wir begannen, also akzeptierten wir das. Für die Fans ist es schwierig zu verstehen, wenn sie Badovini das Evo-Rennen gewinnen sehen und er dann aus der Wertung gestrichen wird. Uns geht es dieses Jahr nicht darum, dass wir die Meisterschaft gewinnen. Wir wollen Erfahrung sammeln und uns auf das nächste Jahr vorbereiten, wenn alle nach Evo-Regeln fahren. Es ist nicht so, dass wir glücklich darüber sind keine Punkte zu bekommen, aber das ist okay für uns.
Wie haben eure Landesimporteure und Händler reagiert, als ihr ihnen erklären musstet, dass die BB3 für maximal 40.000 Euro verkauft werden darf, weil es einen Kostendeckel gibt?
Sie waren nicht glücklich, gleichzeitig sind sie aber sehr enthusiastisch, was unser Motorrad anbelangt. Wenn unser Motorrad gewinnt, dann ist das gut für den Markt. Wir benützen die Weltmeisterschaft, um Geschäfte zu machen. In jedem Land, in dem die Superbike-WM fährt, gibt es eine Bimota-Niederlassung. Dort knüpfen wir Kontakte und verkaufen Motorräder. Unsere Kunden haben die Möglichkeit auf der Rennstrecke direkt mit der BB3 in Kontakt zu kommen. Der Preis ist kein Problem für uns, der Markt hat auf dieses unglaubliche Motorrad gewartet.
Viele Leute im Fahrerlager glauben, dass Bimota niemals 1000 Stück der BB3 bauen wird.
Es ist an uns, das Gegenteil zu beweisen.