Aprilia und Kawasaki rechtfertigen ihre Teamorder
Marco Melandri hätte den ersten Superbike-WM-Lauf in Magny-Cours leicht gewonnen. Doch nach mehrfacher Aufforderung mit einem böse guckenden Smiley auf seinem Pitboard ließ er seinen Aprilia-Teamkollegen Sylvain Guintoli vorbei und schenkte dem Franzosen damit den Sieg.
«Wir mögen solche Entscheidungen nicht», unterstrich Aprilia-Rennchef Romano Albesiano im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber es liegt im Interesse von Aprilia zu gewinnen. Es ist unglücklich, dass Marco keine Chance mehr hat Weltmeister zu werden. Danke an Marco. Er hat gezeigt, dass er nicht nur ein wahrer Champion sondern auch ein echter Profi ist.»
Melandri war über die Teamentscheidung nicht begeistert, nach seiner Vertragsverlängerung mit Aprilia für 2015 sträubte er sich aber auch nicht dagegen: «Ich arbeite für Aprilia, ich habe meinen Job erledigt. Manchmal muss man einen Schritt zurück, um zwei nach vorne zu machen.»
Guintoli konnte seinen Rückstand zu WM-Leader Tom Sykes mit diesem Sieg auf 19 Punkte verringern. «Als ich am Samstag die Wettervorhersage sah, dachte ich mir, dass das eine gute Möglichkeit ist, um Punkte aufzuholen», meinte der Franzose, der als einer der besten Regenpiloten der Welt gilt.
Nicht nur Aprilia hatte vor dem Rennen eine Teamorder ausgesprochen, auch Kawasaki weiß, dass sie im Titelkampf keine Punkte durch teaminterne Kämpfe zu verschenken haben. In der letzten Schikane ließ Loris Baz Tom Sykes vorbei, der Engländer wurde so noch Vierter und bekam damit zwei Punkte mehr als für Rang 5.
«Unser Plan sah das vor», gestand Kawasaki-Teammanager Guim Roda. «Für einen Fahrer ist es immer ein Problem, eine Position abzugeben.»
Sykes bedankte sich bei Baz artig, als dieser in die Box kam. «Mir war das mit der Teamorder nicht bewusst», behauptete der Engländer. «Aber wer weiß, wozu diese zwei Punkte noch gut sind. Wir befinden uns in der entscheidenden Phase der Weltmeisterschaft. Leider ist es so, dass ich im Regen mit der ZX-10R immer noch Einschränkungen habe.»