Neues Team JR Racing: Nichts bezahlt, keine Bikes!
JR Racing stellte sich im Oktober 2014 in Magny-Cours vor: Nur eine Luftnummer?
Diese Woche testen zahlreiche Superbike-Teams im MotorLand Aragón in Spanien und anschließend in Portimão an der Algarve. Nächste Woche Montag und Dienstag sind zwei Testtage in Jerez angesetzt.
Wer auf allen Startlisten fehlt, ist das BMW-Team JR Racing. Jene neue Truppe von Joslin Robinson aus der Dominikanischen Republik.
«Wir arbeiten hart daran, bei den Tests in Jerez dabei zu sein», versichert ein Teamsprecher. «Umstände außerhalb unserer Kontrolle sorgen aber möglicherweise dafür, dass dies nicht machbar ist. Wenn wir nicht in Jerez dabei sind, dann wird der offizielle Test vor dem Saisonstart auf Phillip Island unser erstes Mal auf der Rennstrecke sein.»
SPEEDWEEK.com fragte bei Teammanagerin Gemma Voces Pons nach, unter welchen besonderen Umständen das Team leidet. Antwort bekamen wir erneut vom Teamsprecher: «Es könnte die verspätete Lieferung von Teilen sein. Logistische Dinge. Ein neues Team auf die Beine zu stellen bedeutet immer, dass es viele Probleme zu lösen gibt.»
Ende November erzählte Sport-Direktor Troy Corser, dass es Probleme mit der Geldbeschaffung gibt. «Geld aus der Dominikanischen Republik nach Europa zu überweisen hat länger gedauert, als wir erwartet haben», bemerkte der Australier. «Gut ist, wir haben bereits das gesamte Material. Wir müssen nur alle Rechnungen bezahlen, dann können wir loslegen.»
Dies ist bis heute nicht geschehen.
Überhaupt ist es um das Team in den letzten Wochen auffällig ruhig geworden. Bei Vermarkter Dorna ist zu hören, dass sich JR Racing zwar in die Meisterschaft eingeschrieben hat, auf die Frage, ob auch das Nenngeld bezahlt wurde, ernteten wir vielsagendes Schweigen.
Die für November angekündigte offizielle Team-Präsentation hat es nie gegeben.
Die Motorräder sind weggesperrt
JR Racing könnte längst am Material arbeiten. BMW hat sehr bald Serienmotorräder an BMW Hofmann in Stephanskirchen geliefert. Diese stehen seitdem dort hinter verschlossenen Türen, weil bis heute seitens JR Racing nichts bezahlt wurde. Aus diesem Grund verblieben diese Basisfahrzeuge in der Obhut von BMW Hofmann. Seit längerem gibt es keinen Kontakt mehr zwischen der Führung von JR Racing und den BMW-Verantwortlichen.
Wenn an den Motorrädern bis heute nichts gearbeitet wurde, dann ist es zweifelhaft, dass JR Racing am 22. Februar auf Phillip Island beim Saisonstart dabei sein wird. Die Bikes werden direkt nach dem Jerez-Test Ende Januar Richtung Australien geschickt.
Von Australien geht das Material weiter zum zweiten Rennen nach Thailand, wo am 22. März erstmals ein Superbike-WM-Event stattfindet.
Theoretisch könnte JR Racing gesondert zu dem Rennen anreisen, was jedoch riesigen Aufwand bedeutet, da die Logistik außerhalb der normalen Dorna-Organisation abgewickelt werden müsste.
Wahrscheinlicher ist, dass Toni Elias und Ayrton Badovini die beiden Übersee-Rennen zu Saisonbeginn verpassen.
Dass JR Racing eigene Motorräder aufbaut, wäre unnötig gewesen. BMW hat der Mannschaft eine mögliche Alternative empfohlen, um einen schnellen und effizienten Einstieg in die Superbike-WM zu vollziehen. Sie hätten die 2014er-Bikes von BMW Italia kaufen können, in diese hätten nur Motoren und Elektronik nach neuem technischem Reglement eingebaut werden müssen.
Doch das Team möchte unbedingt mit der neuen BMW S1000RR fahren, zudem lebt es seit der Gründung in dem Wahn, dass sie BMWs Nummer-1-Truppe sind. Im Rahmen des Kundensport-Programms erhalten sie jedoch genau das, wofür sie bezahlen, was auch die Grundlage für alle anderen Kundenteams ist.