SBK-Technik: BMW gegen die «Werks-Hexenküche»
Ein in der Superbike-WM eingesetztes Motorrad darf in der Serienversion maximal 40.000 Euro kosten. Für Federelemente, Bremsen und die Elektronik gibt es Kostendeckel. Während sich die ersten Punkte leicht kontrollieren lassen, orten einige Experten im neuen Elektronik-Reglement Betrugspotenzial.
Elektronik-Lieferanten wie Magneti Marelli, Cosworth oder Motec wird zwar vorgeschrieben, dass sie diese um maximal 8000 Euro pro Motorrad an die Teams zu verkaufen haben. Theoretisch könnte die Elektronik in der Produktion aber deutlich mehr kosten, die Differenz müsste der Hersteller tragen.
Das Reglement schreibt vor, dass Entwicklungen eines Werks jedem Kundenteam der gleichen Marke zugänglich gemacht werden müssen. Für die Kontrolle der Elektronik und deren Gleichheit ist der Motorrad-Weltverband zuständig. «Die FIM kann das nicht kontrollieren», ist Jan Witteveen, langjähriger Aprilia-Rennchef, überzeugt. «Sie haben gar nicht das Know-how dazu.»
Von allen Motorradherstellern plädierten lediglich BMW und Ducati nachhaltig für ein möglichst seriennahes technisches Reglement und präsentierten dazu auch mehrere Ideen.
Dass davon letztlich kaum etwas umgesetzt wurde, enttäuscht BMW-Rennchef Berthold Hauser. «Es gab einmal die Diskussion, dass man mit jedem weiteren Jahr Abstand zur Ersthomologation mehr Tuning zulässt», erläuterte der Bayer SPEEDWEEK.com. «Das wäre immer noch das Vernünftigste. Einer mit einem aktuellen Bike darf gar nichts machen, der mit dem drei Jahre alten Bike darf mehr machen und einer mit einem fünf Jahre alten Bike darf machen, was bisher bei den Superbikes erlaubt war.»
Dieser Vorschlag wurde von der Hersteller-Vereinigung MSMA abgelehnt, besonders die japanischen Produzenten fürchteten um ihre Konkurrenzfähigkeit. Letztlich einigten sich MSMA, FIM und Superbike-WM-Promoter Dorna auf den größten gemeinsamen Nenner. Heraus kam ein technisches Reglement, welches nicht so restriktiv wie das letztjährige der Evo-Klasse, aber auch nicht so freizügig wie das bisherige der Superbikes ist.
«Definitiv Mist ist, dass wir zum Beispiel mit der ECU weit weg von dem ankommen, wo wir mit dem letztjährigen Evo-Reglement waren», bemängelt Hauser. «Im Endeffekt fahren wir wieder die Werks-Hexenküche. Wir werden uns entsprechend strecken, aber deswegen kein Werksteam aufstellen. Wir werden eine Kit-ECU anbieten, eine wirklich gut ausgerüstete Renn-Elektronik. Es wird aber auch weiterhin auf die Fahrer und die Teams ankommen. Man kann nicht sagen, dass man nur dann erfolgreich ist, wenn man ein Werksteam hat. Aber wenn ein Werksteam da ist, dann ist auch entsprechende Potenz dahinter, um Fahrer zu zahlen.»