Versprechen: Tom Sykes hilft Johnny Rea im WM-Kampf!
In der ersten Saisonhälfte hatte Tom Sykes gegen seinen Kawasaki-Teamkollegen Jonathan Rea nichts auszurichten, erst beim sechsten Event in Donington Park gelangen dem Weltmeister von 2013 die ersten beiden Siege. Würde Sykes alle restlichen Rennen des Jahres gewinnen und Rea immer Zweiter werden, wäre der Nordire trotzdem zum ersten Mal Weltmeister.
Sollte es im Titelkampf gegen die Werksfahrer von Aprilia und Ducati hart auf hart kommen, werde er Rea unter die Arme greifen, versprach Sykes nun. «Natürlich werde ich ihm helfen, wenn es nötig ist», sagt der 29-Jährige. «Ich bekam letztes Jahr keine Hilfe von Loris. Aber ich bin Teamplayer. Wenn ich in der Meisterschaft keine Chance mehr habe, dann muss ich meinem Team einen Dienst erweisen.»
Gleiches Ergebnis auch ohne Teamorder
Rückblende: Am 2. November 2014 ging es in der katarischen Wüste vor den Toren der Hauptstadt Doha um den WM-Titel. Tom Sykes und Sylvain Guintoli waren die Aspiranten, Kawasaki bat Loris Baz um Unterstützung, Aprilia Marco Melandri.
Sie lesen richtig, es ist eine Bitte. In keinem Fahrervertrag steht etwas zum Thema Teamorder. Das Team ist dem Piloten gegenüber nicht weisungsbefugt was das anbelangt, es kann nur nett fragen.
In Magny-Cours ließ Melandri seinen Aprilia-Teamkollegen Guintoli vorbei und schenkte dem späteren Weltmeister dadurch fünf Punkte.
Baz gab im selben Rennen Platz 4 an seinen Kawasaki-Kollegen Sykes ab und bescherte ihm dadurch zwei Punkte zusätzlich.
Im zweiten Rennen in Magny-Cours ignorierte Melandri die Aufforderung seitens Aprilia Guintoli vorbeizulassen.
Baz tat es ihm in Katar gleich und blieb im ersten Rennen Zweiter, Sykes wurde Dritter.
Die Weltmeisterschaft endete mit einer Differenz von sechs Punkten zugunsten von Guintoli gegenüber Sykes. Sie wäre auch so ausgegangen, hätte es nie Teamorder gegeben.
Ohne Respekt keine Hilfe
Kawasaki war so sauer auf Baz, dass sie den Vertrag des Franzosen nicht verlängert hätten, dieser seilte sich aber ohnehin in die MotoGP-WM ab, wo er dieses Jahr an der Seite von Stefan Bradl bei Forward Yamaha fährt.
Die heutigen Kawasaki-Werksfahrer Jonathan Rea und Tom Sykes sind weit davon entfernt beste Freunde zu sein. Sie behandeln sich aber mit jenem Respekt, den sich Spitzenfahrer normalerweise entgegenbringen.
Rea hat das Kawasaki-Desaster 2014 aus der Zuschauerrolle verfolgt, er stand damals bei Honda unter Vertrag.
«Tom um Hilfe zu fragen würde mir nicht leicht fallen», gibt Rea zu. «Ich gehe davon aus, dass er mit mir um den Titel kämpft. Trotz meines großen Vorsprungs kann alles passieren. Ich muss nur im Training mal einen Fehler machen, etwa beim Motocross fahren. Ich denke auch gar nicht daran, wie viele Punkte ich in der Meisterschaft habe und ob er mir helfen würde oder nicht.»
Wie hast du die Nicht-Hilfe von Loris Baz letztes Jahr als Außenstehender wahrgenommen, fragte SPEEDWEEK.com. «Ich verstehe beide Seiten, den Fahrer und das Team», versichert der WM-Leader. «Loris und Tom haben sich nicht respektiert, Kleinigkeiten wurden zu großen Problemen aufgebauscht, sie haben in der Presse schlecht übereinander geredet. Wenn ich in dieser Situation wäre: Keine Chance, dass ich einem Typen helfe, der mich nicht respektiert und Mist über mich erzählt. Das Team hat ihn um Hilfe gefragt. Aber wir betreiben keinen Teamsport, das ist ein Einzelsport. Auf der anderen Seite hat Kawasaki viel Zeit und Geld in Loris investiert, sie haben ihn aus der Superstock-Klasse geholt. Vielleicht hätte er dieses Spiel besser spielen können.»