Karel Abraham: 2016 Superbike-WM statt MotoGP?
Wird Karel Abraham für 2016 in die Superbike-WM wechseln?
Seit seinem ersten Grand Prix 2005 in Jerez trug Karel Abraham, der momentan einzige tschechische MotoGP-Pilot, die Logos von Hauptsponsor Cardion zur Schau. Er hat inzwischen 155 Grand Prix absolviert – 63 in MotoGP, 61 in der Klasse Moto2/250 ccm und 31 in der Klasse bis 125 ccm.
Obwohl angekündigt, fand Teamchef Karel Abraham senior keinen Nachfolger für den abgesprungenen Hauptsponsor Cardion, eine Brünner Firma, die sich in erster Linie mit Herzschrittmachern beschäftigt. Eine weitere MotoGP-Saison ist nur schwer finanzierbar, mit der Open-Class Honda ist kein Blumentopf zu gewinnen.
Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta wünscht sich für die zukünftige MotoGP-WM 22 Fahrer auf schlagkräftigen Motorrädern und am liebsten nur noch Zwei-Mann-Teams. Momentan sehen wir 25 Fixstarter in MotoGP, 2017 kommen zwei Werks-KTM hinzu. Es ist absehbar, dass schwach finanzierte Teams wie AB Motoracing oder IodaRacing von der Bildfläche verschwinden werden. Honda will zukünftig auch nur noch sechs statt wie dieses Jahr acht Fahrer mit Motorrädern ausrüsten.
Abraham denkt deshalb darüber nach ins Superbike-Fahrerlager umzusiedeln. Dort kann er mit einem 100.000 Euro teuren Motorrad um Spitzenplätze kämpfen, in MotoGP verlangt Honda für ein schlappes Open-Bike ohne Seamless-Getriebe Leasinggebühren von jenseits einer Million Euro pro Jahr!
Teambesitzer Jorge Martinez beklagte sich im Vorjahr, dass der nicht konkurrenzfähige Honda-Production-Racer RCV1000R statt der angekündigten 1,2 Millionen rund 1,8 oder 1,9 Mio pro Fahrer und Saison kostete. Die Honda-Open-Bikes 2015 dürften eher teurer sein.
Honda wird Abraham bei den Superbikes kaum treu bleiben, die CBR1000RR ist nicht konkurrenzfähig. Supersport-Weltmeister Michael van der Mark hat bei Pata Honda 2015 zwei dritte Plätze in Assen als einzige Glanzlichter vorzuweisen.
Wahrscheinlich ist, dass sich Abraham senior mit Ducati verbündet. Zu Rennchef Gigi Dall’Igna pflegt der Tscheche beste Beziehungen, als der Italiener von Aprilia zu Ducati ging, wechselte auch Abraham die Marke.
Was außerdem für Ducati spricht: Die 1199 Panigale ist nach der Kawasaki ZX-10R das momentan schlagkräftigste Superbike, Chaz Davies gewann vergangenes Wochenende in Laguna Seca beide Läufe.
Nach dem Rückzug von Effenbert Ducati wäre ein tschechisches Team in der Superbike-WM sehr willkommen. Damit stiegen auch die Chancen, dass die Meisterschaft nach Brünn zurückkehrt. Ohne einen WM-Event in Deutschland und Österreich würde das Rennen in Tschechien sicher viele Fans aus den benachbarten Ländern locken. Und nachdem die MotoGP-WM auch zukünftig auf dem Masaryk-Ring antreten wird und pro Jahr zirka 25 Millionen Euro in die strukturschwache Region spült, ist es gut vorstellbar, dass sich die Dorna auf ein Kombipaket MotoGP/Superbike einlässt, welches für Promoter Karel Abraham senior wirtschaftlich interessant ist. Bei der Superbike-WM ist mit deutlich weniger Zuschauern als bei MotoGP zu rechnen.
Scheitern alle Pläne mit seinem Team, könnte Karel Abraham junior eventuell bei KTM als Testfahrer andocken. Der österreichische Hersteller steigt 2017 in die MotoGP ein. «Karel wäre sicher ein Kandidat», versichert Pit Beirer, Head of Motorsports bei KTM. «Aber so weit, dass wir jetzt einen Testfahrer auswählen, sind wir noch nicht. Das erste Roll-out im November wird Alex Hofmann machen. Nachher brauchen wir einen Testfahrer für 2016; wir müssen also jetzt nichts überstürzen. Mit Abraham hätten wir natürlich einen Fahrer, der 2015 noch aktiv in der MotoGP-WM mitfährt, der auf einem guten Level fährt und sicher interessante Aussagen machen kann.»