Max Biaggi: Lob für Rea, vernichtendes Sykes-Urteil
Max Biaggi (li.) gratuliert Jonathan Rea
Mit 71 Podestplätzen in 159 Rennen (21 Siege) und zwei WM-Titeln gehört Max Biaggi zu den erfolgreichsten Superbike-WM-Piloten. Kaum einer ist so analytisch wie der 44-Jährige, schaut sich jedes Detail so genau an. Beste Voraussetzungen, um für SPEEDWEEK.com den überlegenen WM-Leader Jonathan Rea (Kawasaki) unter die Lupe zu nehmen.
Sechs Rennen vor Saisonende hat der Nordire gigantische 144 Punkte Vorsprung auf Chaz Davies (Aruba.it Ducati). Holt Rea im ersten Lauf in Jerez sechs Punkte, ist er Weltmeister.
Wieso fährt Jonathan Rea so weit voraus?
Er hat das gleiche Motorrad wie Tom Sykes, ist aber ganz einfach schneller. Das ist alles, es gibt keine Entschuldigungen.
Die letzten Jahre lag Sykes weit vor seinen Teamkollegen. Diese waren nicht besonders gut?
Loris Baz kam aus der Superstock-Klasse, er hatte null Erfahrung.
Rea ist ein starker Teamkollege. Er kam nach vielen Jahren von Honda und ist sehr hungrig. Wenn er die Möglichkeit für ein gutes Resultat sieht, dann ergreift er sie.
Du erinnerst dich, dass du die WM 2012 nur um einen halben Punkt gegen Sykes gewonnen hast? Wenn Rea um so viel besser ist als Sykes, dann hätte er damals auch dich geschlagen, wäre er auf einer Kawasaki gesessen?
Dann hätte ich in Theorie auch Troy Bayliss schlagen können. Das kann man so nicht sagen. Als ich 2010 Weltmeister wurde, musste ich mir von einem Ducati-Fahrer anhören, dass er das Superbike- und ich das MotoGP-Rennen gewonnen hätte. Bevor man den Mund aufmacht, sollte man zweimal nachdenken.
Die Dinge ändern sich jedes Jahr. Es ist einfach zu sagen, dass ein anderes Motorrad viel besser ist. Wenn du dann aber draufsitzt und nicht einmal die gleichen Leistungen wie zuvor bringst, dann bleibst du besser zu Hause. So ist es.
Würde Jonathan Rea MotoGP fahren, wo ordnest du ihn ein? Direkt hinter den Top-4 oder eher im Mittelfeld?
Glaubst du ehrlich, dass er gerne MotoGP fahren möchte oder auch nur die Chance bekommt? Er fuhr vor ein paar Jahren zwei Rennen MotoGP und schlug sich nicht schlecht.
Mit einem Spitzenmotorrad gibt es keinen Grund, weshalb er nicht gleich hinter den Top-4 kommen sollte. Dazu braucht er aber das richtige Bike.
Wäre er nicht so lange für Honda gefahren, könnte er schon ein paar Mal Weltmeister sein?
Rückblickend kann man so etwas nie sagen.
Wenn man Erfolg hat, muss man den Moment genießen. Was in der Vergangenheit geschah, zählt nicht. Die Leute erinnern sich immer nur an das zuletzt Erreichte, nicht an Fehler, die vor 15 Jahren passierten.
Ist es problematisch für die Meisterschaft, dass ausschließlich Briten vorne fahren?
Vor sieben Jahren gab es nur James Toseland, alle suchten nach schnellen Briten. Heute sind alle schnellen Fahrer Briten, das ist seltsam.
Ich glaube, das hängt damit zusammen, wie sehr sich Flammini damals um Briten bemühte. Er brachte Fahrer wie Sykes aus der Britischen Meisterschaft in die WM, heute sehen wir die Konsequenz.