Exklusiv: Wie sich BMW für Reiterberger engagiert
Ende der Saison 2013 zog sich BMW aus finanziellen Gründen werksseitig aus der Superbike-WM zurück. Die Bayern lancierten daraufhin als erster Hersteller ein umfangreiches Kundensport-Programm, welches es BMW zum einen ermöglicht mit der schnellen S1000RR in allen seriennahen Rennserien weltweit am Start zu sein, aber auch Rennsport so zu betreiben, dass er sich mit den Vorgaben eines Finanzvorstands eines deutschen Großkonzerns verträgt.
SPEEDWEEK.com sprach exklusiv mit BMW-Rennsportchef Berthold Hauser über den WM-Einstieg von Markus Reiterberger und das zukünftige Engagement der Marke mit dem Propeller im Logo.
Euer Plan sieht vor, dass Reiterberger 2016 als zweiter Pilot im Team BMW Italia Superbike-WM fährt. Wird das Team von euch dann mehr Unterstützung bekommen als in diesem Jahr? Nicht nur finanziell, sondern auch was die Entwicklung der S1000RR betrifft?
Sowieso, das ist klar. Das ist ja unsere Mission im technischen Bereich im Motorsport. Der Rennsport ist ein sehr gutes Entwicklungsfeld für sportliche Motorräder, das haben wir mit BMW Italia festgestellt. Vieles, was wir über die Fahrwerksgeometrie gelernt haben, ist in die neue S1000RR eingeflossen. Auch Sachen, die wir inhouse für den Motor gemacht haben, sind drinnen und werden noch in weitere Modelle einfließen.
Thema Zylinderkopf. Das war ein ständiger Austausch der Entwicklungsideen der letzten Jahre. Ständig haben wir nachjustiert, dann kam er in die Serienentwicklung.
Mein Gefühl ist, dass die BMW-Chefetage dem Thema Motorsport heute zugetaner ist als vor drei oder vier Jahren. Sie sehen, dass das Kundensport-Programm funktioniert und für euch für das verhältnismäßig kleine Investment sehr viel herauskommt.
Ich kann nicht beurteilen, ob unsere Chefetage das in Zahlen erwartet hat. Von der Wirkung, was wir an internem Feedback bekommen, ist man uns sehr wohlgesonnen.
Der Ausstieg 2013 und die Veränderung damals waren ja nicht in einem Paket sofort vorgesehen, sondern man hat uns eine Aufgabe gegeben. Nach dem Ausstieg mussten wir eine Idee kreieren, wie man Motorsport sinnvoll macht. Dahinter haben wir Zahlen geschrieben und das Management hat erkannt, dass die Breitenwirkung mit dem entsprechenden Aufwand Sinn macht.
Dass wir jetzt auf diesem Level fahren – es gehen immer mehr grüne Lichter an. Unsere Strategie ist für den gewinnorientierten BMW-Konzern genau richtig. Wenn heute einer einen Strich zieht und zusammenrechnet, sieht er Plus, Plus, Plus.
Meinem Gefühl nach wird die Chefetage dem Motorsport immer wohlgesonnener und versteht auch was wir tun und wie wir es tun. Deshalb lässt man uns nach Rücksprache und mit entsprechenden Begründungen in diese Richtung arbeiten.
Wie lange wird es dauern, bis ihr das jetzige Team BMW Italia von einem auf zwei Fahrer aufgerüstet habt?
Der größte Vorlauf ist immer Technik. Reiti hat ein WM-Motorrad und Personal haben wir auch. Für nächstes Jahr haben wir schon ein paar Paketchen geschnürt, die wir in der Schublade haben und nur rausholen müssen. Dann ist das Ding am Start.
Der letzte Superbike-WM-Event ist am 18. Oktober 2015 in Katar. Danach habt ihr fünf Wochen Testzeit, dann ist Winterpause, dann habt ihr weitere fünf Wochen, bis Mitte Februar die 2016er-Saison in Australien beginnt. Bekommt ihr in der kurzen Zeit eine ordentliche Vorbereitung hin?
Der Zeitplan trifft jeden. Wir müssen nicht auf ein neues Bike wechseln, wir bleiben bei unserem. Darüber wissen wir einiges und haben einiges in petto. Darauf werden wir aufbauen, ich bin nicht beunruhigt.