Ronald ten Kate analysiert Weltmeister Jonathan Rea
Honda-Teammanager Ronald ten Kate
Seit 2009 ist Jonathan Rea Fulltime in der Superbike-WM unterwegs, von seinen bislang 162 Rennen hat er 27 gewonnen und fuhr 62 Mal aufs Podest. Für Honda eroberte der Nordire 42 Podestplätze, darunter 15 Siege. In der Weltmeisterschaft kam er auf der inzwischen altersschwachen CBR1000RR aber nie über Rang 3 hinaus (2014), Ende letztes Jahr wechselte Rea zu Klassenprimus Kawasaki.
Und zündete dort ein wahres Feuerwerk. Der Weltmeister stand in jedem der 20 Rennen vor Jerez auf dem Podest, nur zweimal wurde er Dritter. Rea gewann 12 Mal und wurde sechsmal Zweiter. Sein schlechtestes Wochenende erlebte er ausgerechnet bei seinem Titelgewinn in Spanien mit zwei vierten Plätzen.
Kaum einer im Fahrerlager kennt Jonathan Rea so gut wie Honda-Teammanager Ronald ten Kate, mit dem er von 2008 bis 2014 zusammenarbeitete. SPEEDWEEK.com sprach mit dem Niederländer über die Qualitäten des neuen Champions.
Fuhr Jonathan Rea dieses Jahr zum ersten Mal wie ein Weltmeister oder fehlte es ihm in den vergangenen Saisons lediglich am richtigen Werkzeug?
An einem gewissen Punkt kommt ein Rennfahrer auf eine Erfolgswelle. Wir haben mit Johnny Rennen gewonnen, wir brachten ihn aber nie auf diese Welle. Ich sehe dieses Jahr keinen anderen Johnny, es ist nicht so, dass er zehn Kilogramm zu- oder abgenommen hat oder seine Mentalität eine andere ist. Sein Fahrstil ist auch nicht anders. Ihm ging einfach alles wie von selbst von der Hand, dahin haben wir ihn nie gebracht. Manchmal waren wir nahe dran, über eine Saison waren wir aber nie konstant genug.
Viele Leute meinen, dass er schon mehrfach Weltmeister sein könnte, wäre er nicht so lange auf einer Honda gesessen. Oder habt ihr ihn zu dem gemacht, der er heute ist?
Ich bin weit davon entfernt uns auf einen Sockel zu heben und zu behaupten, dass wir ihn zu einem Weltmeister geformt haben. Gemeinsam haben wir die letzten Jahre sehr hart zusammengearbeitet und auch sehr nett, wie Freunde. Sicher haben wir dazu beigetragen, dass er ein besserer Fahrer wurde. 2008 war er nicht bereit eine Weltmeisterschaft zu gewinnen.
Nimm Tom Sykes. Er fuhr Yamaha und war an Ben Spies nicht einmal nahe dran. Dann wurde er auf Kawasaki Weltmeister.
Ist die Kawasaki wirklich das beste Motorrad oder ist es die Kombination aus Bike, Team und Fahrer?
Kawasaki ist ein Werksteam, das hilft. Uns fehlen diese Ressourcen, wir können nicht ununterbrochen neue Dinge entwickeln.
Kawasaki hat auch seit Jahren ein sehr stabiles Team, ebenso wie ihr bei Honda. Wie wichtig ist dieser Faktor?
Das lässt sich nicht so pauschal sagen. Manchmal können neue Gesichter helfen, es muss eben alles Hand in Hand gehen. Sicher ist, dass das Kawasaki-Team im Moment ein Hoch erlebt. Es scheint, als hätten sie genügend Geld, sie haben zwei konkurrenzfähige Fahrer, das Motorrad funktioniert gut, sie haben kaum technische Probleme.
Hinzu kommt, dass sich Kawasaki ausschließlich in der Superbike-WM engagiert, alle anderen konkurrenzfähigen Hersteller sind in zwei Fahrerlagern vertreten, sogar Suzuki.
Was vermittelt dir den Eindruck, dass Geld bei Kawasaki keine Rolle spielt?
Ich sehe die Teile am Motorrad, sie buchen jetzt schon Strecken für die Wintertests. Mein Budget ist nicht einmal bestätigt.
Das Geld, welches Kawasaki für den Rennsport ausgibt, sind Peanuts verglichen mit Yamaha, Honda, Aprilia oder Ducati. Das macht es für Kawasaki einfacher, sie können langfristig planen. Ihr einziger WM-Einsatz ist bei den Superbikes. Ich gehe davon aus, dass sie null Ambitionen haben in MotoGP zurückzukehren, deshalb können sie bei den Superbikes vier oder fünf Jahre im voraus planen, das ist eine komfortable Situation.