Markus Reiterberger: Priester betete, Frauen tanzten
Markus Reiterberger zu Gast im Seidendorf
Einen Tag nach seinem 22. Geburtstag trafen sich SPEEDWEEK.com und Markus Reiterberger im klimatisierten Container seines Teams Althea BMW im Fahrerlager des Chang International Circuits in Buriram. Bei beinahe 40 Grad im Schatten tat etwas Abkühlung gut. Reiti ließ den Saisonstart auf Phillip Island Revue passieren und gab im Exklusivinterview einen Ausblick auf das anstehende Rennwochenende.
Du warst am Mittwoch beim offiziellen Promotion-Event dabei: Was habt ihr gemacht?
Wir waren im Seidendorf, das ist so zehn Kilometer von Buriram entfernt. Dort gab es einen schönen Empfang, dort leben sie noch sehr ursprünglich, wie vor ein paar hundert Jahren. Sie wohnen in Hütten und produzieren alles selber, haben offenes Feuer, das war interessant zu sehen. Der Bürgermeister hat eine Rede gehalten und der Priester Gebete gesprochen. Dann wurde selbst gemachte Seide geweiht, die uns die Frauen nach den Gebeten um das Handgelenk banden. Anschließend gab es Vorführungen mit Tanz und ein Riesenbuffet mit Essen auf die Nacht. Und dann noch eine Thai-Massage – ohne Happy-end natürlich.
Es waren drei oder vier Tanzgruppen da, die uns ihre Traditionen gezeigt haben.
Dann hattest du auch noch Geburtstag und hast einen Kuchen bekommen?
Auf einmal haben mir die Thailänder drei Kuchen gebracht und «Happy Birthday» gesungen, das ganze Dorf. Das war echt schön gestern.
Danach haben wir noch im Team-Container von Althea Kuchen gegessen und Sekt getrunken. Dann gingen wir noch auf ein Chang-Bier.
Was meinst du zur Rennstrecke?
Ich habe sie mir am Mittwochmorgen angeschaut, in der Früh, als es noch nicht so warm war. Sie schaut gut aus und dürfte mir entgegenkommen.
Dir gefällt Stop-and-go?
Die IDM-Strecken waren alle so, so kenne ich es, da funktioniert unser Motorrad normal richtig gut. Mit dem neuen Bike weiß ich es noch nicht, aber so groß wird der Unterschied schon nicht sein. Die Stärken von unserem Motorrad sind stark bremsen, umdrehen und rausfahren. Vielleicht ist das auch eher mein Stil, wahrscheinlich.
Australien war ganz anders und für mich eher schwierig. Aber es hat dann doch ganz gut gepasst.
Hast du das Motorrad inzwischen so hingebracht, dass du auf der Bremse so stark bist, wie du es bisher immer warst?
Noch nicht ganz, ich fühle mich noch nicht ganz wohl. Auf Phillip Island war das Vertrauen zum Motorrad noch nicht optimal. Ich habe mal mit Javier Fores geredet, er sagte mir, dass ich in der IDM viel stärker gebremst habe und anders aus den Kurven herausgefahren bin als jetzt. Das müssen wir besser in den Griff kriegen.
Viele meinen immer, dass ich die BMW seit vier Jahren kenne. Das ist so, aber unser jetziges Motorrad ist neu. Mit den Einstellungsmöglichkeiten kann man so viel machen, man kann auch viel verstellen. Wir müssen uns erst einarbeiten, dass wir den richtigen Weg finden.
Du bist mit deiner Leistung in Australien, mit deinem achten Platz, aber zufrieden, oder?
Wir sind von der Spitze nicht so weit weg, im Rennen fehlte mir zirka eine halbe Sekunde. Das ist für den Anfang gar nicht so übel, da ist noch viel Potenzial da.
Wie war das Feedback, als du zurück nach Deutschland gekommen bist?
Das war extrem. Facebook, das ganze Social-Media-Zeugs, ist nahezu übergegangen. Die ersten zwei Tage hatte ich viele Telefonate und Interviews, das war brutal. Ich hätte nicht geglaubt, dass das so einschlägt. Alles war positiv.
Ich war schon zufrieden, hatte mir aber trotzdem mehr erhofft. Als ich in den Trainings gesehen habe, dass ich weiter vorne hätte sein können... Aber in Deutschland haben sie es ganz gut aufgefasst.
Hast du von Althea nach Australien Rückmeldung bekommen, was gut und was schlecht war? Wo das Team und wo du besser werden musst?
Wir haben permanent darüber geredet, was wir und was ich verbessern kann. Ich denke, wir wissen den Weg. Ob wir es umsetzen können, sehen wir am Freitag in Buriram.
Wie schaut euer Plan aus?
Kommendes Wochenende ist die Basisabstimmung das Wichtigste, wie wir starten. Aus der Erfahrung des letzten Rennens müssen wir das Beste auswählen, wir haben ja nur zwei Qualifyings zum Probieren. Wenn wir daneben sind, können wir keine großen Änderungen mehr machen.
Ich muss mich so schnell wie möglich auf die Strecke einschießen und muss mit dem Klima zurechtkommen.
Warst du vorher schon mal in Thailand?
Nein, noch nie. Ich war mal in Japan, in Suzuka und mit Honda in Tokyo. Dort ist es vom Klima auch ziemlich brutal.
Wie kommst du mit der Hitze zurecht?
Als ich in München wegflog, hatten wir null Grad und Schnee, hier hat es 40 Grad und Luftfeuchtigkeit, dass dir... Ich habe eine gute Ausrüstung und konditionell bin ich besser vorbereitet denn je. Ich habe im Winter mein Bestes gegeben.
Du bist nach Australien heimgeflogen. Wäre es nicht sinnvoller gewesen direkt nach Asien zu fliegen, und dich dort zu akklimatisieren?
Das wäre definitiv gescheiter gewesen, ich war sechs Tage daheim. Nutzen konnte ich nur vier, weil ich wegen der Zeitumstellung total kaputt war. Jetzt bin ich hier und habe das wieder. Aber zum Glück sind wir schon am Montag geflogen. Nächstes Jahr werden wir das anders organisieren.
Nach den zwei Crashs war ich aber auch ganz froh, dass ich heimgekommen bin. Ich bin dann gleich zu meinem Sportdoktor, dann ging es in die Physiotherapie. Jetzt haben wir alles wieder im Griff. Der Hand fehlt gar nichts mehr, den Fuß habe ich mir geprellt, der tut immer noch weh, ich kann noch nicht ganz auftreten. Ich werde sehen, ob das auf dem Motorrad Probleme bereitet. Aber ich bin recht zuversichtlich.