600er-Sidecars von LCR für die WM 12 kg leichter
Ben (l.) und Tom (r.) Birchall zusammen mit Ricky Charlwood und dem neuen LCR 600
LCR Engineering, Schweizer Hersteller von Motorradgespannen für den Straßen- und Renneinsatz, Rennwagen und Rahmen für Rennmotorräder, ist ansässig in Rheineck im Kanton St. Gallen. Die Abkürzung LCR steht dabei für Louis Christen Racing, benannt nach dem Firmengründer. Der Schweizer ist mit seiner Firma seit über 30 Jahren Vorreiter in der Entwicklung von F1- und F2-Renngespannen und dominiert seitdem den Seitenwagen-Rennsport.
Mittlerweile führen die Engländer Ben (40) und Tom (30) Birchall, selbst Seitenwagen-Weltmeister, die Marke LCR in ihrer Werkstatt in Mansfield (Nottinghamshire) weiter fort. Aber auch der mittlerweile 69-jährige Louis Christen arbeitet nach wie vor mit und ist vielfach in der Szene gefragt.
«Ich habe immer noch meinen Beruf und mein Geschäft», sagt Christen, «aber ich arbeite mit den Birchalls zusammen. Die Teile aus Chrom-Molydbdän-Stahl, wie wir sie verwenden, sind in Europa schwierig zu bekommen, weil sie wenig gefragt sind. Ich habe Beziehungen in die USA, von wo wir die Teile bekommen. Die Birchalls beziehen die Teile von mir und schweißen sie dann in England nach meinen Vorlagen zusammen und können sie auch verkaufen. Da ich keine Löhne mehr bezahlen muss, kann ich auch in der Schweiz so viel arbeiten, wie ich will.»
Jetzt sind die ersten LCR F1-Renngespanne für 2017 in der Fertigstellung. Ein Fahrzeug bekommt das finnische Weltmeisterpaar Pekka Päivärinta/Kirsi Kainulainen und ein weiteres die englischen Meister Ricky Stevens/Ryan Charlwood aus Havant (Hampshire) und Dover (Kent).
«Die neuen LCR F1-Gespanne sind total überarbeitet worden und damit bestens für den Einbau der 600er-Motoren abgestimmt», berichtet Louis Christen im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Eine neue Radgeometrie vorne und hinten, neue Bremsen, die Räder, die Motorposition, das Kühlsystem, eine schlankere Verkleidung und vor allem ein reduziertes Fahrzeuggewicht sind die wichtigsten Neuerungen.»
So konnte nach seinen Worten auch durch verschiedene Maßnahmen das Gewicht um mehr als 12 Kilogramm gesenkt werden. Dies erlaube die gezielte Anbringung von Zusatzgewichten um das Fahrverhalten je nach Streckenführung zu optimieren, ohne dass das Gesamtgewicht über die geforderten 370 Kilogramm steigt. Christen: «Ein perfektes Handling ist bei der Verwendung der 600er-Motoren wieder viel wichtiger geworden, da hier ein runder, weicher Fahrstil gefordert ist.»
Das Fahrzeug von Päivärinta/Kainulainen wird momentan in der Schweiz bei LCR und dasjenige von Stevens/Charlwood in England von den Birchall-Brüdern fertiggestellt. Gleichzeitig haben die Birchalls auch mehrere F2-Chassis im Bau, die demnächst ausgeliefert werden.
Louis Christen kann sich derweil auch noch um andere Dinge kümmern: «Da die Zusammenarbeit mit den Birchalls bestens funktioniert, kann ich mich persönlich vermehrt um das Restaurieren von alten geschichtsträchtigen LCR-Fahrzeugen kümmern. Da ist zum Beispiel mein allererster Rennwagen von 1972, das zweite jemals gebaute LCR-Gespann von 1976 und das Gespann von 1979 für Biland/Waltisperg, wo der Fahrer sitzen musste. Vor kurzem konnte ich auch einen LCR Formel Ford Rennwagen von 1980 restaurieren, der nun im bekannten Autobau-Museum in Romanshorn ausgestellt ist, wo ebenfalls alle jemals gebauten Sauber-Rennwagen zu sehen sind.»