Weltmeister Markus Schlosser jetzt auch Rekordhalter
Auch zwei Tage nach dem Gewinn der Seitenwagen-Weltmeisterschaft, hatte es Markus Schlosser immer noch nicht richtig realisiert. Das lag aber nicht an der spontanen Meisterfeier, die am Sonntagabend in der Box zelebriert wurde. «Viele, die noch im Fahrerlager waren, haben bei uns vorbeigeschaut», erzählte der Schweizer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Es war eine ausgelassene Atmosphäre. Es wurde viel geschwatzt und getanzt. Der Alkoholkonsum hat sich allerdings in Grenzen gehalten.»
Sogar Tim Reeves, mit dem es in der Vergangenheit das eine oder andere Scharmützel auf der Rennstrecke gab, war dabei. Der sechsfache Weltmeister hatte seinem Konkurrenten schon davor zum Titelgewinn gratuliert. «Tim und ich haben uns ausgesprochen. Er ist ein netter Kollege, nur im Rennen ist er speziell. Manchmal kommt es vor, dass er über die Grenzen der Fairness geht. Ich habe mich aber mit seiner Art zu fahren, arrangiert», verliert der Schweizer kein böses Wort über den ehrgeizigen Briten.
Für das WM-Finale in Estoril war sogar ein Team vom Schweizer Fernsehen in Portugal angereist. «Nach meinem Doppelsieg in Oschersleben gab es im Blick einen Artikel über unser Team. Da wurde man im SRG auf uns aufmerksam. Ich hoffe jetzt natürlich, dass sich mit dem Beitrag, der gestern im Sportpanorama gesendet wurde, so manche Tür zu Sponsoren öffnen werden. Marcel und ich möchten 2022 den Titel auf alle Fälle verteidigen. Eine WM-Saison mit der Nummer 1 zu bestreiten, darf man sich nicht entgehen lassen.»
Schlosser, der mit 49 Jahren und 280 Tagen jetzt den Briten Steve Abbott als ältester Seitenwagen-Weltmeister abgelöst hat, und mit 49 Jahren und 253 Tagen auch ältester Laufsieger ist – vor ihm war es der Deutsche Kurt Hock mit 49 Jahren und 240 Tagen – weiß um den Anteil am Titelgewinn, den sein Beifahrer Marcel Fries hat. «Seit wir mit 600cc-Motoren fahren, ist der Beifahrer noch wichtiger geworden. Abseits der Rennen kümmert er sich um alles Administrative. Wir ergänzen uns einfach extrem gut.»
Aber was wäre ein Rennfahrer ohne die guten Geister, die ihre Freizeit opfern, um an der Strecke im Hintergrund zu arbeiten. «Marc Keusen, Andreas Delto und Adrian Müller sind meine Mechaniker. Zwei sind immer dabei. Leider hat Andreas in Estoril gefehlt. Auch ihnen gilt mein besonderer Dank, wie auch allen, die zuhause die Daumen für uns gedrückt und mitgefiebert haben. Nicht vergessen möchte ich natürlich auch meine Sponsoren, ohne sie stünde ich jetzt nicht hier. Ohne sie hätten wir das nicht erreicht.»
Schlosser, der als einziger Fahrer in der Weltmeisterschaft sowohl mit 500cc-Zweitaktern, als auch mit 600cc-, 1000cc und 1200cc-Viertaktern gefahren ist, möchte bis zur Weltmeisterschaftsfeier des Motorradsport-Weltverbands FIM in Monaco, die Anfang Dezember stattfinden wird, für die nächste Saison alles unter Dach und Fach gebracht haben. «Es wäre schön, wenn Marcel und ich ohne finanzielle Sorgen in die Winterpause gehen und uns voll auf die Vorbereitung des Seitenwagens konzentrieren könnten.»
Erfolgsbilanz Markus Schlosser
1992 Schweizer Seitenwagen-Meister mit Adolf Hänni
1994 Schweizer Seitenwagen-Meister mit Giancarlo Cavadini
2006 Deutscher Seitenwagen-Meister mit Bernhard Wagner (A)
2007 Deutscher Seitenwagen-Meister mit Adolf Hänni
2009 Deutscher Seitenwagen-Meister mit Adolf Hänni
2010 Deutscher Seitenwagen-Meister mit Thomas Hofer
2017 Deutscher Seitenwagen-Meister mit Thomas Hofer
2020 Deutscher Seitenwagen-Meister mit Marcel Fries
2021 Seitenwagen-Weltmeister mit Marcel Fries