Stefan Kiser: Schuldgefühle nach Todessturz
Kiser/Pohl auf dem Sachsenring
Als Motocross-Seitenwagenbeifahrer des späteren Weltmeisters Hansi Bächtold lernte Stefan Kiser mit einem Schweizer Meistertitel die Höhen des Motorsports kennen, nun wurde der 57-Jährige aus Neuhausen beim Seitenwagen-WM-Lauf in Assen beim tödlichen Unfall von Passagier Sandor Pohl mit den Schattenseiten konfrontiert.
«Moralisch geht es mir nicht wirklich gut. Ich weiss, dass wir in der Motorsportszene viel davon reden, dass wir wissen, was wir tun, wenn wir in das Gespann steigen. Aber es ist dann doch etwas anderes, wenn es einen selber unmittelbar betrifft», sagte Kiser gegenüber Lokalsender Radio Munot, in dessen Sendegebiet in der Nordschweiz er zu Hause ist.
Die Seitenwagen-WM gehörte in Assen zum «Gamma Racing Day», einem Motorsportfestival mit Gratiseintritt. Nach dem Abbruch des Sidecar-Laufs wurden die 78.000 Zuschauer nicht über den Ernst der Lage informiert, die weiteren Rennen des Tages wurden ausgetragen. Kiser: «Der Veranstalter wollte die schlimme Nachricht nicht öffentlich machen, bevor es seine Frau wusste. Das Problem war, dass ich seine Frau gar nicht kannte, aber ich musste sie benachrichtigen.»
Knochenverletzungen bei Kiser
Das neuformierte Gespann war erst seit dieser Saison zusammen unterwegs gewesen. Der Pilot fand im Wohnmobil das Handy seines Beifahrers und konnte so den Kontakt zu Pohls Frau herstellen. Kiser selber knackste sich beim Unfall zwei Mittelhandknochen und ein Schlüsselbein an, er macht sich Vorwürfe. «Es kommen langsam Schuldgefühle auf. Bei mir kam der Wunsch auf, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn mir das passiert wäre und nicht dem Sandor.»
Der verhängnisvolle Zwischenfall wurde aber längst als Rennunfall ohne Schuldige taxiert. Beim Dreher des schweizerisch-deutschen Gespanns in der ersten Kurve der zweiten Runde war der Seitenwagen umgekippt, Pohl wurde auf die Strecke abgeworfen und vom Gespann John Smits/Gunter Verbrugge getroffen. Der massiv beschädigte Seitenwagen der Niederländer wurde in einigen Schweizer Medien fälschlicherweise als Kisers Fahrzeug dargestellt.
Der Schweizer Pilot wird diese Saison keine Rennen mehr bestreiten und plant seine Rückkehr für 2014. «Der Sport kann nichts dafür, es ist für mich immer noch das Schönste, was es gibt», erklärte der leidenschaftliche Gespannfahrer.