Finger weg von getunten 600er-Motoren in F1-Gespannen
Bewährt: LCR F1-Chassis mit 1000er BMW-Motor
Wer will eigentlich, dass demnächst 600er-Motoren in die F1-Gespanne eingebaut werden und die bisherigen 1000-ccm-Aggregate nach und nach aus dem Seitenwagensport verschwinden?
Nun, da ist einmal Ralph Bohnhorst, der bei der FIM unter anderem für die Koordination der Seitenwagen-WM zuständig ist. Er verweist vor allem darauf, dass die 1000er mit zunehmender Elektronik immer schneller würden und damit immer schwieriger zu händeln seien. Vor allem die Beifahrerinnen und Beifahrer hätten zunehmend Mühe, die hohen Fliehkräfte in den Kurven zu beherrschen.
Dann ist da auch Chassis-Konstrukteur Louis Christen, der seine LCR-Produktion zum Teil an die Birchall-Brüder in England abgegeben hat. Sie favorisieren den Einbau der 600-ccm-Motoren in das F1-Chassis und haben solch ein Gespann auch schon in Oschersleben unter Rennbedingungen vorgestellt. Würden die 600er demnächst im Reglement stehen, müssten die LCR-Gespanne wohl künftig auch bei ihnen gekauft werden.
Da ist aber auch Hans-Robert Kreutz vom DMSB, der für mehr Sicherheit im Gespannsport ist und die schwächeren Motoren favorisiert.
Alle wollen mehr Sicherheit auf der Strecke und volle Fahrerfelder. Man hofft wohl auch darauf, dass bei der Einführung der 600er zunehmend mehr Engländer in die WM einsteigen.
Was sagen die Betroffenen, die Aktiven dazu?
Unterhalte ich mich mit den Teams im Fahrerlager, sei es aus der WM, der IDM oder der Dutch open, habe ich nicht einen Fahrer getroffen, der die 600 ccm haben will, im Gegenteil, einige sagten spontan: «Wenn das kommt, dann höre ich mit dem Sport auf.» Manch einer sagte aber auch: «Die Diskussionen sind das Schlimmste, eine Entscheidung muss her, denn jetzt ist die Saison doch zu Ende.»
Folgende Argumente für die 1000er habe ich immer wieder gehört: «Die 1000er sind ausgereift und standfest, vor allem braucht man mit ihnen nur sehr selten ans Limit zu gehen. Wenn wir jetzt umsatteln müssten, kostet das viel zu viel Geld.« Und zur Sicherheit der Beifahrer: «Die müssen natürlich ein ordentliches Kraft- und Fitnesstraining absolvieren , dann können sie die Fliehkräfte auch gut beherrschen.»
Gegen die Einführung der 600er höre ich immer wieder Folgendes: «Als Standardmotor sind sie zu lahm, man muss sie immer ganz oben am Limit fahren, das kostet Material. Und wenn die Motoren keiner Kontrolle unterliegen, so wie es manche planen, dann wird es doch nur wieder elend teuer. Die Engländer bringen dann ihre getunten 600er von der TT mit, was soll denn das werden? Und außerdem wären Leichtgewichte sehr im Vorteil.»
Ich schlage vor:
1. Die 1000-ccm-Motoren müssen bleiben, wer mit 600 ccm fahren will, soll das tun, aber nach Stock-Reglement.
2. Freie Wahl der Motorenmarke.
3. Festlegung eines PS-Limits.
4. Lufteinlass kontrollieren.
Man könnte beispielsweise sagen, 185 PS ist das Limit. Wie erreiche ich das? Durch den Einbau eines Luftmengenbegrenzers, wie es beispielsweise in der DTM schon seit mehr als 20 Jahren üblich ist.
Durch den Luftmengenbegrenzer (Air Restrictor) kann die Luftmenge, die einem Verbrennungsmotor zugeführt wird, reduziert werden, um dadurch die Leistung auf ein vom Reglement vorgegebenes Limit zu beschränken. Dadurch, dass weniger Luft in den Verbrennungsraum gelangt, muss auch die Treibstoffzufuhr entsprechend reduziert werden, um ein optimales Kraftstoff-Luft-Verhältnis beizubehalten.
Die Motoren müssten zu Beginn einer Saison dahingehend überprüft werden, danach ein Leistungsdokument ausgestellt und der Motor verplombt werden. Das kostet einmalig zirka 160 Euro. Damit wäre Fairness und Chancengleichheit hergestellt, jegliches Tuning würde sich erübrigen und damit würden alle Geld sparen.
Wer will so etwas nicht?