Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Das erste Rennen kann kommen

Kolumne von Eckart Rösinger
Eckart Rösinger und Andreas Kolloch in Val de Vienne

Eckart Rösinger und Andreas Kolloch in Val de Vienne

Der erste Einsatz für unser Gespann-Team fand im Rahmen von «Carlos Trainingslager» in Val de Vienne statt.

Wir hatten uns für die fünf Testtage im französischen Val de Vienne ein volles Programm zurechtgelegt. Für meinen neuen Beifahrer Andy Kolloch gab es neue Haltegriffe und das Team baute einen neuen Motor ein. Ausserdem investierten wir in eine extrem leichte Karbon-Verkleidung, spezielle Zündungsteile und weitere Innovationen.

Für die 800 Kilometer lange Anfahrt verabredeten wir uns mit dem Team Gall/Eisentraut, Freunde und Rennfahrerkollegen ganz aus der Nähe. Nach 80 Kilometern gab es bereits den ersten Schock. Plötzlich kam uns ein Geisterfahrer auf unserer Autobahnseite entgegen. Erst als er uns passierte, haben wir realisiert, was gerade geschah. Das Erlebnis hielt noch lange an. Am Ende der Tour machte der Turbolader an dem Transporter vom Team Gall schlapp, wir schafften es gerade noch ins Fahrerlager. Schnell wurde die Box bezogen und eingerichtet. Das Prozedere ist ja jedes Jahr dasselbe, man kennt jeden Handgriff. Andy kam etwas später mit seinem Wohnwagen. Er hat eine längere Anfahrt und verteilte diese auf zwei Etappen. Es ist immer schön, die anderen Rennfahrerkollegen nach der fast fünfmonatigen Winterpause zu sehen. Es gibt immer viel zu erzählen und Neues zu bestaunen. Natürlich kam unsere neue Verkleidung, erneut im Design von Partner und Freund Rübel, sehr gut an. Man hat sich an das Orange gewöhnt. Auch die neuen und alten Partner werden dort entsprechend repräsentiert. Nach der obligatorischen «Predig» von Organisator Carlo ging es am Montagmorgen um 9.00 Uhr auf die Strecke. Das Wetter war kühl, aber sonnig. Es versprach eine tolle Woche zu werden.

Zuerst gingen wir vorsichtig auf die Strecke, fuhren drei Runden fahren und kamen mit den ersten Eindrücken zurück an die Box. Der Motor lief sauber und rund, die Haltegriffe für Beifahrer Andy passten allerdings gar nicht. Nach den ersten Besprechungen montierten wir einen neuen Griff. Aus meiner 20-jährigen Beifahrerzeit weiss ich, worauf es beim Beifahrer ankommt. Also habe ich immer zusätzliche Griffe, passende Rohre und Bleche dabei, so haben wir mindestens fünf Erweiterungen an den zentralen Griffen vorgenommen. Es ist nicht ganz klar, ob es am Ende Kunst oder Handwerk war. Aber dem Andy hat es gepasst, das ist die Hauptsache. Am Montagnachmittag wurden die neuen HJC Helme ausprobiert. Ich will nicht alles Neue auf einmal testen. Da bin ich eigen. Deshalb alles nach und nach, so kann man sich auf eine Neuerung konzentrieren. Bei einer weiteren Ausfahrt wurden wir vom Streckenservice nach einigen Runden an die Box geschleppt. Die Benzinpumpe hatte nichts mehr zu tun. Wir hatten einfach vor lauter Griffe montieren das Tanken vergessen.

Neu verlegt wurde zu dem Motor auch die Elektrik. Dort war ich etwas nachlässig und so hat sich ein Relais auf der Antriebskette wieder gefunden. Resultat: Totaler Stromausfall und ein defektes Elektrik-Bauteil. Zum Glück habe ich Ersatz gefunden. Bei dem Beifahrer eines anderen Teams in der Reisetasche...Sachen gibt’s! Am Mittwochmittag musste die Kupplung gewechselt werden. Den Motor habe ich günstig bei Ebay gekauft. Ich weiss nicht, wie viele Kilometer die Kupplung drauf hatte. Man muss zum Testen nicht gleich das beste Material verbauen. Das hebe ich mir für die Rennen auf. Zum Glück haben wir (Team Schwegler und wir, beide auf Suzuki K7 unterwegs) von Suzukihändler Ralf Unfried aus Ludwigsburg ein «Care-Paket» mitbekommen. Darin waren alle nötigen Teile und Dichtungen die so im Laufe eines Wochenendes kaputt gehen oder verschleissen können. Ralf betreut mich in Motorfragen schon seit vier Jahren. Man kann ihn immer anrufen, er hat auf alles eine kompetente Antwort. Allein die Gewissheit zu haben dass es ihn gibt, beruhigt doch ungemein.

Das Wetter war mehr als perfekt. Mittags sass man vor der Box in der Sonne, es war halt schon richtig Frühling. Das Thermometer zeigte in der Sonne 36 Grad. Erst am Freitagnachmittag, eine halbe Stunde bevor die Strecke geschlossen wurde, begann es leicht zu regnen. Da hat es einer aber sehr gut mit uns gemeint. Sportlich sind wir absolut zufrieden. Alle Änderungen des Winters haben sich positiv ausgewirkt. Mit einer besten Runde von 1.55,9 haben wir eine deutliche Duftmarke in Sachen Formel 2 hinterlassen. Das erste Rennen kann kommen. Etwas enttäuscht war ich von der offiziellen Einführung der Avon Reifen aus England. Der anwesende Techniker machte ein riesen Geheimnis aus der Codierung der Reifen. Noch heute wissen wir nicht genau, was wir bestellen sollen. Ausserdem konnten wir nur Vorder- und Hinterreifen testen. Für die Seite war kein passender Reifen verfügbar. So werde ich mich wohl auf die Suche nach Restbeständen an Yokohama Reifen machen, bis uns der «Avon-Berater» genaue Auskunft geben kann.

Für die Rückfahrt am Samstagmorgen verabredeten wir uns wieder mit dem Team Gall um gemeinsam die Rückfahrt in die Heimat anzutreten. Schon nach 20 km war die Kopfdichtung, wohl ein Folgeschaden des Turbo-Defektes auf der Hinfahrt, am Gall-Sprinter hinnüber. An ein Weiterfahren war nicht zu denken. Am Ende hat Tassilo beim ADAC einen Mietwagen organisiert. Der Transporter wird heimgeschleppt. Das alles aber erst Sonntagmorgens. Wir haben dann seinen Beifahrer Thomas Eisentraut mitgenommen, der am Sonntags (seinem Geburtstag, herzlichen Glückwunsch nachträglich) zu Hause sein wollte. Wie wir gehört haben, ist auch Tassilo mit Mechaniker Markus auch auf dem Heimweg. Das Resümee der Woche: Perfekt in jeder Hinsicht!
 

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