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GTR-Motor: Die Kampfansage an alle Speedway-Tuner

Von Ivo Schützbach
Den neuen GTR-Motor von Konstrukteur Marcel Gerhard gibt es nur in einer Spezifikation, trotzdem soll er auf alle Bahnen passen. Wie das möglich ist, erklärte uns Tochter Agostina Gerhard.

Das Werbeversprechen ist, dass der GTR-Standardmotor genau so gut ist wie ein voll getunter GM, aber viel länger haltbar. Während bei GM und Jawa die Tuner dafür sorgen, dass ein Motor konkurrenzfähig wird, hat der GTR alle leistungssteigernden Teile serienmäßig verbaut.

«Es ist wirklich so, wir haben nur ein Motor-Set-up, alle Motoren sind gleich», erzählte Marcel Gerhards Tochter Agostina, sie ist für die geschäftlichen Belange von GTR mitverantwortlich. «Wenn einer einen Motor kauft, bekommt er den gleichen Motor, mit dem Freddie Lindgren in Warschau gewonnen hat.»

SPEEDWEEK.com sprach vor dem Speedway-GP in Daugavpils am kommenden Samstag mit der Schweizerin. Fredrik Lindgren, bislang einziger GTR-Fahrer im Grand Prix, führt in der Weltmeisterschaft fünf Punkte vor Jason Doyle.

Agostina, ein Speedway-Motor bietet nur wenig Set-up-Möglichkeiten. Wie bekommt ihr es hin, dass euer Motor auf einer harten und glatten Bahn ebenso funktioniert wie auf einer tiefen und griffigen? Normal variieren die Tuner bei den Kurbelwellen und Nockenwellen, um ihre Motoren anzupassen.

Wir waren immer der Meinung, wenn man qualitativ am ganzen Motor besser arbeitet und man nicht nur auf die Kurbel- und Nockenwelle fixiert ist, dass es dann möglich ist die Leistung zu kriegen, ohne groß zu variieren.

Klar ist das schwierig, weil man dieses Konzept bisher nicht kannte. Es glaubte auch niemand, dass das möglich ist. Jetzt haben wir es bewiesen, wir führen die Weltmeisterschaft an.

Es eine Frage des Know-hows, das dahintersteckt. Mein Vater hat dieses, er weiß, wo gearbeitet werden muss, damit man bei der Leistung keine Kompromisse machen muss.

Wir verwenden eine spezielle GTR-Selettra-Digitalzündung. In dieser sind zwei Kurven programmiert, eine davon für glatte Bahnen.

Tuner Anton Nischler hat in einem Interview behauptet, dass ihr die Motoren von Lindgren nach jedem Grand Prix genau so zerlegt und wartet, wie jeder andere auch?

Das ist nicht so, da kann auch jeder Freddie Lindgren fragen.

Nischler sagt ja auch, dass die Langlebigkeit des GTR-Motors lediglich ein Argument sei, um den teureren Preis zu rechtfertigen.

Ich kenne ja die Preise von Nischler nicht, die findet man nirgends. Eigentlich von keinem Tuner. Eine Ausnahme gibt es, das ist der Großewächter. Da ist für dich auf der Internetseite ersichtlich, was was kostet. Bei Nischler – keine Ahnung. Da frage ich mich, wie er wissen kann, dass wir ein Drittel teurer sind?

Ich rechne das mal vor. Unser GTR kostet 5555 Euro plus Mehrwertsteuer, diese beträgt in der Schweiz 8 Prozent. Das heißt, unser Motor kostet den Endkunden 5999 Euro. Wenn Nischler behauptet, dass unser Motor ein Drittel teurer sei als ein getunter GM von ihm, dann kostet sein Motor 4100 Euro. Jeder sollte dieses Angebot wahrnehmen und bei Nischler um 4100 Euro einen voll getunten GM-Motor kaufen.

Bislang ließen die Topfahrer ihre Motoren nach ungefähr 25 Rennläufen vom Tuner überholen, dann werden unter anderem die Ventilfedern getauscht. Wie viele Läufe kann man mit dem GTR fahren?

Als wir gekommen sind und gesagt haben, dass man mit dem GTR die ganze Saison ohne Service fahren kann, wurden die GM-Tuner gefragt, wie es bei ihnen aussieht.

Seit letztem Jahr kann man plötzlich mit den GM-Motoren viel länger fahren, als zuvor von den Tunern empfohlen. Jetzt gibt es jede Menge Behauptungen, wie lange man mit den GM-Motoren fahren kann.

Tatsache ist, dass die Fahrer, mit denen ich rede, mir sagen, das sei alles Bullshit, sie bringen ihre Motoren alle drei Rennen zur Wartung, weil sie Leistung verlieren.

Im Gegensatz zur ganzen Tuner-Community haben wir eine transparente Kommunikation. Wir sagen, dass man eine Saison durchfahren kann und haben auch den Beweis dafür – sie nicht.

In einem Interview mit Brian Karger im Speedway Star hieß es, dass der GTR langlebiger sei, weil er einen Drehzahlbegrenzer hat. Das ist wieder so eine Aussage, die weder Hand noch Fuß hat.

Mit einem Drehzahlbegrenzer ist nicht alles gemacht. Wenn du weiterhin ein Ölschmiersystem hast, dessen Konzept 30 Jahre alt ist, dann hilft dir auch kein Drehzahlbegrenzer.

Was wir an Zahlen vorlegen können, sind die von Lindgren. Das wurde alles auf Datenblättern dokumentiert.

Er fuhr mit einem Motor 140 Heats, bis wir den Motor aufgemacht und kontrolliert haben. Theoretisch könnten wir vielleicht viel länger fahren, wenn es aber vom Kunde gewünscht wird, dass wir den Motor aufmachen, dann müssen wir das machen.

Freddie ist ein High-Level-Fahrer, für ihn steht zu viel auf dem Spiel. Ihn können wir nicht als Laborratte nehmen und ihm sagen, dass er immer zufahren soll. Wir machten seinen Motor nach 140 Läufen auf – und gleich wieder zu.

Mehr Zahlen kann ich dir nicht geben, weil die Motoren, die seit 2016 im Umlauf sind, noch nicht so weit sind, dass Komponenten ausgewechselt werden müssen.

Wenn du mit durchschnittlich fünf Heats rechnest, dann sprechen wir von 28 kompletten Rennen. Für die meisten deutschen Rennfahrer ist das eine ganze Saison.

Genau. Deshalb werben wir auch mit der Aussage, dass du eine ganze Saison fahren kannst. Natürlich, wenn ein Freddie Lindgren alle Ligarennen in Großbritannien, Schweden, Polen, den Grand Prix und dazu noch offene Rennen fährt, dann geht das nicht.

Aber er hat ja mehr als einen Motor, die Heats verteilen sich also auf mehrere Motoren. Dann geht es doch, dass er eine Saison durchfährt, ohne die Aggregate zum Service zu bringen?

2016 hatte Freddie fünf GTR im Einsatz: Zwei in Großbritannien und drei für Schweden, Polen und den Grand Prix.

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