Marcel Gerhard: «Lindgren war kein Werksfahrer»
Zu Beginn der Saison 2016 rückte Fredrik Lindgren als Ersatz für den verletzten Jaroslaw Hampel in den Speedway-GP nach. Mit ihm kam nicht nur ein Schwede zusätzlich in die Königsklasse, sondern auch ein zweiter Motorenhersteller. Während die 14 anderen fixen GP-Stars allesamt auf italienische GM-Motoren setzten, arbeitete Lindgren mit dem Schweizer Tuner Marcel Gerhard zusammen und verwendete dessen neuen GTR-Motor.
2015 hat Gerhard mit dem Engländer Chris Harris gearbeitet, er war «Testpilot in jeder Beziehung», beschrieb der Frauenfelder. «Wir wollten mit ihm schauen, wie es im Grand Prix läuft, wie lange das Material hält, wo Schwachstellen sind. 2015 war ein Entwicklungsjahr, es hat gedauert, bis wir den Stand hatten, wie ihn Lindgren dieses Jahr hatte.»
Harris eroberte 2015 in zwölf Rennen 55 Punkte und wurde WM-13. Weil er weiter nach vorne kommen wollte, wechselte er für die vergangene Saison zurück zu GM, diese Initialen stehen für den Konstrukteur Giuseppe Marzotto. In der gleichen Anzahl Rennen kam «Bomber» 2016 nur noch auf 40 Punkte und verschlechterte sich in der WM um einen Rang. Das Material von Gerhard war also schon im Debütjahr nicht schlecht.
2016 arbeitete Gerhard eng mit Lindgren zusammen. «Freddie war Kunde von mir, kein Werksfahrer», unterstrich der Langbahn-Weltmeister von 1992 im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben Ende 2015 mal zusammen getestet, er hat sich danach entschieden, fünf Motoren zu kaufen. Jeder meinte, er sei Werksfahrer, aber wir haben keine Werksfahrer. Freddie kaufte den Motor wie jeder andere, nur bekommt er logischerweise mehr Betreuung, wenn er im Grand Prix dabei ist. Die steht ihm auch zu.»
Was die wenigsten wissen: Die 2015 und 2016 eingesetzten GTR-Motoren waren allesamt Vorserienmodelle. «Wir haben eine 30er-Serie aufgelegt und sind jetzt an der Produktion der nächsten Serie», so Gerhard. «Du kannst jetzt nicht bei mir zehn Motoren kaufen, weil ich gar nicht liefern kann. Es wird 2017, bis die nächsten auslieferbereit sind. Als Vorserie kannst du fünf Stück machen oder nur drei. Wir haben uns für 30 entschieden, das war ein Risiko. Wenn beim Guss etwas schiefgeht, dann hast du 30 Mal Ausschuss. Das war aber zum Glück nicht der Fall.»
Lindgren eroberte im Grand Prix 2016 durchschnittlich 7,33 Punkte pro Rennen und wurde mit 88 Punkten WM-Elfter. Zu WM-Rang 7 fehlen ihm lediglich fünf Punkte. Zwar schied der 33-Jährige als Elfter aus dem Grand Prix aus, über den Challenge hat er sich aber erneut qualifiziert und ist auch 2017 dabei.