Matthias «Matten» Kröger: Ein echter Typ tritt ab
Markant: Matthias «Matten» Kröger
Vor 32 Jahren bestritt Matthias Kröger, der von vielen nur «Matten» genannt wird, sein erstes Rennen auf dem Holsteinring in Brokstedt, damals als Nachwuchsfahrer. Mit dem MSC Brokstedt wurde er zweimal Deutscher Speedway-Mannschaftsmeister und mit dem deutschen Langbahnteam gewann er fünfmal den Weltmeistertitel. Ein Einzeltitel blieb Kröger aber versagt.
Beim Saison-Kehraus im emsländischen Dohren fuhr der sympathische Schleswig-Holsteiner jetzt sein letztes Rennen. SPEEDWEEK.com sprach mit «Matten» Kröger über die Vergangenheit und die Zukunft.
Teil 1:
Matten, wie fühlst du dich heute so als Bahnsport-Rentner?
(Schmunzelt) Das ist bei mir noch gar nicht angekommen im Kopf.
War das Rennen in Dohren wirklich dein letztes?
Ja.
Wie bist du eigentlich zum Bahnsport gekommen?
Durch meinen Onkel und durch meinen Cousin, die beide aktiv gefahren sind, bin ich zum Bahnsport gekommen. Mein Onkel Heinz hat mir als Jugendlichem mein erstes Motorrad gekauft, eine 2-Ventiler ESO. 1984 durfte ich dann die ersten Runden auf der Speedwaybahn in Brokstedt mit einer J-Lizenz fahren.
Der MSC Brokstedt ist ein Verein, dem du immer die Treue gehalten hast.
Ja, ich bin irgendwie verwachsen mit diesem Verein. Schon mein Onkel und mein Cousin sind für die gefahren und es ist immer gut gelaufen, warum sollte ich da wechseln?
Welche Rolle spielte Hans-Otto Pingel, genannt «der schwarze Mann aus Bokel», für dich?
Ich lernte ihn beim Speedway in Brokstedt kennen, denn er fuhr auch für den MSC. Ich lernte aber nicht nur ihn, sondern zu meinem Glück auch seine Stieftochter kennen, denn die wurde später meine Frau. Zu unserer Familie gehören mittlerweile auch noch zwei Söhne.
Wann hast du dein erstes Ligarennen bestritten?
Das war 1988, ich glaube, es war in der 2. Bundesliga. Wir wurden mit den eigenen Fahrern André Pollehn, Jörg Pingel, Björn Danielczyk, Hartmut Balfanz und mir Meister, alle aus dem Kreis Pinneberg.
Ein Jahr später gab es einen bösen Einschnitt in deinem Leben.
Ja, 1989 hatte ich einen schlimmen Autounfall, der meine Karriere etwas ausgebremst hat. Es geschah auf dem Weg nach Riede zum Abschlussfest der Norddeutschen Bahnmeisterschaft. Ich lag anschließend vier oder fünf Tage im Koma. Meine Beine waren ziemlich lädiert. Danach folgten eineinhalb Jahre Pause vom Bahnsport.
Wie ging es weiter?
Ich bin erstmal nur Speedway gefahren. Beruflich war ich in der Zeit beim Bahnservice Reikowski, der die Godden-Vertretung von Hans Zierk übernommen hatte und habe da gearbeitet. Der hat auch unsere Mannschaft beim MSC Brokstedt unterstützt. Wir sind Vizemeister geworden. Da habe ich schon meine Motoren selbst gemacht.
Was hast du gelernt?
Ich habe eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker gemacht und hatte da schon gewisse Vorerfahrungen. Mein Onkel Heinz, der auch ein begeisterter Mechaniker und Autoschlosser war, hatte mir bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1987 meine Motorräder vorbereitet. So musste ich in dieser Hinsicht von einem Tag zum anderen auf eigenen Füßen stehen und habe mir dann praktisch alles selbst angeeignet. Nach einem Jahr bei Reikowski habe ich mich auch beruflich selbstständig gemacht.
Du warst sozusagen den eigener Herr.
Ja, ich bin seitdem Speedway- und Langbahnfahrer sowie Motorentuner und Servicemann in einem gewesen. Nach der Trennung von Reikowski 1994 habe ich auf meine eigene Karte gearbeitet und von da an durch Rennen und Motorenmache alles selbst finanziert. Ich war eigentlich immer ganz gut dabei, wurde aber auch durch schwere Stürze immer wieder mal zurückgeworfen.
1991 hatte es dich in Australien böse erwischt, oder?
Ja, es passierte auf der Ivan-Mauger-Tour im zweiten Rennen. Da hat mir ein Amerikaner den Weg abgeschnitten und mich in die Planke gedrängt. Ich bin dann da richtig reingeknallt und habe mir die Hüfte und den Knöchel gebrochen. Anschließend musste ich dort drei Monate im Krankenhaus bleiben.
Du hast da bestimmt einen großen finanziellen Verlust gehabt oder hat die Krankenkasse das übernommen?
Die Versicherung hatte immerhin einen Teil der Kosten übernommen, aber insgesamt musste ich schon tief in meine eigene Tasche greifen. Die Kosten hatten die Deckung durch des DMSB ziemlich überschritten und die Krankenkassen hatten zu dem Zeitpunkt keine Vereinbarungen mit Australien. So stand ich mit dem Rücken zur Wand als die Rechnungen ins Haus kamen. Es blieb mir nichts übrig als zu bezahlen.
Das war ein ziemlicher Rückschlag in deiner Karriere. Hast du damals ans Aufhören gedacht?
Nun, das war nach meinem Autocrash der zweite harte Schlag für mich. Da macht man sich schon so seine Gedanken. Aber ich habe nach vorne geschaut und weitergemacht.
Haben dich die Verletzungen später beeinträchtigt oder spürst du die Folgen gar heute noch?
Ja natürlich, das ist irgendwie immer da, man wird ja auch nicht jünger. Aber jetzt, wo ich mit dem aktiven Fahren aufhöre, habe ich die Hoffnung , dass das in Zukunft besser wird.
Teil 2 folgt.