Tai Woffinden: «Meine Tattoos sind eine Art Sucht»
Der deutsche Speedway-Grand Prix in Teterow am vergangenen Wochenende wurde für Tai Woffinden zu einer Enttäuschung. Im ersten Halbfinale war für den 26-jährigen Briten, der auch die australische Staatsbürgerschaft besitzt, Endstation.
Teterow-Tagessieger Jason Doyle (104 Punkte) liegt in der Grand-Prix-Gesamtwertung nun acht Punkte vor Woffinden, Grand-Prix-Spitzenreiter Greg Hancock (109 Punkte) hat nach seinem dritten Platz im Teterow-Finale gar 13 Punkte Vorsprung auf Woffinden. Bei nur noch drei ausstehenden Rennen (Stockholm/S, Thorn/PL, Melbourne/AUS) wird es für Woffinden sehr schwer, seinen Titel zu verteidigen. Wir haben dem 26-Jährigen in Teterow über das sportliche Geschehen hinaus einige Fragen gestellt.
Tai Woffinden über...
...seine Fähigkeit, extrem variable Linie zu fahren: «Das kommt vielleicht von den Junioren-Rennen, die ich damals in Australien fuhr. Da standen am Sonntag nicht alle Piloten in einer Reihe, sondern der Langsamste vom Samstag stand ganz vorne, der Schnellste vom Samstag musste von hinten losfahren. So kam es, dass ich am Start manchmal 20 Meter hinter der Linie Aufstellung nehmen musste. Ich stand fast schon in der Kurve. Glaub mir: Da lernst du das Überholen. Und da lernst du auch, alternative Linie auszuprobieren.»
...seine Kontakte zu Piloten aus anderen Serien: «Ja, das sind die Lowes-Brüder, Motocrosser Tommy Searle oder auch Leon Haslam. Ich wohne in einem kleinen Kaff in der Grafschaft Derbyshire. Da treffe ich die Jungs meist, wenn ich in Derby ins Fitnessstudio gehe. Aber nein, auf der Rennstrecke fahren wir kaum gemeinsam. Denn während der Saison habe ich ein extrem dichtes Rennprogramm und keine Zeit. Und nach der Saison haue ich meist nach Australien ab.»
...seine Tattoos: «Mein Eltern haben mir verboten, mich tätowieren zu lassen. Aber dann meinte mein Vater vor einem Rennen einmal: Wenn du diesen einen Gegner schlägst – dann darfst du dir ein Tattoo machen lassen. Und ich habe ihn geschlagen! So kam ich zu meinem ersten Tattoo – und dann wurde es eine Art Sucht. Meine Mutter? Die hat sich mittlerweile damit abgefunden.»
...den Tod seines Vaters: «Der Krebs wurde bereits 2009 bei ihm entdeckt. Wir hatten also Zeit, uns gemeinsam mit ihm auf seinen Tod vorzubereiten. Ich bin dann vorab vieles im Kopf durchgegangen, die Beerdigung zum Beispiel. Ich habe quasi alles geprobt. Dadurch war ich gefestigt und konnte meiner Mutter in den Tagen nach Vaters Tod besser beistehen. Vater starb im Januar 2010, die Saison bin ich danach durchgefahren. Ich dachte, ich hätte seinen Tod verarbeitet, alles sei gut. Doch nichts war gut. Als ich nach Saisonende in unser Haus in Australien zurückgekehrt bin und all’ die Erinnerungen hochkamen, hat es mich voll getroffen. Vaters Tod holte mich wieder ein. Ich wollte mit dem Sport aufhören. Nach einem Monat aber entschied ich, es 2011 zumindest zu probieren. Danach folgten meine zwei Titel 2013 und 2015.»
...seine Heimat in Perth/Westaustralien: «Mein Leben ist im Grunde zweigeteilt. Von März bis November bin ich in Europa, da dreht sich mein Leben nur um Speedway. Aber sobald ich nach Saisonende nach Perth zurückkehre, gibt es kein Speedway mehr. Ich schalte total ab. Okay, ins Fitnessstudio gehe ich natürlich. Aber Speedway? Nein! Ich vertreibe mir die Zeit mit Jetski, Wake-Boarding, Motocross und BMX-Fahren.»
...seine Teams, für die er 2017 fahren wird: «In der schwedischen Liga wechsle ich nächstes Jahr von Vetlanda nach Masarna. Ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass Masarna 2017 die Play-offs erreicht. In Polen werde ich weiterhin für Breslau fahren. Wolverhampton in der englischen Liga? Ja, für die fahre ich in diesem Jahr einige Rennen. Aber für nächstes Jahr ist da nichts geplant.»