Trauer: Speedway-Ikone Sir Ivan Mauger (78) ist tot
Seit Jahren litt der sechsfache Speedway- und dreifache Langbahn-Weltmeister an Demenz und Alzheimer, am Montagmorgen erlag Ivan Gerald Mauger OBE MBE im Alter von 78 Jahren seinen schweren Leiden. Er hinterlässt seine Frau Raye und die Kinder Kym, Debbie und Julie.
«Ihr kanntet ihn als Ivan, ich war so glücklich und privilegiert, ihn als Vater zu kennen. Er hatte ein unglaubliches Leben, bis zum Maximum», teilte Maugers Tochter Debbie Pritchard mit.
Schon früh kam Ivan Mauger in seiner neuseeländischen Heimatstadt Christchurch nach Versuchen im Schul-Hockey und Rugby zum Motorsport, inspiriert durch die Erfolge seiner berühmten Landsleute Ronnie Moore und Barry Briggs, die ihn nach seinem Rennfahrerdebüt 1956 ein Jahr später nach England lockten, das damals die Speedway-Szene bestimmte.
«Er war 17 und mit meiner Mutter verheiratet, sie war 16», erzählte Tochter Julie dem Fairfax Australian letztes Jahr. «Zwei Teenager, die gemeinsam ein Boot bestiegen und auf die andere Seite der Welt schipperten, nur mit einem Namen, den ihnen jemand auf ein Stück Papier geschrieben hatte. Die Geschichte meines Vaters und meiner Mutter ist eine Liebesgeschichte, sie stand immer zu ihm. Dad war nicht vom Geld getrieben, sondern von seinem Siegeswillen. Mum liebte das Gesamtpaket.»
Anfängliche Testfahrten in der Pre-Liga, unter anderen für Wimbledon, brachten nicht die gewünschten Erfolge und damit den finanziellen Rückhalt, sodass er 1958 wieder in seine Heimat zurückkehrte. Erst 1963 tauchte er in Begleitung seiner jungen und bildhübschen Ehefrau Raye wieder auf der Insel auf, dieses Mal brachten die Rennen für Newcastle, Wimbledon und Southampten die gewünschten Erfolge, die ihm 1965 einen permanenten Startvertrag für die Newcastle Diamonds sicherten.
Unheimliche Siegesserie
1966 wurde Ivan Europameister (damals Qualifikation für die WM) und belegte in seinem ersten Weltfinale einen sensationellen vierten Platz. 1967 stand er als Dritter auf dem Podium im legendären Londoner Wembley Stadium.
Nun begann eine unheimliche Siegesserie, die Ivan Mauger dreimal in Folge zum Weltmeister 1968 bis ’70 krönte – Göteborg, Wembley und Breslau waren die Finalorte. Beim ersten Triumph noch in den Farben der Newcastle Diamonds, 1969 und 1970 für seinen neuen Club Belle Vue Aces (bei Manchester). Dieser Erfolg und die Partnerschaft mit Peter Oakes machten Mauger zum aufstrebenden Organisator von Speedway-Schulen und Rennveranstaltungen und schließlich auch zum erfolgreichen Buchautor. Beginnend mit «Triple Crown Plus», angelehnt an den WM-Hattrick. Oder «Speedway Extravaganza» und sein letztes und wohl bestes Buch «Will to Win», das sein Lebensmotto war.
1970 versprachen die beiden Amerikaner George Wenn und Ray Bokelman Mauger, dass sie sein Motorrad vergolden würden, wenn er den dritten WM-Titel in Folge gewinnt. Der Kiwi erledigte den Job in Polen und die Amis hielten Wort. Maugers Bike wurde in die USA verschifft und vergoldet. Lange stand es in seinem Haus in Runaway Bay in der Nähe von Surfers Paradise im Hausgang, heute steht es im Canterbury Museum in Christchurch/Neuseeland.
Weitere Weltmeisterschaften folgten: 1972, 1977 und endlich 1979, als er den Uralt-Rekord des Schweden Ove Fundin knackte und die Startweste mit der Nr. 6 des deutschen Endlaufteilnehmers Christoph Betzl in den polnischen Himmel reckte. Betzl war übrigens ein Nachbar des unvergessenen Franz-Josef Strauss, der es sich nicht nehmen ließ, Christoph persönlich beim Abschiedsrennen Beifall zu spenden.
Es dauerte bis 2005, dass der Schwede Tony Rickardsson mit Mauger gleichzog.
Auch im Best-Pairs-Wettbewerb war Mauger in den frühen 1970ern mit seinem Landsmann Barry Briggs fast jedes Jahr im Finale, die beiden Titel aber gewann er mit Bob Andrews (1969) und Kiwi-Legende Ronnie Moore 1970.
Für Großbritannien startete er dreimal erfolgreich im Mannschaftswettbewerb, erst als sein Heimatland selbständiges Mitglied des Motorrad-Weltverbands FIM wurde, erfüllte er sich 1979 seinen letzten Traum: In 15 von 16 Läufen auf seinem Motorrad startend, siegten die Neuseeländer im legendären Londoner White City Stadium, doch Ivan stürzte ausgerechnet im letzten Heat und nahm benommen die Trophäe entgegen.
Langbahn war seine neue Liebe
Ende der 1960er-Jahre fand Ivan Mauger auch Gefallen an den Sand- und Grasbahnveranstaltungen auf dem Kontinent und speziell in Deutschland, zumal die Startverträge für ihn als Weltmeister damals sehr lukrativ waren. Über das Jawa-Werk in Divisov, dessen Werksfahrer er wurde, wurde er mit bestem und neustem Material ausgestattet, unter anderem auch mit den Langhub-Versionen und später auch Vierventil-Prototypen. So war es kein Wunder, dass der wohl am Start beste Fahrer aller Zeiten auch 1970 und 1971 die ersten Weltmeisterschaften gewann. Den ersten Titel gegen Manfred Poschenrieder noch hart umkämpft, den zweiten wieder gegen den dreifachen Sandbahn-Europameister in Mühldorf in überlegener Manier.
Bei fast jeder Bahneröffnung war Maugers Name mit der Startnummer 1 im Programm zu finden. Auch Indoor-Veranstaltungen im Winter sahen ihn am Start, nur Versuche auf dem Eis ließ er lieber sein.
Offiziell trat Ivan 1985 zurück, doch sein letztes Rennen fuhr er 1986 in Adelaide. Nach der Beendigung seiner erfolgreichen Karriere mit einer großen Abschiedstournee in mehreren Ländern, kehrte Ivan Europa den Rücken und siedelte nach Australien über. In der Nähe von Surfers Paradise und Brisbane (Queensland) organisierte er dann seine zahlreichen Serienveranstaltungen kreuz und quer über den Riesenkontinent, auch mit Abstechern nach Neuseeland, die jungen und auch erfahrenen Aktiven aus Europa im Winter Rennaktivitäten verschafften, verbunden mit Urlaub und angemessenem Taschengeld aus den Startverträgen.
Dreimal war der Co-Autor dieser Zeilen mit Bruder Sirg Schützbach auf Ivans Tour in Australien und Neuseeland unterwegs, von 2001 bis 2003. Im ersten Jahr waren auch Stephan Katt, Christian Hülshorst und Andreas Völcker aus Deutschland dabei, alle vier schwärmen noch heute von dieser Zeit.
Ivan war kein abgehobener Weltstar oder Promoter, er stand den jungen Fahrern mit guten Ratschlägen zur Seite. Selbst Mark Loram hörte auf ihn, als er 2000 Speedway-Weltmeister wurde. Ich erinnere mich noch gut, als wir 2001 bei Ivan zum Grillen eingeladen waren, ein vergoldetes Motorrad im Hausgang hinterlässt Eindruck. Wobei uns die Jetskis am hauseigenen Bootssteg damals mehr interessierten.
Auf Grund der schweren Demenzerkrankung lebte Mauger die letzten Jahre sehr zurückgezogen. Ivan, du warst nicht nur der erfolgreichste Fahrer, sondern einer der besten Botschafter, die unser geliebter Sport je hatte. Du wirst unvergessen bleiben.
Ivan Maugers größte Erfolge:
Speedway-Weltmeister 1968, 69, 70, 72, 77, 79
Langbahn-Weltmeister 1971, 72, 76,
Best-Pairs-Weltmeister 1969 (mit Bob Andrews), 1970 (mit Ronnie Moore)
Team-Weltmeister 1968 und 79 mit Neuseeland, 71, 72 mit UK
Sandbahn-Europameister 1966, 70, 71, 75