Holger Lund: Der Mann hinter vielen Raketenstarts
Wer im Speedway nach dem Start hinten ist hat es schwer, weil die Rennen über vier Runden so kurz sind. Deshalb widmet sich jeder Fahrer intensiv seiner Kupplung, jeder hat ein anderes Erfolgsrezept für die perfekte Kombination aus Kupplungsbelägen, -lamellen und -federn.
Holger Lund aus Schleswig-Holstein gehört mit seiner Firma «HL Speedway Clutch Plates» seit Jahren zu den wichtigsten Herstellern, SPEEDWEEK.com bat ihn zum Interview.
Holger, du bist der führende Hersteller für Kupplungslammelen im Speedway-Sport. Wie viele der aktuellen GP-Fahrer starten mit deinem Material?
Ich gehe von momentan 75 Prozent aus.
Du bist oft auf Rennveranstaltungen vor Ort. Wie viele Rennen besuchst du pro Saison?
Im Jahr besuche ich zirka 50 Rennen, ungefähr die Hälfte davon im europäischen Ausland, meistens in Polen oder Dänemark. Leider ist der Sport in Deutschland nicht sonderlich populär.
Viele Fahrer im In- und Ausland fahren deine Beläge. Vertreibst du diese über einen Online-Shop oder wie funktioniert das?
Einen Großteil des Umsatzes erwirtschaften meine Vertragshändler, Kontaktpflege zu den Händlern ist unumgänglich. Wann immer es geht, versuche ich auch die Händler zu besuchen. In Deutschland werden meine Produkte von der Firma Renndienst Schinko vertrieben.
Fertigt deine Firma weitere Produkte für den Bahnsport?
Ja, sicher, zum Beispiel Grundplatten für Zahnriemendeckel sowie diverse Halter. Hauptprodukt sind aber Kupplungsscheiben.
Man sieht das gelbe HL-Logo bei vielen Fahrern im Grand Prix auf ihren Kombi und Bikes, zum Beispiel bei Tai Woffinden, Bartosz Zmarzlik, Antonio Lindbäck und Jason Doyle. Hast du persönlichen Kontakt mit den Stars?
Mit einigen Fahrern hat man ein recht gutes Verhältnis, da führt man auch private Gespräche, der ein oder andere war auch schon zu Besuch bei mir. Generell ist aber die freie Zeit in der Saison immer knapp bemessen.
Ist es wichtig, den Fahrern und Teams vor Ort technische Tipps und Hilfe zu geben?
Bis zu einem bestimmten Level sicherlich, im GP nicht.
Dein Logo war auch schon mehrmals bei der Speedway-Team-WM auf den Kombi der Teams und deren Sponsoren-Präsentationen zu sehen. Ich denke da an die Nationalteams von Schweden und Australien. Unterstützt du auch die deutsche Nationalmannschaft?
Zu den Schweden habe ich schon mehrere Jahre guten Kontakt. Am Anfang des Jahres wird ein Sponsorenvertrag ausgearbeitet und dieser wird von beiden Seiten zu 100 Prozent umgesetzt. Dieses Sponsoring ist ein reines Produktsponsoring.
Ich würde gerne bei den deutschen Nationalmannschaften einsteigen, allerdings nicht in der Art und Weise, wie sie gerade geführt werden. Die Tatsache, dass die Mannschaft, inklusive Mechaniker und Teammanager, nicht in einheitlicher Teamkleidung auftritt, ist schon ziemlich peinlich.
Was muss sich im deutschen Speedway-Sport ändern, dass wir als Nation erfolgreicher werden?
Grundsätzlich denke ich, dass wir in Deutschland einige sehr professionell arbeitende Vereine haben, allerdings gibt es auch viele Veranstaltungen, die mir nicht gefallen.
Am Wichtigsten ist für die Zukunft, dass möglichst jeder Verein eine Jugendgruppe bildet, falls noch nicht vorhanden. Stellvertretend positiv hervorzuheben ist der MSC Cloppenburg, ein Verein mit vielen motivierten jungen Leuten in der Vereinsarbeit. Die Veranstaltung «Night of the Fights» am 15. September zählt zu den Highlights im deutschen Bahnsport.
Der Speedway-GP gastiert bis mindestens 2019 in der Teterower Bergring-Arena in Deutschland. Fördert das die Entwicklung des deutschen Speedway-Sports und macht ihn populärer?
Sicherlich ist es eine schöne Sache einen GP in Teterow zu haben, dies alleine genüg aber nicht.
Vor Jahren hat René Schäfer für den DMSB, für die Nationalmannschaft sowie den Sport im Allgemeinen eine unbestritten Toparbeit geleistet. Nun ist es an der Zeit jemanden zu finden, der diese Arbeit fortsetzt.