Martin Smolinski: Was den Speedway-GP so teuer macht
Anfang Oktober 2019 wurde Martin Smolinski vom Motorrad-Weltverband FIM und Promoter BSI als erster Nachrücker für den Speedway-GP 2020 aufgestellt. Als der vierfache Weltmeister Greg Hancock Mitte Februar mit 49 Jahren seinen Rücktritt erklärte, rückte «Smoli» fest ins Feld. Der Olchinger fuhr bereits 2014 eine volle Saison im Grand Prix, damals gewann er den Auftakt in Neuseeland und wurde WM-Zwölfter.
Wegen der Corona-Pandemie wurde der für Mai in Warschau geplante WM-Auftakt verschoben, ebenso der Deutschland-GP in Teterow an Pfingsten. Jetzt steht Prag am 13. Juni als erste Veranstaltung im Kalender, doch niemand glaubt, dass bis dahin in Tschechien Rennen mit Zuschauer stattfinden dürfen. Ob für Promoter BSI auch Geisterrennen nur für die TV-Zuseher in Frage kommen, wurde bislang nicht verlautbart.
«Ich bin vorbereitet, schaue derzeit aber nur für zwei Wochen voraus, da sich ständig alles ändert», so Smolinski. «Mein Ziel ist, das Gleiche zu zeigen wie damals in Neuseeland, aber nicht nur in einem Rennen. Ich will in jedem Rennen ordentlich Punkte sammeln, mein vorrangiges Ziel ist, es in die Top-6 der Gesamtwertung zu schaffen und damit im Grand Prix zu bleiben. Wenn ich gut drauf bin, kann ich 2021 hoffentlich vorne mitmischen.»
«2014 musste ich erst alles kennenlernen, es gab zuvor ja nie einen Deutschen im Speedway-GP», erzählte der Olchinger im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Mir konnte damals keiner helfen. Ich habe es aber zumindest geschafft, dass die Leute international wieder auf den deutschen Bahnsport schauen, auch bei uns gibt es schnelle Speedway-Fahrer.»
Der dreifache Weltmeister Jason Crump traut dir zu, Weltmeister zu werden – wenn du immer so fährst wie damals in Neuseeland. Weshalb ist es so schwierig, so eine Leistung auf den Punkt zu bringen?
«Das Niveau im Speedway-GP ist unglaublich hoch», hielt Smolinski fest. «Wenn ich schaue, was meine Fahrerkollegen im Grand Prix stellenweise für Budgets an den Tag legen, dann bin ich weit unten. Ich weiß dafür ganz genau, dass meine Sponsoren zu 100 Prozent zu mir stehen und ich das Budget auch bekomme. Mit dem, was ich habe, arbeite ich und kann damit auch viel rausholen. Damals in Neuseeland arbeitete ich wie ein Uhrwerk, über die Saison bin ich aber an dem Öffentlichkeitsdruck zugrunde gegangen, weil viel vorgefallen ist. Damals lief viel gegen mich, im musste streiten und hatte nicht den nötigen Rückhalt.»
Immer wieder kommt die Frage auf, weshalb ein Rennen im Speedway-GP so viel teurer ist als ein Ligarennen im gleichen Land. «Vor jedem Grand Prix werden die Bikes komplett überarbeitet und die Motoren gehen zum Service», holte der 35-Jährige aus. «Alles, was kaputtgehen könnte, wird gewechselt: Kolben, Pleuel, Ventilfedern, Ventile, Lager, Ketten, Kupplungsbeläge. Hinzu kommt, dass man für so ein Rennen am Samstagabend von Donnerstag bis Sonntag unterwegs ist. Am Freitag ist das Training, normal reist man einen Tag früher an, mit sechs Mann. Wenn man die Kosten grob überschlägt, dann habe ich Materialkosten in der Vorbereitungsphase von 1000 bis 1500 Euro, ich habe Reise-, Mechaniker- und Übernachtungskosten. Damit komme ich für einen Grand Prix auf Fixkosten von 5000 bis 6000 Euro. Für Platz 1 bekomme ich 8800 Euro, dann kann man sich ausrechnen, dass man eigentlich zu jeder Veranstaltung Geld mitbringen muss. Ohne meine großartigen Sponsoren wäre das nicht möglich. Für mich als Deutscher ist das Problem, dass wir keine Fernsehübertragung haben, deshalb ist der finanzielle Aspekt so schwierig. Fahrer aus anderen Ländern haben es deutlich einfacher. Dass es bei uns auf YouTube kommt ist schön, viele Leute sitzen aber vor dem Fernseher und wollen es im Free-TV sehen. Nur dann kommen auch die Sponsoren und man kann mehr rausholen.»