Martin Smolinski (34): Eine reizende Persönlichkeit
Kein anderer deutscher Speedway- oder Langbahn-Pilot begeistert und polarisiert so stark wie Martin Smolinski. Kein anderer geht so konsequent seinen Weg und verkauft so viel Merchandise. Die Nummer 84 ist längst eine Marke, Kult auf zwei Rädern.
2014 qualifizierte sich Smoli als erster Deutscher fix für den Speedway-GP und gewann damals in einem Wahnsinnsrennen im Western Springs Stadium in Auckland/Neuseeland den Saisonauftakt.
2020 ist der Bayer erneut im festen GP-Feld: Als Nummer 1 auf der Nachrücker-Liste kam er zum Zug, als Greg Hancock Mitte Februar seinen Rücktritt erklärte.
Wegen der Corona-Pandemie wurde der in Warschau geplante WM-Auftakt verschoben, jetzt steht der Deutschland-GP in Teterow am 30. Mai als erste Veranstaltung im Kalender.
Am 19. April wird die deutsche Bundesregierung verlautbaren, wie es in den Wochen darauf mit den Ausgangs- und Reisebeschränkungen weitergeht. In Teterow gibt es einen Plan B: Kann an Pfingsten nicht gefahren werden, wird die Bergringstadt seinen Grand Prix in den September verschieben.
So oder so, es werden zwei Deutsche dabei sein: Martin Smolinski und ein Wildcard-Pilot. Offiziell wurde dieser vom Motorrad-Weltverband FIM noch nicht bestätigt, dem Vernehmen nach dürfen wir uns auf Erik Riss freuen.
«Für Martin habe ich mir schon öfter die Hände verbrannt», schmunzelte Teterows Organisationschef Adi Schlaak im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir wissen alle warum – in seiner netten, cholerischen Art hat er sich öfter mal was versaut, was er gar nicht nötig hat. Ich habe ihm immer gesagt, dass er die Füße etwas stillhalten soll. Ich habe das Thema Smolinski mit der FIM hoch und runter diskutiert. Ich habe ihnen gesagt, dass sie langsam begreifen müssen, dass wenn ein Land als Austragungsort im Grand Prix dabei ist, sollte es einen Fahrer für die gesamte Serie stellen – nicht nur einen Wildcard-Fahrer. Ich machte ihnen klar, dass sie über ihren Schatten springen müssen und die alten Geschichten mit Martin ruhen lassen sollen. Dann haben sie einen Weg gefunden, Martin als ersten Nachrücker zu positionieren. Jetzt liegt es an ihm, sich in der Serie zu behaupten – sportlich, aber viel mehr menschlich. Ich sage ihm immer, dass er sich ab und zu auf die Zunge beißen und runterfahren soll.»
Aber ist es nicht gerade seine temperamentvolle Art, und dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, welche viele Fans begeistert und ihn aus der Masse der Nichtssager heraushebt? «Es gibt keinen anderen in Deutschland, der den Speedway-Sport durch seinen Charakter und seine Allüren so impulsiv gestaltet», unterstreicht Schlaak. «Das ist ohne Zweifel. Ich weiß noch vor vielen Jahren, da hat Martin bei mir mal Hausverbot gekriegt. Das hat sieben Jahre gedauert, bis er wieder reinkam. Dann haben wir uns richtig ausgesprochen und sind gute Freunde geworden. Wir schätzen uns sehr, bei uns gibt es nichts Beleidigendes. Aber wir wissen, wie wir ticken. Andere wissen das nicht. Deshalb habe ich öfter mal für ihn eine Bresche schlagen müssen, das habe ich auch gerne getan. Natürlich hat er es durch seine sportlichen Leistungen in den Grand Prix geschafft, er brauchte aber auch Mitkämpfer. Zu diesen gehöre ich, deshalb bin ich auch stolz darauf, dass er jetzt in der Serie dabei ist. Dadurch sehen wir bei unserer Veranstaltung zwei deutsche Fahrer.»