Tai Woffinden: «Übermütiger, arroganter 20-Jähriger»
Tai Woffinden steht für Action, Geschwindigkeit und Adrenalin und ist somit ein Typ, der heraussticht und auch mit sportlichen Erfolgen glänzen kann. Geboren wurde er in Großbritannien, doch die Eltern entschlossen sich, mit ihrem Sohn nach Australien zu gehen und ihn dort aufwachsen zu lassen.
«Das war wahrscheinlich die beste Kindheit, die meine Eltern mir geben konnten», so Woffinden. «Ich hatte großes Glück, dass meine Eltern diese Entscheidung getroffen haben. Es war hart, Australien zu verlassen, besonders für mich als 15-Jährigen.»
Woffinden ging zurück nach England, um dort seine Speedwaykarriere voranzutreiben und in die Fußstapfen seines Vaters Rob zu treten. In eben jener Zeit erfuhr der spätere Champion von dessen Krebserkrankung. «Er durfte miterleben, wie ich mit Scunthorpe die Liga gewann», erinnerte sich Tai an die Triumphe in der damaligen Conference League und die anschließenden Erfolge in der Premiere und Elite League. «2009 sicherte sich Wolverhampton in Swindon den Elite-League-Titel und er war dabei.»
Der steile Aufstieg Woffindens führte ihn 2010 erstmals in den Grand Prix. «Aus meiner Sicht habe ich bei Scunthorpe angefangen, mich weiterentwickelt und dort alles gewonnen. Dann bin ich in die Premier League gegangen, vorangekommen und habe dort alles gewonnen. Ich bin in die Elite League gegangen, bin weitergekommen und habe dort alles gewonnen. Von 2006 bis 2009 war es immer ein Aufwärtstrend, also bin ich davon ausgegangen, dass es im folgenden Jahr genauso sein würde. Ich war ein übermütiger, arroganter 20-Jähriger.»
Mit Platz 14 endete die Saison enttäuschend und Woffinden war nach einem Jahr wieder raus aus dem Grand Prix. «Ich war körperlich, mental und technisch nicht bereit dafür. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht die richtige Crew, ich hatte nicht die richtigen Motoren, meine Bikes waren nicht auf dem neuesten Stand. Alle diese kleinen Dinge. Die GPs im Jahr 2010 waren ein guter Realitätscheck.»
Im gleichen Jahr verlor Woffinden seinen Vater, nach dem Winter in Australien kehrte er 2011 nach Europa zurück und arbeitete sich zur Saison 2013 zurück in den Grand Prix, für den er eine Wildcard erhielt.
Mit dem Ziel einer Top-Acht-Platzierung ging Woffinden in die Saison, das Ziel wurde weit übertroffen, denn er gewann die Weltmeisterschaft vor Jaroslaw Hampel. 2014 ging der Titel an Greg Hancock, 2015 wurde Woffinden zum zweiten Mal Champion. Maßgeblichen Anteil daran hatte Tuner Peter Johns. «Der Motor, den ich seit Mitte der Saison gefahren bin, war eine absolute Rakete», erzählte der inzwischen 33-Jährige. «Ich konnte zwar nicht starten, aber auf jeder Strecke jeden überholen. Es war unglaublich, ich war 4 bis 5 km/h schneller als alle anderen Fahrer.»
2018 wurde Woffinden zum dritten Mal Weltmeister und ist damit der einzige Brite, dem das gelang. Nach einer eher schwachen Saison 2019 konnte er 2020 mit Silber seine letzte WM-Medaille gewinnen und sucht seitdem den Anschluss an seine vorherigen Erfolge.
«Ich hatte ein paar schlechte Jahre und mein Leben war ein bisschen verrückt», so Woffinden, der in Polen lebte und mit der Familie dann wieder nach England ging. «In meinem Leben ist immer etwas los. Ich versuche, mein Leben in vollen Zügen zu genießen, das werde ich auch weiterhin tun. Aber ich gebe immer 100 Prozent in meinen Rennen. Wenn ich nicht glauben würde, dass ich es noch mal nach vorne schaffen kann, würde ich nicht mehr an der Weltmeisterschaft teilnehmen.»