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Peinlicher Speedway-GP-Tross: Whiskey zum Frühstück

Kolumne von Ivo Schützbach
Ein Whiskey ist Genuss, danach wurde es peinlich

Ein Whiskey ist Genuss, danach wurde es peinlich

Wie professionell ist der Speedway-GP? Nimmt man das Benehmen mehrerer Mechaniker als Maßstab, nicht sehr. Im Flieger musste der Chief-Steward dreimal ermahnen.

Martin Smolinski und ich treffen uns in Singapur auf dem Flughafen. Während der Olchinger von Polen aus über London nach Südostasien flog, komme ich aus Malaysia. Für SPEEDWEEK.com werde ich den ersten deutschen Speedway-GP-Piloten eine Woche lang auf Schritt und Tritt begleiten und für unsere User einmalige Einblicke hinter die Kulissen gewähren.

Das Auftreten des Smolinski-Teams ist tadellos. Alle tragen Teamkleidung, haben sogar die gleichen Taschen dabei. Ein ähnliches Bild bieten nur noch die drei Männer aus Nicki Pedersens Truppe und zwei Mechaniker von Niels-Kristian Iversen.

Doch nicht die Optik ist es, mit der die größtenteils polnischen Mechaniker bei den anderen Fluggästen für Naserümpfen sorgen, es ist das Verhalten. Auf dem Flug von London nach Singapur muss der Chief-Steward dreimal vorstellig werden und sie daran erinnern, dass sie nicht alleine im Flugzeug sind und sich die anderen Gäste durch sie belästigt fühlen. Im Extremfall kann so ein Verhalten dazu führen, dass der Pilot den nächsten Flughafen ansteuert und die Verhaltensauffälligen von der Polizei abführen lässt.

Soweit kam es nicht. Doch wenn schon morgens um 8 Uhr zum Frühstück der erste Whiskey gekippt wird, wundert es nicht, wenn eine Stunde später Sprechchöre angestimmt werden und sich die Leute wie bei einem Trip zum Ballermann nach Mallorca aufführen.

Mechaniker ließ die Flasche kreisen

Während des Zwischenstopps in Singapur das gleiche Bild. Einer der Mechaniker eines ehemaligen Weltmeisters ließ am Gate munter die Flasche kreisen. Haben Sie sich schon einmal fremdgeschämt? Ich tat es in diesem Moment. Weil auch ich Teil des Speedway-Trosses bin. Wir können froh sein, dass auf dem Flughafen in Singapur niemand die Rennfahrer erkannte: Der Image-Schaden wäre durch den aus dem Ruder gelaufenen Anhang bleibend gewesen.

Mir wurde klar: Während der Speedway-GP im Fernsehen heute hoch professionell präsentiert wird, sind einige Crews von diesem Anspruch Lichtjahre entfernt. Doch woran liegt es?

Vielleicht brauchen die Mechaniker ein Kindermädchen. Im Straßenrennsport gibt es große Teams mit Eigentümer, Manager, Crew-Chief und so weiter. Diese Verantwortlichen achten darauf, dass das Team sich selbst und damit auch seine Sponsoren im bestmöglichen Licht erscheinen lässt.

In anderen Serien ein Kündigungsgrund

Ende Februar bin ich mit einem Teil des MotoGP-Trosses von Testfahrten in Sepang/Malaysia zurück nach Europa geflogen. Aleix und Pol Espargaró waren in meinem Flieger, außerdem Alvaro Bautista und Andrea Dovizioso. Auch das gesamte Ducati-Werksteam saß im gleichen Airbus wie ich. Allesamt einheitlich angezogen, ruhig, unauffällig – Professionalität, wie sie im Buche steht.

Professionalität beginnt eben nicht erst dann, wenn der Fahrer mit aufgezogenem Helm auf die Bahn rollt. Wer Speedway lebt und damit Geld verdienen will, repräsentiert sich, seine Sponsoren und seinen Sport in der Öffentlichkeit zu jeder Zeit.

Das müssen einige der besten Speedway-Fahrer der Welt noch lernen. Vor allem aber deren Angestellte. In wirklich professionellen Rennserien wie MotoGP, Superbike-WM, Formel 1 oder DTM hätten solche Mechaniker längst die Kündigung erhalten.

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