Formel 1: Abschied in der Unterhose

Lionel van Praag: Speedway-Weltmeister und Kriegsheld

Kolumne von Manuel Wüst
Lionel van Praag

Lionel van Praag

1936 wurde im Londoner Wembley-Stadion der erste Speedway-Weltmeister gekürt, das Rennen sorgte für allerhand Diskussionen. SPEEDWEEK.com wirft einen Blick in die Geschichte des Sports.

Lionel van Praag ist nicht nur der erste Speedway-Weltmeister, er ist auch der erste Motorsport-Weltmeister aus Australien. 1931 kam van Praag nach England, um dort für die Wembley Lions Speedway zu fahren, nachdem er 1926 mit dem Driftsport begonnen hatte.

Der Gewinn der ersten Speedway-Weltmeisterschaft war von mehreren interessanten Begebenheiten begleitet. Im Finale in London fuhr Bluey Wilkinson 15-Punkte-Maximum. Weil damals die Punkte aus den WM-Halbfinals zum Gesamtergebnis addiert wurden, und Wilkinson in diesem nur zehn Punkte erobert hatte, kam er auf total 25 Punkte. Damit hatte er einen weniger als van Praag und der Brite Eric Langton, die den Titel im Stechen entscheiden mussten.

Das Stechen führte zu weiteren Kontroversen. Van Praag und Langton standen am Startband; nachdem Langton dieses mit einer Berührung zerriss, wäre er regulär disqualifiziert worden. Van Praag bestand jedoch darauf, dass ein Rennen stattfindet. Das gestartete Stechen führte Langton bis zur letzten Runde an, doch van Praag schaffte es, sich in der letzten Kurve die Führung und den ersten Weltmeistertitel zu schnappen.

Nach dem Rennen gab es diverse Anschuldigungen, dass das Rennen abgesprochen gewesen sein soll, dass der Fahrer, der in der ersten Kurve führt, den Lauf auch gewinnen soll. Nach Überlieferungen soll van Praag seinem Kontrahenten 50 Pfund zur Rücknahme der Vereinbarung gezahlt haben.

Van Praag verlor im Folgejahr seinen Weltmeistertitel und kam lediglich beim WM-Finale 1938, bei dem sich Bluey Wilkinson den Titel sicherte, als Vierter nochmals in die Nähe der Medaillenränge.

Nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurden von 1939 bis 1949 keine Weltfinals ausgetragen und auch van Praag wurde vom Kriegsdienst nicht verschont. 1942 wurde der erste Speedway-Weltmeister als Pilot der australischen Luftwaffe abgeschossen. Er und sein Co-Pilot retteten zwei Mitglieder der Besatzung, von denen einer halb bewusstlos war und einer nicht schwimmen konnte. Nach 30 Stunden im Wasser schafften sie es an Land und van Praag erhielt für seinen Mut und seine Tapferkeit die George-Medaille verliehen, die zweithöchste zivile Auszeichnung des vereinigten Königsreichs und Commonwealth.

Nach Ende des Krieges fuhr van Praag wieder Rennen, beendete 1948 jedoch seine Karriere und konzentrierte sich vor allem auf die Luftfahrt. Im Mai 1987 verstarb der Australier im Alter von 78 Jahren in Brisbane. 1990 wurde van Praag in die australische Hall of Fame des Sports aufgenommen, 2008 in die australische Speedway Hall of Fame.

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