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DMSB in der Kritik: Schikanen für die Lizenznehmer

Von Günther Wiesinger
Kai Kruse war von 2004 bis 2010 Besitzer eines LMP2-Sportwagenteams, auch die 24h von Le Mans wurden bestritten, dazu stand die VLN auf dem Programm. Jetzt rechnet der entrüstete Kai Kruse mit dem DMSB ab.

Die weit verbreitete Meinung, es seien in erster Linie die Motorradsportler mit ihrem deutschen Landesverband DMSB unzufrieden, hat sich als Fehleinschätzung erwiesen. Auch bei den Automobilsportlern wächst der Unmut, es macht sich Unzufriedenheit breit, unsere kritischen Berichte auf SPEEDWEEK.com finden viel Zustimmung von allen Seiten.

«Ich möchte anmerken, dass der Unmut bei den Automobilisten ebenso groß sein dürfte wie bei den Bikern», sagt zum Beispiel Lizenznehmer Kai Kruse. «Nur scheint es halt wie auf der Strecke zu sein, dass auch hier die Biker mehr Mut haben!»

Eigentlich sollte der DMSB e.V. Dienstleistungsbetrieb sein, er sollte gemeinnützig sein, ideellen Zwecken dienen und laut eigener Satzung den «Motorsport fördern».

So weit die Theorie.

Im Motorradsport hat sich jetzt herausgestellt, dass der DMSB illegale Lizenzgebühren für A-Lizenzen von WM-Piloten eintreibt, die laut FIM-Gesetz Artikel 1.10.1 für die Fahrer «to no additional cost» auszustellen sind, also kostenlos. Jeder deutsche WM-Pilot wird aber mit 299 Euro zur Kasse gebeten.

Ein Superbike-WM-Pilot wie Stefan Bradl muss beim DMSB nicht weniger als drei Lizenzen lösen. Bahnsportler, die neben der WM auch in der EM fahren, sogar vier.

«Ich kann es nicht glauben», lautete die Aussage von DMV-Präsident Wilhelm A. Weidlich, als er von SPEEDWEEK.com zu den Vorwürfen befragt wurde.

Dass beim DMSB oft auf Barzahlung beharrt wird, wirft ein schlechtes Licht auf den Verband, der im 20. Jahr seines Bestehens immer noch von seinen verkrusteten Strukturen heimgesucht wird.

Immer häufiger wird der Ruf nach einem neuen Verband laut, vor allem die Zweiradsportler sind mit ihrer Geduld am Ende. Sie wundern sich auch, wo die 2,7 Mio. US-Dollar verschollen sind, die seit 1992 von Dorna und FIM an den Verband zur Förderung des Road-Racing-Breitensports geflossen sind.

DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck versprach 2013 Aufklärung. Passiert ist nichts.

Neben der IDM wackelt die Zukunft der DTM, die Breitensportler haben Mühe mit der Vorgehensweise bei der VLN und der GT3-Klasse. In der Rallye-Szene existiert ein Rechtsstreit zwischen dem Rallye Supercup (RSC) von Patrick Mohr und dem DMSB, es geht auch um die umstrittene Abschaffung der Gruppe H; dem DMSB wird nicht nur in diesem Zusammenhang Industrie-Hörigkeit vorgeworfen.

Auch die Firma MotorEvents, vier Jahre lang IDM-Promoter, wird mit dem DMSB wohl vor Gericht landen. Bert Poensgen von Motor Events spricht ganz offen von «mafiösen Strukturen» zwischen ADAC und DMSB, es soll um eine sechsstellige Euro-Streitsumme gehen.

Immer öfter ist im Zusammenhang der herablassenden Vorgangsweise beim DMSB von einer «illegalen Ausnützung einer marktbeherrschenden Stellung» die Rede, was gegen EU-Recht verstoßen würde.

Manche Kritiker werfen Stuck Unvereinbarkeit vor – denn er bekleidet neben seinem DMSB-Ehrenamt eine hohe Funktion im VW-Konzern mit Marken wie VW, Audi, Porsche, Skoda und Seat, die alle in irgendeiner Weise Motorsport betreiben und ihre Interessen im DMSB vertreten.

Viele SPEEDWEEK.com-Leser sind verärgert. «Bezüglich Ihres Berichtes vom 9.3.2017 über den DMSB hoffe ich, dass Sie an diesem Thema dranbleiben. Der DMSB bewegt sich kontinuierlich von dem weg, was er sich selbst in die Satzung geschrieben hat – die Förderung des Motorsports», schreibt zum Beispiel Ralf Schnitzler.

Kai Kruse gehört zu jenen DMSB-Lizenznehmern, die von jahrelangen Ärgernissen im Zusammenhang mit dem Deutschen Motor Sport Bund berichten.

«Meine DMSB-Erlebnisse begannen 1988, sie teilen sich in folgende Bereiche auf», berichtet Kruse.

Dann legt er los:

«1) Ich bin seit 1988 bis heute Lizenznehmer Automobil. Zu  beanstanden sind die hohen Preise, bei denen man nach der Gegenleistung fragt. Da der ADAC oft genug mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert wurde und ich nichts von diesem Verein halten habe, habe ich dadurch die Lizenz zu ‚unvergünstigten’ Preisen bezogen. Das heißt: Wer nicht bei ADAC, DMV oder AvD Mitglied wird, muss noch mehr zahlen. Darf ein Verein so vorgehen?

2) Als Pressesprecher des AC Höxter (e.V. im ADAC), der zum bundesweit größten ADAC Gau (ja, so nennt man das immer noch offiziell) gehört, bekomme ich dauernd mit, welche Schikanen und Auflagen gemacht werden, um Streckenabnahmen zu bekommen, die mit immer höheren Kosten verbunden sind und vor allen Dingen erschweren, eigenen Nachwuchs für die Ehrenamtler (Rennleiter, Streckensicherung, Zeitnehmer etc.) nachziehen zu können. Hier schreckt der DMSB die potenziell Interessierten eher ab statt sie zu motivieren. Und das schafft den Breitensport immer mehr ab. Unterstützung durch den DMSB – Fehlanzeige!

3) Als Besitzer eines VLN- und LMP2 Teams von 2004 bis 2010 (kruse motorsport ltd, kruse-schiller-motorsport) waren wir seitens des ACO in Frankreich gezwungen, eine internationale Team-Bewerberlizenz zu lösen, die wir beim DMSB erwerben mussten. Die Preise lagen um die 1900 €, ohne dafür auch nur irgendeine Gegenleistung zu erhalten. Dass wir in den Jahren 2005 bis 2010 als einziges deutsches Team in der LMP2 waren, welches in der LMS, ALMS und den 24h von Le Mans an den Start ging, interessierte beim DMSB niemanden.

4) Seit 2013 bin ich nun Superkart-Fahrer, was in der «European Superkart Series» nur mit einer internationalen Kart C-Lizenz möglich ist. Da der Superkart-Sport beim DMSB quasi nicht stattfindet, ist es aufgrund der Anforderungen des DMSB, die auf die Kurzbahn ausgelegt sind, quasi unmöglich, an diese C Lizenz zu kommen. Außer es gelingt einem von uns schwergewichtigen Senioren, auf der Kurzbahn – wo ja finanzieller Wahnsinn herrscht – regelmäßig unter die Top-5 zu fahren. Das führte letztendlich dazu, dass der private Promoter der ESS Thomas Maggraf nach dem Zubuttern von etlichen Zehntausendern den Stecker gezogen hat und es die Serie nicht mehr gibt. Jetzt existiert noch die CIK FIA EM, wofür man eine Int. B-Lizenz braucht, die ich zum Glück habe, und die Meisterschaften der FFSA in Frankreich, wofür gar keine Lizenz notwendig ist, dazu die Britische Meisterschaft. Das führt dazu, dass ich in diesem Jahr fünfmal im Ausland fahre. Finde ich recht peinlich für den DMSB.»

Kruse weiter: «Mit DMSB-Präsident Stuck hatte ich diverse, kurze persönliche Begegnungen. Ich bezweifle, dass er die nötigen Fähigkeiten besitzt, um so ein Amt auszuüben. Meinetwegen könnte man Stuck direkt entsorgen. Für mich ist er ein Lobbyist.»

«Ich bin früher – vor GT3 und DMSB-Einmischung – viel und gerne auf der Nordschleife gefahren», schildert Kai Kruse. «Bis die Industrie den DMSB vor ihren Karren gespannt hat, um seine GT3-Kisten da oben zu verkaufen, war dort oben im Grossen und Ganzen seit vielen Jahren alles prima. Jetzt ist es einfach nur traurig. Mein ehemaliger Chef Jürgen Alzen hat den Stuck-Kasper nach dem tödlichen GT3-Unfall auf dem Nürburgring bei einer offenen Runde in Adenau mal schön auseinandergenommen. Wie jemand mit einem so widerlichen Grinsen so schwindeln kann, ist schlicht ekelhaft.»

Kai Kruse will aber nicht nur kritisieren, sondern auch gestalten. «Was es tatsächlich an Neustrukturierungen gibt, das sind die Fachausschüsse, in die Aktive eingewählt werden können. Für den Bereich Automobil Rundstrecke habe ich mich beworben. Mal sehen, was passiert», sagt der leidenschaftliche Motorsportler.

Trotzdem meint Kruse abschließend: «Ich wäre in der Tat sofort dabei, jeglichen Protest mit zu unterstützen, damit diese Machenschaften beim DMSB beendet werden. Wenn man alle Barzahler zusammenbringen würde, hätte man doch eine Superbasis, um hier mal steuerrechtlich gegen die umstrittene Truppe aus Frankfurt vorzugehen, oder?»

Wie bei vielen Betroffenen neigt sich bei Kruse die Geduld mit dem Verband dem Ende zu. «Seit meinem elften Lebensjahr bin ich Lizenznehmer und frage mich jedes Mal mehr, wofür ich das Geld ausgebe. Benötigt wurde sie immer für Kart-, Automobil, Team-Bewerberlizenz und jetzt 325 € für meine Superkart-Lizenz.
Zwei weitere Knaller gibt es meiner Meinung nach auf den Lizenzanträgen: Warum muss ich als Nicht-Mitglied bei ADAC, DMV oder AvD für die Lizenz mehr bezahlen? Mit diesen Vereinen will ich eigentlich nichts zu tun haben! Dann wird auf den Lizenzanträgen, für Apollo Optik Werbung gemacht, um dort den Sehtest umsonst zu bekommen. Als Sohn eines Optikers finde ich das sehr fragwürdig. Fakt wird sein, dass nicht viele bekannte Fahrer – außer jetzt Bradl und Cortese – laut Kritik äußern. Diese Organisation schikaniert Ihre Mitglieder. Wenn hier mal Attacke gemacht wird, bin ich sofort mit dabei! Als ich noch in der DTM gearbeitet habe, fand ich es widerlich, wenn hochrangige, hauptamtliche DMSB-Funktionäre in der Hospitality meine Lizenzgelder versoffen und verfressen haben. Als dann der damalige DMSB-Generalsekretär oben auf dem Nürburgring aufgetaucht ist, hat es zu dem geführt, was die VLN heute ist – nix mehr für mich und andere Breitensportler.»

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