Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Der «gebrochene» Kenan Sofuoglu (Kawasaki)

Von Sascha Weingrill
Pünktlich vor dem Saisonstart der Supersport-Saison 2017 verletzte sich Kenan Sofuoglu an der Hand – drei Operationen folgten. Zurück im WM-Kampf, brach er sich das Becken mehrfach. Den sechsten WM-Titel verpasste er.

Nach dem Gewinn der fünften Supersport-WM in der Saison 2016 zählte Kenan Sofuoglu auch für 2017 zum absoluten Favoriten auf diesen Titel.

Doch: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Bei einem Trainingsunfall auf seiner privaten Motorsport-Ranch in der Türkei, zog sich Sofuoglu einen Bruch nahe des Kahnbeins zu. Er verpasste dadurch die Wintertrainings in Jerez und Portimao, bevor man sich gegen eine konservative Heilung und somit für eine Operation entschied. Von diesen Operationen musste Sofuoglu sogar drei über sich ergehen lassen.

Dadurch verpasste er den Saisonstart auf Phillip Island und musste auch in Buriram/Thailand passen. Erst beim dritten Saison-Event im MotorLand Aragón konnte sich der Türke auf seine Kawasaki ZX-6R schwingen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Führende in der WM, Roberto Rolfo (MV Agusta), 30 Punkte auf dem Konto – der Rückstand angesichts der verpassten Rennen überschaubar.

Sein Plan schien aufzugehen: Zweiter in der Superpole, im Rennen ständig in der Spitzengruppe. Doch nach einigen Runden stürzte Federico Caricasulo (Yamaha) per Highsider. Dessen Maschine landete direkt vor Sofuoglus Vorderrad und räumte den fünffachen Weltmeister aus dem Rennen. Erneut stand ein Nuller zu Buche. Nach dem Rennen betrug der Rückstand 45 Punkte auf WM-Leader Lucas Mahias (Yamaha).

Mit ausreichend Frust und Motivation legte der 33-Jährige ab dem Meeting in Assen bis zum Rennen in Portimao eine beeindruckende Serie hin. Fünf Siege und ein zweiter Platz in sechs Rennen ließen die Konkurrenz erblassen. Dabei demütigte der starke Türke die Gegner teils, wie beim Assen-Wochenende: Er gewann die Superpole und fuhr einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ein, ohne sich auch nur annähend mit anderen Piloten auf Kämpfe einzulassen.

Nur auf dem Lausitzring musste er sich Sheridan Morais (Yamaha) um knapp vier Zehntelsekunden geschlagen geben. Dem Ziel, erneut den Supersport-Titel zu holen, kam er mit diesem Erfolgslauf trotz des völlig misslungenen Saisonauftakts immer näher. In Portimao setzte er sich gegen Ende des Rennens an die Spitze und gewann letztlich ungefährdet. Mit diesem Sieg setzte er sich mit 145 Punkten erstmals in dieser Saison an die Spitze der WM-Tabelle und ließ den bis dahin Führenden Mahias hinter sich.

Doch das Unglück ließ nicht lange auf sich warten. In der Superpole von Magny-Cours stürzte Sofuoglu derart schwer, dass er sich mehrere Brüche im Beckenbereich zuzog. Nach eingehenden Untersuchungen war klar, dass die Saison gelaufen war. Sofuoglus Ärzte waren sich darüber einig, eine mehrmonatige Pause einlegen zu müssen, um überhaupt wieder gewohnt belastbar zu sein. Ein vorzeitige übermäßige Belastung oder gar ein Sturz, wurden als lebensgefährlich eingeschätzt. Die sechste WM-Krone verschwand vor den Augen Sofuoglus.

Doch es wäre nicht der gewohnt tapfere Türke, hätte er sich nicht über diese ärztlichen Diagnosen hinweggesetzt. Und so tauchte er nur fünf Wochen nach seinem brutalen Highsider und nach nur zwei verpassten Rennen (Magny-Cours und Jerez) beim abschließenden Rennen in Katar auf! Es bestand noch eine minimale Chance auf den Titel, denn Mahias führte mit genau 20 Punkten die Supersport-WM vor Sofuoglu an. Sofuoglu startete von Startplatz 4 ins Rennen und überquerte als Dritter den Zielstrich. Mahias hingegen ließ keine Zweifel aufkommen und gewann das Rennen in würdiger Manier.

So konnte Sofuoglu zwar Unmenschliches leisten, den ersten Supersport-WM-Titel für Mahias allerdings nicht mehr verhindern. Der 30-jährige Türke hat nun ausreichend Zeit zur Regeneration und wird auch 2018 den Kampf um den sechsten WM-Titel im Puccetti-Kawasaki-Werksteam aufnehmen.

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