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Mit Honda: Christian Stange über das «größte Wunder»

Von Ivo Schützbach
Der 20-jährige Christian Stange wird für das Team Lorini Honda, 2019 unter dem Namen Gemar Ciociaria Corse am Start, die Supersport-WM bestreiten. Das große Interview mit dem einzigen deutschen Fahrer in dieser Klasse.

Christian Stange sprüht nur so vor Energie, als er sich mit Freundin Josi im Schlepptau im Media Center des Buriram International Circuit in Thailand mit SPEEDWEEK.com zum Interview trifft. «Es ist gar nicht so heiß hier, wie ich befürchtet habe», schmunzelte der Sachse angesichts 43 Grad Celsius im Schatten. «Ich bin so heiß, dass ich einen Pullover brauche, wenn ich ins Media Center komme. Ich bin vorbereitet. Über den Winter bin ich viel Motorrad gefahren, nur die letzten zwei Wochen saß ich nicht auf dem Moped.»

Ende letzter Woche einigte sich Stange mit Gemar Ciociaria Corse, dem Honda-Team von Livio Lorini, er wird die restliche Saison statt dem Italiener Gabriele Ruiu fahren. Nach seinen fünf Einsätzen in der Supersport-WM 2018 für Go Eleven Kawasaki, bei denen er dreimal in die Punkte brauste, bekommt der talentierte Heidenauer eine weitere Chance und ist 2019 der einzige Deutsche in dieser Klasse.

Das war kein Selbstläufer: Erst am 5. März gaben Christian Stange und das Kawasaki Schnock Team Motorex ihre Zusammenarbeit für die IDM Supersport 2019 bekannt. Seither ist viel passiert.

Christian, wann hast du das Angebot von Lorini erhalten?

Livio Lorini hat mich letzte Woche Donnerstag angerufen und mich gefragt, ob ich für ihn fahren würde. Ich sagte ihm, dass ich bereits einen Vertrag habe, aber Interesse hätte. Also kamen wir über mehrere Tage ins Gespräch und machten alles dingfest. Auf dieses Wunder habe ich monatelang gewartet.

Nach dem ersten Telefonat mit Lorini hast du direkt Kawasaki-Teamchef Rainer Schnock angerufen und um Erlaubnis gefragt?

Zuerst habe ich eine Nacht drüber geschlafen um herauszufinden, was mein Bauchgefühl sagt. Als ich aufstand habe ich Rainer Schnock und Roman Raschle angerufen und ihnen von dem Angebot erzählt. Beide zeigten volles Verständnis für meine Situation. Ich wusste, dass es eine schwierige Entscheidung für sie ist, mich freizugeben. Aber sie wollen mir keine Steine in den Weg legen, ich bin dem Team auch sehr dankbar, dass sie mir das ermöglichen und das Verständnis aufgebracht haben.

Mit Luca Grünwald fand das Team schnell einen Nachfolger für dich?

Ich habe ihnen ein paar Fahrer vorgeschlagen, und versucht zu helfen wo ich kann. Luca lag nahe, er hatte noch keinen Platz und ist ein schneller Fahrer. Wir profitieren beide davon: Ich kann WM fahren und er hat einen guten Platz in der IDM. Ich hoffe er zeigt den anderen, was ich auf der Kawasaki gezeigt hätte.

Wie kam Lorini auf dich?

2017 bekam ich von Kevin Wahr den Kontakt und er stellte mich auf dem Lausitzring Lorini vor. Seit damals haben sie mich beobachtet, es hat aber nie vom Budget gepasst, dass ich unterschreiben konnte. Jetzt kam alles zusammen.

In der Supersport-WM verlangen die meisten Teams 100.000 bis 250.000 Euro von ihren Fahrern. Wie konntet ihr euch finanziell so schnell einigen?

Ende letztes Jahr habe ich mit meinen Sponsoren über die WM gesprochen, wir machten damals eine grobe Budgetplanung. Für die IDM war das dann natürlich weniger, also sprach ich noch mal mit allen und sie haben alle noch mal in die Tasche gegriffen, dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar. Auch mein Papa hilft. Und das Team sprach mit Hauptsponsor Gemar, sie legten für mich einen Riesenbatzen drauf, so wurde es eine finanzierbare Sache.

Du hast ein faires Angebot vom Team bekommen?

Fair ist untertrieben. Es ist super, super, super. Ich muss dem Team, dessen Hauptsponsor Gemar und meinen Sponsoren danken.

Wer unterstützt dich besonders?

Das sind die Firmen Creaface, Lacknorris, X-Lite Nolan Group Deutschland, mannia.ch, ADAC Sachsen, Team und Familie, Erika & Kurt Tattoo, KKD Motorcycle Wear, B2BA Clothing, Stealth Development, Powerface Holzknieschleifer und Careflon.

Honda hat mit Lorini, Buckmaster und Racedays nur noch drei Teams, das letzte Rennen wurde im Oktober 2016 gewonnen. Kyle Smith wurde letztes Jahr Achter in der Weltmeisterschaft, fast alle schnellen Fahrer sitzen auf einer Yamaha. Wie gehst du damit um?

Ich hatte in meiner Karriere noch nie die besten Motorräder, es hat immer was gefehlt. Aber ich bin zufrieden mit dem was ich habe, und freue mich darauf die Honda zu fahren. Klar, Yamaha ist gut aufgestellt. Aber dadurch, dass wir jetzt die Einheitselektronik haben und die Honda etwas mehr getunt werden darf, ist der Unterschied nicht mehr so groß.

Ich muss mir Zeit geben in der WM, mein Hauptproblem ist, dass ich einige Strecken nicht kenne. Dieses Wochenende muss ich ein Gefühl kriegen, ich kenne das Motorrad nicht. Deshalb kann ich jetzt auch kein Ziel formulieren. Natürlich will ich irgendwann der beste Honda-Fahrer sein. Ich verfolge das Ziel Weltmeister zu werden, deshalb machen wir das hier. Ich will nicht nur mitfahren.

Welche Strecken sind neu für dich?

Buriram, Aragon, Imola, Jerez und Donington Park.

Du bist noch nie bei so heißen Bedingungen wie in Thailand gefahren, im Schatten hat es über 40 Grad Celsius. Bist du fit genug?

Nach dem letzten WM-Lauf in Katar gab ich mir zwei Wochen, um runter zu kommen. Danach habe ich konsequent trainiert und das Pensum erhöht, ich bin jetzt fitter als letztes Jahr, als ich in die WM einstieg.

Der Gedanke, zurück in die IDM zu gehen, war schwer für mich. Ich habe immer gehofft, dass mich jemand anruft. Viele Leute haben mir gesagt, dass sich nach den Rennen in Australien und Thailand viel ändern wird und ich ruhig bleiben soll. So kam es letztendlich.

Wenn man nicht weiß wofür man trainiert, dann ist das mental schwierig. Aber jetzt macht es sich bezahlt.

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