Toth-Barbera-Skandal: Fortsetzung der Schlammschlacht
Hector Barbera und das Toth-Team auf Phillip Island
Es ist davon auszugehen, dass der Vorfall noch ein juristisches Nachspiel haben wird. Nach Startplatz 12 in der Superpole am Samstag verweigerte Héctor Barberá in Aragón die Arbeit und tauchte am Rennsonntag nicht mehr an der Rennstrecke auf – dafür aber die Guardia Civil, die geradewegs in die Box des ungarischen Toth Teams marschierte. Teambesitzer Imre Toth hatte die Yamaha R6 als gestohlen gemeldet.
Der Ungar macht keinen Hehl daraus, wen er für den oder die Täter hält. Das Problem: Toth kann es nicht beweisen. «Wie kann auf einer modernen Rennstrecke zwischen 20:45 und 22 Uhr ein Motorrad einfach so verschwinden? Es ist ein Witz, dass im Paddock nur zwei Kameras installiert sind», ärgert sich der frühere Rennfahrer. «Tatsächlich wurde unser Bike auf Wunsch von Barberá von zwei spanischen Mechanikern aus der Box geschoben. Warum ich das weiß? Ich selbst, mein Vater und die anderen beiden Mechaniker unseres Teams waren zum Essen und wir haben die Schlüssel zur Box den Spaniern übergeben.»
Doch ohne Beweise gilt die Unschuldsvermutung.
«Nachdem die Polizei am Sonntagnachmittag ihre Untersuchung in unserer Box beendet hat, rief mich Barberá um 16 Uhr an und sagte, dass das Motorrad an einem sicheren Ort wäre und er verhandeln möchte. Ich solle alleine und ohne Handy kommen. Bitte? Nach seinem zweiten Satz sagte ich, dass ich das der Polizei überlassen werde.»
«In spanischen Medien sagte Barberá, dass das Motorrad aus finanziellen Problemen, oder weil es defekt sei, nicht in der Box war – das ist eine schlichte Lüge! Wir haben immer ausreichend Ersatzteile dabei, um das Bike immer wieder fahrbereit zu machen, egal wie schlimm es bei einem Crash zerstört wurde. Er hat keine Session verpasst, weil die Yamaha nicht bereit war.»
Barberá behauptete unter anderem, dass der Motor über seiner Laufzeit war und zu wenig Leistung hatte. Ein anderer Motor war so alt, dass er gleich kaputt ging.
«In Spanien kann er das natürlich besser verkaufen. Unsere R6 wurde in jeder Hinsicht perfekt von YART aufgebaut und war schneller als die Werksmotorräder. Die Ergebnisse sprachen für sich. In zwei Rennen hat er mit unserer angeblich miesen Karre mehr Punkte eingefahren, als 2018 in drei Rennwochenenden mit Puccetti Kawasaki.»
«Ein Supersport-Motor hält 2000 bis 2500 km ohne spürbaren Leistungsverlust. Schon vor dem ersten Training wollte er mit dem Motor nicht mehr fahren, weil er alt, zu langsam und zu gefährlich für ihn sei. Aber der Motor war nur 1350 km gelaufen und hatte gerade mal ein PS weniger als zu Beginn. Vor Aragón haben wir einen Prüfstandstest durchgeführt. Wir bauten dann einen neuen Motor ein, bei dem nach acht Runden ein Ventil brach – so etwas kann bei einem Rennmotor passieren.»