Ducati boomt: Kawasaki-Siegfahrer De Rosa flüchtet
Raffaele De Rosa: «Ich mag die Ducati»
In der am Wochenende 8.–10. April in Aragon beginnenden Weltmeisterschaft sind dank der Hubraumerweiterung in der Supersport-Klasse Ducati und Triumph als neue Hersteller dabei, MV Agusta wird erstmals mit der F3 800 antreten.
Die Panigale 955 V2 von Ducati erfreut sich bei den Rennställen großer Beliebtheit. Die Superbike-Teams Aruba.It (Nicolo Bulega) und Barni (Oli Bayliss) setzen in der mittleren Kategorie ein Motorrad zusätzlich ein. Die Teams Althea (Federico Caricasulo) und D34G (Filippo und Federico Fuligni) kommen ebenfalls neu hinzu. CM Racing (Max Kofler) hat von Yamaha auf Ducati umgesattelt und Orelac kommt von Kawasaki.
Der Wechsel von Orelac ist überraschend. Denn Fahrer Raffaele De Rosa gewann das vorletzte Saisonrennen in Indonesien und beendete damit eine über einjährige Durststrecke von Kawasaki. Außerdem arbeitet Orelac in der Superbike-WM weiterhin mit dem Hersteller aus Japan und wird dort den 19-jährigen Oliver König aus Prag einsetzen.
«Die Regeländerungen führen zu einer Revolution in der Klasse», erzählte De Rosa im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das wird die Karten neu mischen und vermutlich wird es eine Saison dauern, bis sich alle angepasst haben. Wir haben uns für Ducati entschieden, weil das ein neues Motorrad ist und wir mit ihm Raum für Verbesserungen sehen. Ducati will auch nicht nur dabei sein, sondern gewinnen. Und ich mag die Ducati. In Superstock 1000 bin ich im Althea-Team eine Ducati gefahren, das heutige Motorrad ist diesem sehr ähnlich. Bei Kawasaki gibt es für diese Saison kein neues Bike, wahrscheinlich auch nicht für das Jahr darauf.»
Die Basis der Kawasaki ZX-6R geht auf das Jahr 2009 zurück, die modernere ZX-636R wird frühestens für 2023 homologiert. Zahlreiche Experten gehen davon aus, dass sich Kawasaki dieses Jahr in der Meisterschaft sehr schwer tun wird. Tatsächlich haben die Grünen nach dem Verlust von De Rosa und dem Aufstieg von Philipp Öttl in die Superbike-WM (mit Go Eleven Ducati) nur noch einen podestfähigen Fahrer– den jungen Türken Can Öncü.
Immer wieder ist von Leuten wie Yamaha-Rennchef Eric De Seynes zu hören, die Kosten würden mit Motorrädern wie der Ducati oder MV Agusta dramatisch in die Höhe getrieben.
De Rosa widerspricht. «Es wird nicht viel teurer», unterstreicht der Italiener. «Der größte Kostenpunkt sind die Motoren. Für eine Vierzylinder-Maschine brauchst du für eine Saison, inklusive der Tests, sechs bis sieben Motoren. Hinzu kommen die Tuningkosten. Mit Ducati brauchen wir nur halb so viele Aggregate und Tuning ist nicht nötig.»
Intern wird das Orelac-Team dieses Jahr umstrukturiert: Während sich Eigentümer Jose Calero um die Superbike-Truppe kümmert, ist Sohn Nacho für Supersport zuständig. «Nacho möchte auf eigenen Beinen stehen, das jetzt ist eine gute Gelegenheit», verdeutlichte De Rosa. «Außerdem öffnet der Wechsel zu Ducati möglicherweise für die Zukunft eine andere Türe bei den Superbikes.»
Den ersten Test hat das Orelac-Team auf Ende Februar in Portugal angesetzt, entweder in Portimao oder Estoril.