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Kenan Sofuoglu: Türkei-Sieg überstrahlt WM-Niederlage

Von Ivo Schützbach
Seit 2002 fährt Kenan Sofuoglu (Kawasaki) Motorradrennen in Europa. In Istanbul konnte der dreifache Supersport-Weltmeister erstmals vor heimischem Publikum gewinnen.

Istanbul-Sieger Kenan Sofuoglu wurde von seinen Fans so lautstark empfangen, wie es normal nur Superstars wie Valentino Rossi oder Max Biaggi zuteil wird. Zeigten die Türken an der Pressekonferenz der Superbike-Fahrer zwei Stunden zuvor kaum Interesse, wollte bei der Kenan-Show jeder dabei sein. «Die Fans wissen, dass Superbike die Topklasse ist», grinste der Kawasaki-Pilot. «Aber es interessiert sie nicht sehr. Sie sind wegen mir hier. Seit vielen Jahren warten die Türken darauf mich zu sehen, jetzt hat es endlich geklappt. Klar schauen sie sich auch die Superbike-Rennen an. Für die Fans war es aber das Wichtigste, mich zu sehen.»

«Ich habe in dem Rennen nie aufgegeben, habe alles getan, um hinter ihm zu bleiben», sagte Sofuglu zu seinem epischen Kampf mit WM-Leader Sam Lowes, den er mit 0,04 sec Vorsprung für sich entschied. «Ich hoffte, dass er aufgibt, wenn ich den Druck aufrechterhalte. Langsam holte ich zu Sam auf. Ich wusste, dass ich die WM verloren habe. Aber das Rennen in der Türkei zu gewinnen ist wie ein WM-Titel für mich. Nach zwölf Jahren Rennen fahren in Europa bin ich zum ersten Mal in meinem Heimatland. Dieser Sieg ist unbegreiflich!»

«Dass ich dieses Rennen gewinne, war immer unser Traum», unterstreicht der Türke. «Jeder hat von mir erwartet, dass ich die türkische Flagge an die Spitze bringe.» Sogar Kenans Mutter war in der Kawasaki-Box – zu Tränen gerührt.

WM-Leader Sam Lowes muss in den letzten beiden Rennen in Magny-Cours und Jerez nur noch einen Punkt holen, um Weltmeister zu werden. Vorausgesetzt, Sofuoglu gewinnt zweimal. Der Sieg in der Türkei erleichtert es dem Kawasaki-Werksfahrer mit der Niederlage umzugehen. «Mir war schon vor einem halben Jahr klar, dass ich die WM verliere», sagte der erfolgreichste Supersport-Pilot zu SPEEDWEEK.com. «Dass ich mein Heimrennen gewonnen habe, gibt mir für diese Saison genügend Befriedigung. Natürlich bin ich traurig, dass ich die WM verliere. Aber ich kann nicht immer gewinnen – und Sam verdient den WM-Titel mehr als ich.»

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