Weshalb Randy Krummenacher (26) zu den Exoten zählt
Randy Krummenacher gewann seinen ersten Supersport-WM-Lauf in Australien
Seit dem verheerenden Unfall von Pierre Levegh (Mercedes) beim 24h-Rennen von Le Mans am 11. Juni 1955, bei dem 83 Zuschauer starben, sind Motorsport-Rundstreckenrennen in der Schweiz verboten.
Es existiert auch keine Rennstrecke, sehr wohl aber ein Formel-1-Team namens Sauber.
Und während zum Beispiel in Spanien Milch und Honig fließen, was den Motorradrennsport betrifft – es gibt dort mit Jerez, Barcelona, Aragón und Valencia gleich vier Grand Prix und zehn weitere namhafte Rennstrecken von Almeria über Cartagena bis Alcarraz, Monteblanco und Guadix – so sorgen die eidgenössischen Kraftradfahrer aus dem Land der Uhren und der Schokolade seit Jahren immer wieder für erstaunliche Erfolge.
Noch im Vorjahr stellte die Schweiz ein Fünf-Fahrer-Kontingent (Aegerter, Lüthi, Krummenacher, Mulhauser und Raffin) in der Moto2-WM, da brauchten sich die Mitteleuropäer hinter den Spaniern und Italienern nicht zu verstecken.
Und jetzt?
Jetzt führen mit Tom Lüthi (Moto2) und Randy Krummenacher (Supersport-WM) sogar zwei Schweizer in zwei der fünf namhaftesten «Motorcycle Road Racing World Championships».
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist ungefähr so, als würde ein Niederländer, Tunesier oder Malaysier den Ski-Weltcup dominieren.
Lüthi und Krummi sind mit 29 und 26 Jahren nicht mehr die Jüngsten. Und es gibt etliche weitere Gemeinsamkeiten.
Sie eroberten schon mit 14 Jahren die deutschen Rennstrecken, denn daheim standen nur Motocross oder Bergrennen zur Auswahl. Sie dominierten die Gehschule ADAC Junior Cup. Krummi machte sich dafür sogar ein Jahr älter, denn er war noch keine 14 Jahre alt.
Mit den Sponsoren sah es nicht so rosig aus, aber nach den ersten IDM-Erfolgen wurde Elit-Teambesitzer Daniel M. Epp auf Lüthi aufmerksam und Rechtsanwalt Dr. Robert Siegrist auf Randy Krummenacher, so wurden die Wege in die 125er-WM geebnet.
Lüthi und Krummi: Talent und frühe Erfolge
Tom Lüthi kam schon mit 15 Jahren im Jahr 2002 zu den ersten WM-Einsätzen, sein Talent war offenkundig, beim dritten oder vierten Rennen im Regen von Rio stürmte er auf Platz 3 vor. Bis ihn der jugendliche Übermut vom Motorrad riss.
Randy Krummenacher bildete in der IDM 2006 einen Teil des Red Bull KTM Junior-Teams in der deutschen 125-ccm-Meisterschaft, im selben Jahr debütierte er in Donington bereits in der 125er-WM als Ersatz für den verletzten Julián Simón. 2007 stand er beim Barcelona-GP bereits als Dritter erstmals auf dem Podest.
Tom Lüthi hatte inzwischen 2005 die 125er-WM gewonnen, Krummi galt in der Schweiz als sein legitimer Nachfolger als Weltmeister.
Doch daraus wurde nichts.
Randy nutzte im KTM-Werksteam die große Chance nicht, er fuhr später zum falschen Zeitpunkt im falschen Team und auf dem falschen Fabrikat, ließ aber sein außergewöhnliches Können immer wieder aufblitzen.
«Ich war in der ersten Moto2-Saison 2011 nach dem Deutschland-GP WM-Sechster», erinnert sich der Zürcher Oberländer.
Doch es gab Stürze, Verletzungen, Managerwechsel, falsche Personalentscheidungen beim Crew-Chief, es kam zu Lebensmittelvergiftungen, Anzeichen von Burn-out und etliche Teamwechsel, zum Teil vom Regen in die Traufe. Der Druck wurde größer, die Erfolge wurden kleiner.
Nach dem Brünn-GP 2015 entschied sich Krummenacher für die Flucht nach vorne, er führt jetzt im Kawasaki- Puccetti-Team die Supersport-WM nach zwei Rennen (erster und vierter Platz) an. Als erster Schweizer gewann er einen Supersport-WM-Lauf.
Über den WM-Titel 2016 will Randy nicht sprechen. «Mein Ziel sind in jedem Rennen die Top-5», sagt er. Der 26-Jährige weiß aber auch: «Ich bin WM-Leader, es sind die anderen, die Punkte aufholen müssen.»
Kommendes Wochenende ist im MotorLand Aragón Europaauftakt. Krummenacher liegt elf Punkte vor Patrick Jacobsen (Ten Kate Honda) und 13 vor MV-Agusta-Werksfahrer Jules Cluzel.