Lothar John: Nur noch eine Runde
Lothar John (links) und Jim Redman
Es war im Sommer 1952, als der damals 19-jährige Lothar John mit der väterlichen BMW im Odenwald spazieren fuhr. Ein Rennplakat «Odenwaldring-Rennen in Buchen» faszinierte ihn. Flugs meldete er sich ohne das Wissen seines Vaters beim Rennleiter für diese Veranstaltung an. Es sollte der Beginn einer langen Rennfahrerlaufbahn werden, die nun 61 Jahre später unweit der historischen Strecke beim Revival des Odenwaldring-Rennens seinen Abschluss findet.
Der nimmermüde rüstige 80-Jährige bestritt bisher mit seinem Lieblingsmotorrad, einer BMW RS 54, bei vielen Klassik-Veranstaltungen. Mit genau diesem Motorrad holte sich John 1961 seinen ersten Weltmeisterpunkt mit einem sechsten Platz beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring. Doch dies war erst der Auftakt für die zahlreichen Rennen, die er bis Mitte der 1970er Jahre fuhr.
Herausragende Ergebnisse waren sein zweiter Platz hinter Weltmeister Kent Andersson, ebenfalls beim Grand Prix von Deutschland 1969 in der Viertelliterklasse und ein neunter Platz im Gesamtklassement am Ende der Saison. Zwei Jahre später landete er auf dem 12. WM-Rang in der Königsklasse bis 500ccm mit drei Top-10-Plätzen, nur die ersten Zehn bekamen damals WM-Punkte. Zwei Deutsche Meistertitel und drei Vize-Meisterschaften rundeten die über 20 Jahre dauernde Rennkarriere des in Schriesheim bei Heidelberg beheimateten Bergsträßlers ab.
Lothar John blieb bis heute dem Motorsport treu. Von vielen Veranstaltern wurde er eingeladen einige Runden mit der äußerst seltenen BMW vom TYP RS 54, von der in ihrem Entstehungsjahr 1954 nur 20 Exemplare gebaut wurden, zu drehen. Aber viel wichtiger für ihn war das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Konkurrenten, aus denen sich im Laufe der Zeit herzliche Freundschaften entwickelten. Besonders durch seine plakative Art, die wirklich abenteuerlichen und interessanten Geschichten aus der aktiven Rennfahrerzeit zu erzählen, war beim abendlichen Grillen ein Logenplatz besonders begehrt.
Nun schließt sich der Kreis. In der Nähe von Buchen drehte John die Auftaktrunde seiner Laufbahn und 2013 will er die Abschlußrunde zum 6. ADAC Odenwaldring Klassikrennen (7. bis 9. Juni) in Walldürn auf dem Flugplatz drehen. Schwer fällt ihm der Abschied vom aktiven Rennsport nicht, denn die Atmosphäre der Klassik-Veranstaltungen wird er weiterhin genießen, nur die Rennmaschine will er in Zukunft nicht mehr bewegen. Man nimmt ihm diese Aussage auch ab, denn mit 80 Jahren braucht man nach einem solch aufregenden und erfüllten Rennfahrerleben kein Comeback mehr.