Stendal: Wie Bernd Hiemer Deutscher Meister wurde
Bernd Hiemer wurde mit zwei Siegen Deutscher Meister
Vier Punkte Rückstand auf Lukas Höllbacher – der Titel war für Bernd Hiemer in Stendal zum Greifen nah. Der Leutkircher musste «nur» beide Läufe gewinnen. Selbst wenn Höllbacher jedes Mal Zweiter wird, würde der Schwabe sechs Punkte auf den Österreicher gutmachen und sich mit zwei Punkten Vorsprung den Titel «Internationaler Deutscher Supermoto Meister 2014» ans Revers heften können. So der Plan. Und nach den starken Vorstellungen bei den letzten Veranstaltungen ließ der Bauerschmidt-KTM-Pilot keinen Zweifel offen, dass er diesen auch in die Tat umsetzen wird.
Am Samstag regnete es zwischenzeitlich so stark, dass der Offroad-Teil für den Rest des Wochenendes geschlossen werden musste. In Führung liegend hatte Hiemer im Qualifying in der schnellen Rechts gut 5 Minuten vor Schluss einen ordentlichen Abflug, bei dem der Lenker brach und er anschließend tatenlos zusehen musste, wie Bauer, Class und Höllbacher an ihm vorbeizogen.
«Natürlich wäre es mir lieber gewesen von Pole zu starten, aber ich habe mir keine Sorgen gemacht, da ich wusste, dass ich noch eine gute Reserve hatte, die ausgereicht hätte, um mich an die Spitze zu setzen. Es war also kein Grund zur Beunruhigung gegeben», ließ der neue Deutsche Meister wissen.
Hiemer strotzte in den letzten Wochen vor Selbstbewusstsein und war dabei gleichzeitig locker wie nie und absolut fokussiert. Die Zusammenarbeit mit Bauerschmidt und Metzeler hat ihm gut getan. Metzeler hat für das Final-Wochenende auch einen Satz neue Reifen für das Schmalkaldener Team gebacken, was dem zweifachen Meister einen Extra-Motivationsschub gab. «Ich wollte den Titel haben und wusste, dass ich es kann. Ich habe mir nach dem Regen die Strecke am Samstagabend dreimal angesehen und jede einzelne Bitumenfuge genau angeschaut und mir eine Linie gesucht. Auf Bitumen ist es im Regen wie auf Eis. Wenn du auf dem Bitumen bist und du nur ans Bremsen denkst, liegst du schon. Am Sonntagmorgen bin ich die Strecke nochmals abgegangen und habe meine Linie nochmals überprüft. Danach habe ich versucht, mich nicht ablenken zu lassen und mich ganz auf das Rennen konzentriert», gewährte der zweifache Weltmeister Einblick in seine akribische Vorbereitung. Sogar das Handy war ausgeschaltet. Wer den Allgäuer kennt, weiß, welch drastische Maßnahme das war und welche Entschlossenheit dies signalisierte.
Die Vorbereitung lohnte sich
Dies alles machte sich bezahlt. Im ersten Lauf, in dem die S1-Klasse bis 450 ccm alleine startete, flog Hiemer dem Feld davon. Seine schnellste Runde war fast 2 Sekunden schneller als die zweitschnellste Zeit durch Höllbacher. Wenn sich die beiden sonst die 1/100 Sekunden um die Ohren hauen, war das eine andere Galaxie. «Ich war total erstaunt und habe mich im Rennen nach einigen Runden mal umgeschaut, um zu sehen, was da los ist. Warum Lukas Höllbacher so weit hinter mir sein soll. Ich habe gedacht, das kann nicht sein, die Box signalisiert mir etwas Falsches, weil ich mich nicht so schnell gefühlt und auch noch Reserven hatte», zeigte sich Hiemer überrascht, nachdem er den ersten Lauf souverän nach Hause fuhr. Damit war Hiemer auf einen Punkt an Höllbacher dran. Sein Plan funktionierte bisher. Für die Zuschauer war es auch einfach: Wer von den beiden im zweiten Rennen als Erster ins Ziel kommt, ist Meister.
Hiemer war nur einmal in Gefahr
Im zweiten Lauf, gemeinsam mit der hubraumoffenen Klasse S2, leistete Höllbacher deutlich mehr Widerstand. «Am Start sind Lukas und ich schon zusammengefahren und auch in der ersten Runde noch mal. Ich bin einen guten Meter über das Vorderrad gerutscht und hatte richtig Glück, dass ich nicht gestürzt bin. Nach drei, vier Runden hatte ich mich dann wieder sortiert und geschaut, wo ich schneller als Lukas kann und ihn dann auch kassiert», freute sich Hiemer. Er überholten noch Bauer und Class aus der S2. Danach konnte er eine Sekunde schneller fahren und kontrollierte einen Vorsprung von ungefähr drei Sekunden, der nur einmal beim Überrunden auf 1 Sekunde schrumpfte.
Mit seinem Sieg holte Hiemer drei Punkte mehr als Höllbacher und zog an ihm vorbei. «Eigentlich war ich ganz ruhig, aber vor dem ersten Lauf hat mein Puls genauso geschlagen wie damals bei meiner ersten Weltmeisterschaft vor dem entscheidenden Rennen. Und damals war ich supernervös. Aber danach war ich sehr fokussiert und in meinem Tunnel. Ich habe zwar gemerkt, dass mir viele Leute auf die Schulter geklopft haben, aber ich habe gar nicht genau mitbekommen wer. Ich kann nicht verstehen, warum es so einfach gegangen ist. Das ganze Rennen und die Zeiten waren für mich eigentlich super relaxt. Die neuen Metzeler-Reifen haben super funktioniert. Im Moment habe ich es noch gar nicht so richtig realisiert. Aktuell habe ich über 60 neue Nachrichten, die ich abhören und beantworten muss. Das kommt erst zwei bis drei Wochen später. Im Moment bin ich gut drauf wie nach jedem guten Rennen. Ich bin wirklich froh, mit Bauerschmidt zusammen arbeiten zu können und auch wie sie mich in der Saison unterstützt haben. Diesen Titel habe ich auch meiner Familie zu verdanken. Und allen Freunden, die an mich geglaubt haben und mir Kraft und Selbstvertrauen gegeben haben.»
Die Ergebnisse zum Download
Resultate S1, 1.Lauf
Resultate S1, Gesamt
Resultate S1, Meisterschaftsstand
Resultate S1/S2, 2.Lauf
Resultate S2, 1.Lauf
Resultate S1, Gesamt
Resultate S2, Meisterschaftsstand