SM-DM, Schaafheim: KTM-Ass Hiemer breit wie ein LKW
Bereits in den Rahmenrennen zeigte sich, dass die Startposition entscheidend für das Rennergebnis sein wird, da auf der engen und winkligen Kartbahn in Schaafheim überholen praktisch unmöglich ist.
Ausgerechnet auf einer solchen Piste, verpatzte der im ersten Lauf der S1-Klasse bis 450 ccm von der Polposition ganz rechts außen startende Bernd Hiemer einen schlechten Start. «Ich habe beim Start gut reagiert, aber das Vorderrad ist früh gestiegen und ich musste Gas wegnehmen. Dabei bin ich etwas nach links zu Lukas Höllbacher gekommen, der auf gleicher Höhe war und versuchte mir den Weg abzuschneiden», erklärt Hiemer.
Während sich die Lenker der beiden Titelaspiranten berührten, profitierte der von Platz 3 gestartete Marc-Reiner Schmidt von der Kabbelei und konnte sich in der ersten Kurve in Führung quetschen. Höllbacher und Hiemer folgten dem Hegauer – die drei Supermoto-Könner liessen sich mit einem Handtuch zudecken, so dicht waren sie beieinander.
Insbesondere Hiemer, der in der Meisterschaft Punkte auf Höllbacher gutmachen muss, übte Druck auf den Österreicher aus und versuchte diesen in einen Fehler zu treiben. Allerdings erfolglos. «Ich habe mir einen Plan zurecht gelegt und wollte bei Höllbacher in der letzten Runde in der 180°-Kurve vor Start-Ziel hineinbremsen. Ich habe die Runden davor gemerkt, dass meine Metzeler-Reifen gegen Rennende mehr Grip hatten», meinte KTM-Pilot Hiemer. «Ich wollte eng innen rein und habe gedacht, dass ich die Linie halten und damit vor Lukas kommen kann. Leider habe ich mich verzählt und die Zielflagge kam eine Runde zu früh.»
Sein Fehler hat den Leutkirchener vielleicht wichtige Meisterschaftspunkte gekostet!
«Ich war im ersten Lauf von meinem Start überrascht, da ich momentan beim Start immer etwas Probleme habe. Aber ich bin Zweiter gewesen und Bernd war hinter mir, was für die Meisterschaft wichtig war. Ich habe keinen Fehler gemacht und Bernd konnte nicht an mir vorbei», frohlockte Lukas Höllbacher. «Ich habe auf Schmidt nicht so sehr gepusht, weil das für die Meisterschaft keine Bedeutung hat.»
Pünktlich zum zweiten Lauf fing es an zu tröpfeln. KTM-Bauerschmitt-Pilot Hiemer hat aus dem ersten Lauf gelernt und setzte sich in der ersten Kurve kompromisslos in Führung. «Ich habe gemerkt, wie schwierig überholen hier ist. Durch den Regen war es extrem schwierig zu fahren und wir hatten ständig kleine Rutscher. Mir war klar, dass ich hier nur verlieren kann. Also habe ich es etwas langsamer angehen lassen», sagt Taktikfuchs Hiemer. «Dort, wo man eventuell hätte überholen können, habe ich mich breit wie ein LKW gemacht und es hat gereicht.»
Stolz auf seinen Sieg war der 31-Jährige nicht. «Ich habe mich fast geschämt, wie langsam ich dort an der Spitze vor den anderen hergefahren bin. Es wäre sicherlich eine Sekunde pro Runde schneller gegangen», grinst Hiemer. «Aber hätte ich in Führung liegend gepusht und das Ding weggeschmissen, hätte jeder gesagt 'was für ein Depp'. Also habe ich mich breit gemacht und Gas rausgenommen. Das Resultat zählt und ich konnte Lukas einen Punkt abjagen.»
«Mein Teamkollege aus der S2-Klasse, Markus Class, der in den ersten Runden direkt hinter Hiemer lag, hat mich vorbei gelassen, damit ich Hiemer attackieren konnte», berichtete Höllbacher. «Ich habe alles probiert, um an Hiemer vorbeizukommen, aber er hat keinen Fehler gemacht. Auf der Strecke ist es schwierig zu überholen, und das Wetter hat dabei das seinige noch dazu beigetragen. In der Summe bin ich mit dem zweiten Platz zufrieden.»
Die Meisterschaft wird sich nun beim Finale Mitte September in Stendal entscheiden. «Es sind jetzt noch 4 Punkte Vorsprung, es wird sicherlich ein interessantes Finale», weiss der junge Österreicher.
Der nur gelegentlich in der DM startende KTM-Pilot Marc-Reiner Schmidt (1./3.) fuhr mit den beiden Titelaspiranten auf Augenhöhe, versuchte sich aber aus dem Meisterschaftskampf herauszuhalten. «Das Wochenende hat mir einen Riesenspaß gemacht», strahlte Schmidt. «Ich habe mich auf meinem Motorrad und der Strecke wohl gefühlt. Der Start-Ziel-Sieg im ersten Lauf war eine feine Sache.»
«Im zweiten Lauf bin ich in der ersten Kurve mit meiner Hinterradbremse bei einem anderen Fahrer hängen geblieben und dadurch etwas zurückgefallen. Ich konnte wieder etwas vorfahren und zu dem Dreierzug vor mir aufschließen. Eingangs Offroad bin ich dann beim Überrunden gestürzt. Ich habe mich dann mit dem 3. Platz in der S1 zufrieden gegeben. Ich wäre vielleicht mit der Brechstange noch weiter vorgekommen, aber es geht da vorne um die Meisterschaft und für mich geht es um die Schweitzer Meisterschaft» erklärt Schmidt, der wie Hiemer an diesem Tag 45 Punkte einheimste.
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