Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

KTM-Premiere von Chris Stange: Dann kam der Shut-down

Von Ivo Schützbach
Christian Stange hatte das Glück, dass er mit dem KTM-Team Freudenberg je drei Tage in Almeria und Portimao testen konnte, bevor in Europa der Notstand ausbrach. Seine Eindrücke von der WM-Klasse Supersport 300.

Viereinhalb Testtage haben die vier Fahrer des sächsischen KTM-Teams Freudenberg Anfang März absolviert. Während es für Jan-Ole-Jähnig, Max Kappler und Oliver König darum ging, sich an die neue Einheitselektronik und Slick-Reifen von Pirelli zu gewöhnen, war für Christian Stange alles neu.

Der 21-Jährige war die letzten zwei Jahre in der Supersport-WM auf einer zirka 130 PS starken Honda und Kawasaki auf unterlegenem Material unterwegs, in 15 Rennen gelangen ihm fünf Punkteränge. Sein Glanzstück: Platz 13 im letzten Jahr in San Juan/Argentinien.

«Ich flog nach Spanien, hatte mal was von Corona gehört, kam zurück und die Grenzen waren dicht», erzählte Stange. «Ich war überrascht, weil ich nach dem Test nach Italien zum Trainieren wollte. Das Einzige, was für uns nicht komplett stattgefunden hat, war der Test in Almeria, weil die Strecke aufgrund des extremen Winds für eineinhalb Tage geschlossen war. Das war brutal.»

Sein Roll-out mit der 45 PS starken KTM RC390R beschrieb der Sachse im Gespräch mit SPEEDWEEK.com folgendermaßen: «Das ist was ganz Anderes und Eigenes, aber es macht viel Spaß. Ich habe ja die ganzen Nachwuchsklassen übersprungen und fuhr nur mit der Zweitakt-Aprilia im Junior-Cup. Deswegen ist das Neuland, ich fuhr ja gleich Supersport 600. Normal, wenn ich lange nicht auf dem Motorrad saß, denke ich mir, dass das alles echt schnell ist. Das Gefühl hatte ich dieses Mal nicht, alles war verhältnismäßig langsam. Dafür ist der Kurvenspeed wesentlich höher. Man bremst viel später und reißt dann den Gashahn vollkommen auf. Das war mein Hauptproblem. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal in voller Schräglage einfach Vollgas gegeben habe – aber es passiert ja letztlich nichts. Man muss die Linie und den Fahrstil komplett ändern, mit den kleinen Mopeds muss man immer hinter der Verkleidung hängen. Das sind alles Sachen, an denen ich gearbeitet habe.»

«Ich darf auch nicht mehr so stark bremsen», ergänzte Stange. «Manchmal habe ich mit 20 bar gebremst mit einer Bremsscheibe und bin bis zum Scheitelpunkt komplett quer in die Kurve gefahren. Aber dann steht das Motorrad und du könntest drei Meter später anhalten und Kaffee trinken. Ich musste lernen, kürzer zu bremsen, gleich wieder ans Gas zu gehen und flüssiger zu fahren. Das wurde Tag für Tag mehr zur Gewohnheit, wir haben auch viel dafür gearbeitet. Am Anfang war es aber schon so, dass ich viel nachgedacht habe, wie ich zu fahren habe. Das Motorrad darf nicht in die Rollphase kommen, das ist ein massiver Unterschied zur 600er.»

Mit den neuen Pirelli-Reifen, erstmals kommen 2020 in der Supersport-300-WM Slicks zum Einsatz, waren die Fahrer aller Fabrikate zwei bis drei Sekunden langsamer. «Wir hatten am Anfang dauernd das Problem, dass der Hinterreifen ausbrach», verdeutlichte der KTM-Pilot. «Das hat viel Vertrauen gekostet und wir mussten viel am Motorrad arbeiten. Mit gebrauchten Reifen war ich am Ende sehr schnell, mit neuen konnte ich es nicht so gut umsetzen.»

Wer ist der Schnellste des Freudenberg-Quartetts? «Das ist schwer zu sagen», überlegte Stange. «Jeder fuhr zu einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Tag mit neuen Reifen. Mal windete es, mal hattest du Windschatten. Wir waren alle innerhalb einer Sekunde. Ich fuhr die langsamste Zeit, fuhr aber auch als Letzter mit neuem Reifen. Am letzten Tag, als Jähnig und ich die WM-Motoren drin hatten und wir mit ungefähr gleich alten Reifen fuhren, waren wir alleine und lagen eine halbe Zehntelsekunde auseinander.»

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