MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Paul Haberland schenkte Nico Koch Platz zwei

Von Thorsten Horn
Paul Haberland

Paul Haberland

Als «Prinz von Stuttgart» 2019 und Rückkehrer in die SX2-Klasse hatte Paul Haberland im Vorfeld der 40. Ausgabe des Supercross in der Schwaben-Metropole vom Sieg gesprochen. Leider wurde daraus nichts.

Zu voll hatte Paul Haberland den Mund im Vorfeld der Jubiläumsausgabe des 40. ADAC Supercross Stuttgart nicht genommen, als er kundtat, seinen SX2-Gesamtsieg von 2019 wiederholen zu wollen. Nach seinem Ausflug in die Top-Kategorie SX1 im vorigen Jahr, kehrte der Deutsche 250er-Vizemeister 2024 in die kleinere Kategorie zurück und ließ diesem Wunschdenken in der altehrwürdigen Hanns-Martin-Schleyer-Halle Taten folgen.

In den Trainings war der damals noch 24-jährige Erfurter, der am 12. November seinen 25. Geburtstag feiert, als bester Deutscher jeweils auch der Schnellste seiner Trainingsgruppe, was die Hoffnungen auf vorderste Plätze nährte.

Nach suboptimalem Start im Freitagsfinale musste sich «Habi» mit dem fünften Platz hinter seinem Trainingspartner und guten Freund Nico Koch aus Braunschweig begnügen. Dazu sagte er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zunächst: «Das war nicht total schlecht, aber auch nichts sehr Gutes. Es war irgendetwas dazwischen.»

Genau genommen befand er sich in einem Dilemma: «Ich lag hinter Nico und hinter mir haben zwei schnelle Fahrer gedrückt. Die Strecke war ohnehin sehr einspurig und hatte nur zwei Stellen, an denen man überholen konnte. Das hatte ich bei Nico probiert, aber wenn zwei Deutsche unter den ersten fünf sind, will man nichts Blödes machen», gab Haberland zu Bedenken. «Umgekehrt musste ich mich auch nach hinten orientieren und Angriffe abwehren. Ich war irgendwie gefangen mit meinen Handlungen. Ich hätte es versuchen können, aber vielleicht wären wir dann beide gelegen und das wollte ich nicht riskieren. Außerdem war es das erste Rennen der Saison, da wollte ich es sowieso etwas ruhiger angehen lassen. Es war eine Position, mit der ich fürs Erste leben konnte.»

Auch am Samstag zog Haberland locker ins Finale ein und hatte dabei schnell eine bessere Ausgangsposition. Bei Rennmitte stürzte er allerdings auf Platz zwei liegend. «Wir sind, glaube ich, an die 100 Runden gefahren. Davon waren bei mir über 90 gut, aber die letzten Runden haben aus einem soliden Wochenende ein weniger gutes gemacht», resümierte er später mit etwas trauriger Stimme.

Der Ort des Geschehens war das unrhythmische und schwere Waschbrett, was für einen Fahrer seines Formats allerdings keine große Hürde darstellte. «Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal in einem Waschbrett gestürzt bin. Dass es dann ausgerechnet in so einem Lauf passiert, in dem man auf Podestkurs liegt, tut natürlich extra weh. Aber so ist es eben», haderte Haberland. «Schade war auch, dass ich fast eine komplette Runde unter dem Motorrad lag, dass Hinterrad drehte und drehte sich, und ich habe das Motorrad aus eigener Kraft nicht von mir wegbekommen. Hätte ich mich schneller befreien und wieder aufstehen können, wäre vielleicht noch ein halbwegs akzeptables Ergebnis drin gewesen.»

An besagtem Waschbrett schieden sich die Geister, denn dieser Schwierigkeitsgrad beim ersten Supercross des Winters in Deutschland war ungewöhnlich und stellte vor allem den zahlreichen, jedoch noch nicht so versierten deutschen Nachwuchs schon in den Trainings und der Qualifikation vor große Probleme. «Klar, war das Waschbrett schwer, aber ich persönlich fand es gut, auch wenn mir dieses zum Verhängnis geworden ist, denn die Strecke war ansonsten relativ einfach. Da hatte wenigstens das sehr weite, hohe und spitze Waschbrett einen gewissen Schwierigkeitsgrad», so die Meinung von Haberland. «Für die Amateur-Supercrosser war es sicherlich die Hölle – das ist eben Supercross. Es waren aber keine schweren Sprünge dabei, das war ein bisschen schade.»

Den ausländischen Supercross-Spezialisten Paroli geboten zu haben, befriedigte Paul Haberland dann aber doch. «Wir haben in Deutschland eine sehr lange Motocross-Saison. Da sind die Franzosen längst schon wieder im Supercross-Modus. Da wundert es nicht, dass sie auch gut in der WSX sind», betonte der 25-Jährige. «Da sind wir ein bisschen hinterher, aber vom Fahrerischen war ich mit mir zufrieden – das war schon ganz gut. Ich denke, Nico und ich haben gezeigt, dass wir vorne mitfahren können. Es ist schade, dass wir in Deutschland nur die zwei Rennen in Stuttgart und Dortmund mit einer langen Pause dazwischen haben. Ich denke, das Potenzial fürs Podest war da, das wäre in Dortmund ein schöner Abschluss.»

Noch nicht sicher ist, ob Haberland im Januar die britische Arenacross-Serie fahren wird. Sicher ist hingegen, dass er sich auf ein weiteres Abenteuer in der indischen Supercross-Serie gedulden muss, denn die ist inzwischen auf Oktober 2025 verschoben.

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