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Das große Supercross-WM-Finale in Las Vegas

Von Thoralf Abgarjan
Vor dem Saisonfinale in Las Vegas lassen wir die 16 WM-Läufe noch einmal Revue passieren. Titelverteidiger Ryan Dungey (KTM) geht als Favorit ins letzte Rennen. Wir analysieren die Gründe seines Erfolges.

Heute, am 6. Mai 2017, wird in Las Vegas der Supercross-Weltmeister des Jahres 2017 gekürt. 17 Wochen lang kämpfte die Supercross-Weltelite um WM-Punkte. Zwischen dem WM-Start am 7. Januar in Anaheim und dem Saisonfinale in Las Vegas hatten die SX-Protagonisten nur ein einziges freies Wochenende.

Ken Roczen (Honda) startete als der große WM-Favorit in die Saison und gewann prompt die ersten beiden Rennen in Anaheim und San Diego. Der Deutsche schien von Beginn an unantastbar zu sein, doch beim dritten WM-Lauf in Anaheim kam er nur auf Rang 7 vom Start weg, arbeitete sich schnell auf Rang 3 nach vorne, um dann 5 Runden lang hinter seinem bislang unterlegen Teamkollegen Cole Seely festzusitzen. Roczen wurde ungeduldig, nahm in einer Rhythmussektion eine Sprungkombination dreifach, statt wie sonst doppelt, und bekam schon in den tiefen Spurrinnen des Absprungs einen derart heftigen Schlag auf das Hinterrad, dass es ihn vom Bike katapultierte. Roczen sprang während der Flugphase vom Motorrad und schlug mit seinem linken Arm am Gegenhang des 4. Hügels so heftig ein, dass er sich einen äußerst komplizierten Trümmerbruch des linken Unterarms zuzog. Beinahe hätte der Deutsche dabei seinen Arm verloren.

Seit seinem Unfall musste Roczen 11 Operationen inklusive einer Spendertransplantation über sich ergehen lassen. Im Moment ist noch völlig unklar, wann der Deutsche auf die Rennstrecke zurückkehren kann.

Während sich Roczen in Anaheim auf dem Weg ins Krankenhaus befand, feierte Titelverteidiger Ryan Dungey (KTM) seinen ersten Saisonsieg und übernahm an diesem Tage auch die WM-Führung. Bis zum Saisonende sollten nur noch zwei weitere Siege folgen, oder besser gesagt: Anderthalb, denn der letzte Sieg in New Jersey wurde ihm von seinem Teamkollegen Marvin Musquin aus taktischen Gründen überlassen, denn Eli Tomac, der zu Saisonbeginn mit seiner Kawasaki haderte, wurde im Verlaufe der Saison immer besser, siegte und stand insgesamt neunmal auf dem obersten Treppchen.

Tomac sah bis vor einer Woche wie der neue Weltmeister des Jahres 2017 aus. Doch ihm fehlt das, was Dungey den Spitznahmen 'Diesel' einbrachte: Konstanz. Crash in Arlington (P15), in Anaheim-2 nur Rang 8. Bei seinem Desaster in New Jersey (P8) verlor er so viele Punkte, dass er jetzt nur noch auf ein kleines Wunder hoffen kann, denn sein Rückstand auf Dungey beträgt 9 Punkte. Wenn Tomac in Las Vegas siegt, dürfte Dungey über Rang 5 nicht hinauskommen, dann wäre er aufgrund der größeren Zahl von Siegen Weltmeister.

Aber das bisher schlechteste Ergebnis von Dungey in diesem Jahr war Rang 4: Nur in Arlington, Daytona und Seattle verpasste er das Podium. Teilweise hat Dungey dafür Aufholjagden durch das gesamte Feld absolvieren müssen. Wenn Dungey heute also Weltmeister wird, dann bestätigt das seine alte These: «Du gewinnst die Meisterschaften nicht an guten Tagen, sondern an den schlechten.»

Dungey hatte in dieser Saison einige schlechte Tage, aber er vermochte es immer wieder, den Schaden zu begrenzen. Ganz im Gegensatz zu Tomac: Er war streckenweise unglaublich schnell - an guten Tagen. Aber wenn es - wie zuletzt in New Jersey - nicht gut lief, verlor er einfach viel zu viele Punkte.

Dungey ist nun in der Favoritenrolle. Sein französischer Teamkollege Marvin Musquin, der ihm in New Jersey Schützenhilfe leistete, steht bereits als WM-Dritter fest. Sollte Dungey in Vegas vor Musquin führen, wird er dem Franzosen den Sieg schenken. Das aber hängt von Tomac ab. Er wird nun alles auf eine Karte setzen. Aber selbst wenn er gewinnt, stehen seine Titelchancen schlecht.

Ryan Dungey wäre in jedem Falle ein verdienter Weltmeister.

Auch in der Ostküstenmeisterschaft wird es heute noch einmal spannend: Jordon Smith (Honda), Zach Osborne (Husqvarna) liegen punktgleich an der Spitze. Joey Savatgy hat nur einen Punkt Rückstand. Die Meisterschaft wird zwischen diesen 3 Piloten entschieden, denn Adam Cianciarulo (Kawasaki) hat mit 14 Punkten Rückstand nur noch Außenseiterchancen auf den Titel.

Spannend wird auch das East-West-Shootout, das einzige Rennen, bei dem die besten Fahrer der Westküste gegen die Piloten der Ostküste antreten.

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