Frank Biela und die schnellen Sechziger
Die Rennsport-Karrieren der beiden Ford-DTM- und Formel 3-Kollegen Frank Biela und Bernd Schneider könnten identischer kaum sein – allerdings nur bis einschließlich 1987. Danach trennten sich die Wege der beiden, und jeder bog auf individuelle Weise auf seine eigene Erfolgsspur ein.
Eigentlich könnte ich meinen Text von den Anfangsjahren der Karriere von Bernd Schneider zu dessen 60. fast komplett übernehmen und bräuchte nur die Namen auszutauschen. Beide fuhren zunächst Kart, danach Formel Ford 1600, erhielten das begehrte Förderpaket von Ford, setzten sich in der Formel Ford 2000 und Formel 3 durch und landeten schließlich im DTM-Ford Youngster-Team.
Sogar der Manager ist derselbe wie bei Schneider – Werner Heinz aus Trier, der mit Biela übrigens seinen allerersten Klienten an Land zog. Schneider kam dann als zweiter Kunde der noch jungen Management-Agentur ein Jahr später dazu. In der Folge versammelte sich unter dem Dach der Heinz-Agentur WHS eine höchst exklusive Kundschaft bis hin zu namhaften F1-Piloten oder Profiboxern wie Henry Maske.
Ab 1988 trennten die die rein sportlichen Wege der beiden Jungtalente, Biela bliebt zunächst bei Ford, Schneider wanderte ab in die Formel 1, behielt aber noch für einige Zeit seinen Ford-Vertrag für punktuelle Einsätze mit dem Sierra Turbo.
Biela hingegen blieb noch zwei weitere Jahre Vollzeit-Ford-Pilot in der DTM. Parallel startete er für das Team von Josef Kaufmann mit einem Martini-VW noch für zwei weitere Jahre in der Formel 3-DM.
Dann zu Beginn der DTM 1990 stand der Wechsel von Ford zum werksunterstützen MS-Mercedes-Team von Jochen Masss und Günther Schons an. «Frankie Boy» fuhr eine solide Saison im neuen Umfeld, schien aber nicht restlos glücklich.
Ich erinnere mich noch sehr genau an jenen Tag beim DTM-Finale 1990 in Hockenheim, wo mich Frank zur Seite zog und mir eröffnete, er habe ein Angebot von Audi für die DTM 1991. «Was meinst du, soll ich das machen oder lieber bei Mercedes bleiben?», fragte er und erwartete meinen Rat. Ich habe ihm damals ohne Umschweife und Abwägungen von Vor- oder Nachteilen gesagt: «Frank, mach das unbedingt, mit Audi hast du eine sichere Zukunft.»
Obwohl er gleich im ersten Audi-Jahr 1991 gegen ein Kaliber wie Titelverteidiger Hans Joachim Stuck antreten musste, ließ ihn an der Mammut-Aufgabe nur wachsen, und am Ende der Saison 1991 hieß der neue DTM-Champion tatsächlich Frank Biela im Audi V8.
Es wurde wie erwartet eine lange und unglaublich erfolgreiche Verbindung. Frank blieb Audi bis zu seinem Karriere-Ende treu und überbrückte den DTM-Ausstieg der Ingolstädter ab 1993 mit Starts in der neuen STW-Serie mit Siegen und dem Gewinn des STW-Weltcups im A4.
Und dann kam ab 2000 das Audi-Sportwagen-Projekt R8 LM für Le Mans und die ALMS, das Frank in den Folgejahren bis einschließlich 2008 gleich zu fünf Le Mans-Siegen verhalf, an denen auch seine Partner Emanuele Pirro, Tom Kristensen und Marco Werner beteiligt waren.
Besser kann ein Umstieg vom Touren- in den Sportwagen kaum laufen, denn auch in der US-Rennserie ALMS feiert Biela mit denselben Partnern zwischen den Jahren 2000 und 2007 zusätzlich noch vier weitere Titelgewinne. Seine aktive Zeit bei Audi klingt in der Folge mit Starts im R8 LMS bei einigen VLN-Rennen am Ring aus.
Gleichzeitig ist er in diverse technische Entwicklungen bei Audi Sport eingebunden und wird nach Ende seiner aktiven Laufbahn als Audi-Markenbotschafter eingesetzt.
In dieser Eigenschaft habe ich Frank dann nach langer Zeit erstmals wieder 2018 beim historischen Rossfeld-Bergpreis in Berchtesgaden getroffen. Er präsentierte dort auf der ehemaligen Strecke der Europa-Bergmeisterschaft wertvolle Exponate aus dem Audi-Museum.
Bei den unumgänglichen Interviews auf der Showbühne im Fahrerlager haben wir beide in Erinnerungen an gemeinsame Jahre geschwelgt, Dabei vermittelte mir Frank den Eindruck eines zufriedenen Sportlers, der alles richtig gemacht hat und der wie sein gleichaltriger Kumpel Bernd Schneider voller Stolz auf ein erfülltes Rennfahrerleben zurückblickt.
Was übrigens auch für das dritte Mitglied der ehemaligen Ford-Boygroup gilt – Manuel Reuter ist zwar gut zwei Jahre älter, kann aber mit seiner Rennsport-Karriere genauso zufrieden sein wie seine Kumpels von damals.
Alle guten Wünsche zum 60., lieber Frank, bleib weiter gesund und genieße das Leben. Ich denke, wir hatten eine verdammt gute Zeit.